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Eine skandaloese Liebesfalle

Titel: Eine skandaloese Liebesfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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überrascht, als sich die Tür hinter ihm schloss. Sie schaute ihn an. Angesichts der plötzlichen Anspannung ihres Körpers war davon auszugehen, dass ihr gerade aufgegangen war, was es hieß, verheiratet zu sein. Dass sie mit ihm allein war, und dass niemand da war, der über sie und die Wahrung des Anstands wachte.
    Niemand, der ihm sagen konnte, was er zu tun und zu lassen hatte.
    Sie lächelte ihn an, ganz wie es sich gehörte, ein beseeltes Brautlächeln - es war ihre Methode, über jede nur mögliche Situation Kontrolle zu erlangen. Und dennoch fühlte er, der es besser wissen müsste - und das ja auch tat -, ein Aufflackern von Glück.
    Er versuchte das Bild einer treuen Gefährtin heraufzubeschwören, aber er konnte sie nicht mehr als eine reine und unverdorbene Frau sehen, nicht mehr ihre herzliche Unbekümmertheit wahrnehmen. Lady Vere hatte dieses Bild ruiniert, verzerrt durch kalte Berechnung.
    Er erwiderte das Lächeln der Frau, die er geheiratet hatte, nicht. Ihm kam der Gedanke, dass der Weg von der Kirche zum Hotel nur zwei Meilen war, aber der Regen behinderte das Vorankommen erheblich. Er hatte genug Zeit, sich genüsslich auszumalen, wie er sie im Hotel in ihrer Hochzeitsnacht nehmen würde.
    Da würde ihr das Lächeln vergehen.
    Mit den Fingern schnippte sie Regentropfen weg, die auf der schimmernden Seide ihres Kleides gelandet wa
    ren. Der Stoff war schwer, züchtig in seiner Strenge und Schlichtheit. Sie war darin eingehüllt, jeder Zoll ihrer Haut unterhalb ihres Kinns war bedeckt. Selbst ihr Haar war unter dem Schleier kaum zu sehen. Aber er wusste ja bereits, wie seine süße Lügnerin völlig entkleidet aussah, nicht wahr?
    Wenn er die Fensterblenden nach unten zog, könnte er sie hier an Ort und Stelle ausziehen, von oben nach unten oder von unten nach oben, ganz, wie es ihm beliebte. Taten zogen bloß Folgen nach sich. Und für sie konnten diese so aussehen: erst Entsetzen und Abscheu, schließlich Erregung. Immerhin: Ihre Nacktheit wäre einzig durch die mit schwarzem Leder bespannten Wände seiner Clarence-Brougham-Kutsche geschützt. Dazu kamen die Laute, die sie machen würde, unter ihm, gedämpft durch das Prasseln der Regentropfen auf dem Dach, das Klappern der Hufe, das Klirren der Kutschen und den ständigen Lärm, der zu London einfach dazugehörte.
    Sie drehte sich um und schaute aus dem Rückfenster. „Ah, sie sind direkt hinter uns.“
    Als ob das irgendetwas änderte.
    Er erwiderte darauf nichts, sondern wandte seinen Kopf der nassen Welt draußen zu, während seine Braut ihm still gegenübersaß und ruhig und sehr gleichmäßig atmete.
    Elissande stand auf dem Balkon ihrer Suite im obersten Stock des Savoy-Hotels. London drang nur als gedämpftes Gemurmel zu ihr. Das Licht der Uferstraße Victoria Embankment spiegelte sich im dunklen Wasser der Themse. Die großen Turmspitzen der Innenstadt erhoben sich groß und dunkel vor den Schatten der Nacht.
    Sie war seit vier Stunden verheiratet.
    Bis zum jetzigen Zeitpunkt würde sie ihre Ehe bestenfalls als einsilbig bezeichnen.
    Und sie würde sie auch als lang bezeichnen.
    Sein Schweigen auf der Fahrt von der Kirche zum Hotel war nervenzehrend gewesen. Dort hatte sie entdeckt, dass weder Lady Kingsley noch Lord Frederick ihnen beim Dinner Gesellschaft leisten würden: Erstere hatte es eilig, zu ihren Gästen zurückzukehren, Letzterer musste, da er vor Kurzem einen Auftrag angenommen hatte, die notwendigen Materialien besorgen, um gleich mit der Arbeit beginnen zu können. Nachdem sie dafür gesorgt hatte, dass Tante Rachel ihr Essen erhalten hatte und anschließend zu Bett gebracht wurde, hatten sie und Lord Vere in einem Privatsalon allein ihr Dinner eingenommen. Nicht ein einziges Wort war über seine Lippen gekommen - außer einem kaum hörbaren „Amen“ am Ende des Tischgebets. Und jetzt dieses endlose Warten in ihrer Suite, das ihr Kopfschmerzen bereitete und sie in Anspannung versetzte.
    Vielleicht waren daran aber auch die drei Gläser Champagner schuld, die sie der Reihe nach getrunken hatte.
    Hätte sie nie das Buch über das Eherecht gelesen, das früher einmal in der Bibliothek ihres Onkels gestanden hatte, würde sie sich jetzt vielleicht sogar freuen, dass sie verheiratet war und in Ruhe gelassen wurde. Aber mit dem Wissen kam die Angst: Eine nicht vollzogene Ehe barg ernste Risiken.
    War ihr Onkel inzwischen nach Highgate Court zurückgekehrt? Hatte er bereits erfahren, was geschehen war und sich an ihre

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