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Eine skandaloese Liebesfalle

Titel: Eine skandaloese Liebesfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherry Thomas
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Geschäfte für die Vogelliebhaber Londons versammelt. Er kam an einem Laden vorbei, in dem lauter Singvögel in Käfigen im Schaufenster standen: Gimpel, Lerchen und Stare, die alle unruhig zwitscherten und tschilpten. Ein anderes Geschäft war voller Holzkisten mit gurrenden Tauben. Falken, Eulen und Papageien verstärkten die Kakophonie. Er war dankbar, wenn er gelegentlich einen Laden passierte, der sich auf Wassertiere oder Kaninchen spezialisiert hatte, beide Arten waren himmlisch leise.
    Jacob Dooley wohnte in der Little Earl Street, in der sich die Menschen auf einem belebten Freiluftmarkt drängten - allerdings konnte Vere nicht viel entdecken, das nicht aus zweiter oder dritter Hand zu haben war. Was eine Frau dieser Tage mit einem Satz Krinolinenringe anfangen sollte, konnte er sich nicht vorstellen. Trotzdem sah er, wie nicht ein solcher Satz, nicht zwei, sondern drei an verschiedenen Ständen als „Gipfel der Mode“ angepriesen wurden.
    Dooleys Wohnung befand sich im obersten Stock eines viergeschossigen Hauses. An der Fassade des Gebäudes warb in großen Lettern der Lebensmittelhändler im Erdgeschoss - „Milchbauer, Metzger, Milchlieferant und Handel en gros“. Das enge düstere Treppenhaus roch streckenweise nach Urin.
    Veres Klopfen brachte einen Mann dazu, die Tür zu öffnen. Er war zwischen sechzig und siebzig, breitschultrig und stark behaart, mit vollem grau-schwarz meliertem Haupthaar sowie einem Bart in demselben Farbmuster. Er stand in der Spaltbreit geöffneten Tür und musterte Vere misstrauisch. Vere hatte sich verkleidet. Er war ein stämmiger Bierkutscher mit einem Bart, der, was seine
    Üppigkeit betraf, dem von Dooley Konkurrenz machen konnte. Seine grobe Arbeitskleidung roch so, wie es erwartet wurde: gleichermaßen nach Pferd und Bierbrauerei.
    „Wer sind Sie? Und warum fragen Sie nach Mrs Watts?“ Dooleys irische Herkunft verriet sich in seiner Sprache.
    Vere hatte eine Antwort parat. Im Liverpooler Dialekt sagte er: „Mrs Watts war die Tante meines Vaters, jawohl, das war sie. So hat es mir wenigstens meine Ma immer erzählt. Mein Vater ist nach London gegangen, wollte bei Mrs Watts leben.“
    Dooleys Augen wurden groß. „Aber Ned war erst ein junger Bursche, als er zu ihr kam, ganz gewiss. Ich, ich habe ihn nie gesehen. Aber Mag - Mrs Watts - hat gesagt, er sei vierzehn gewesen, als er aufkreuzte, und sechzehn, als er ging.“
    „Nun, er hat meine Ma und mich gehabt, bevor er von Liverpool weg ist. Oder wenigstens hat meine Ma es mir so immer erzählt.“
    Dooley trat einen Schritt zurück. „Kommen Sie rein. Ich mache Ihnen eine Tasse Tee.“
    Die Wohnung bestand aus nur einem Zimmer mit einem dünnen gelben Vorhang in der Mitte, um das Bett von dem übrigen Mobiliar zu trennen. Dooley besaß einen erstaunlich schwer aussehenden Tisch, zwei Stühle und ein paar selbst gezimmerte Regale, auf denen in ordentlichen Stapeln Zeitungen und zwei große Bücher lagen - von denen das eine eine Bibel zu sein schien und das andere vielleicht ein Andachtsbuch.
    Dooley goss Wasser aus einem Krug in einen Topf mit einer Handvoll Teeblätter und hängte den behelfsmäßigen Kessel an einen Haken über einen Spiritusbrenner. „Haben Sie Ihre Mutter noch?“
    „Letzten Dezember ist sie gestorben. Kurz vorher hat sie mir von meinem richtigen Pa erzählt. Ich suche nach ihm, seit ich sie beerdigt habe.“
    „Dann haben Sie Glück, mein Lieber“, sagte Dooley, der neben dem Spirituskocher stand. „Das Letzte, was ich von ihm gehört habe, war, dass er ein reicher Mann in Südafrika wurde. Diamanten.“
    Vere hielt für mehrere Sekunden die Luft an. Er blickte Dooley hoffnungsvoll an. „Sie erlauben sich keinen Scherz mit mir, oder, Mr Dooley?“
    „Nein. Das letzte Mal, als ich Maggie sah - Ihre Mrs Watts -, da hatte sie gerade ein Telegramm von ihm bekommen. Er war stinkreich und auf dem Heimweg, um sie zu einer eleganten Dame zu machen. Wirklich, ich habe mich für sie gefreut, aber ich war auch sehr traurig. Ich wollte, dass sie mich heiratet. Sie war zwar ein paar Jahre älter als ich, aber sie war eine gute Frau, ja, das war Maggie Watts. Und sie konnte auch schön singen, ganz gewiss. Aber es war klar: Sie würde einen armen Seemann wie mich nicht haben wollen, wenn ihr Neffe ihr ein prächtiges Haus auf dem Land baute und sie der Königin vorstellte, nicht wahr?
    Ich bin auf einem Dampfer nach San Francisco gefahren, und als ich zurückkam ...“ Dooleys Kinnmuskeln

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