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Eine skandalöse Versuchung

Eine skandalöse Versuchung

Titel: Eine skandalöse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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schließlich sein Gesicht erkennen können. Während sie innerlich kochte, verharrte sie äußerlich in widerwilligem Schweigen.
    Er ließ seine Hand auf der ihren ruhen. Während sie durch die Nacht holperten, streichelte sein Daumen sanft, beinahe geistesabwesend über ihren Handrücken. Sie sah zu ihm auf. Sein Blick war aus dem Fenster gerichtet, und sie war sich nicht sicher, ob ihm seine zärtliche Geste überhaupt bewusst war, weniger noch, ob er sie damit beruhigen wollte.
    Die Berührung wirkte durchaus beruhigend, aber sie änderte nichts an ihrer Wut.
    Eher im Gegenteil.
    Wie konnte er es nur wagen, sich so unsäglich arrogant, so sicher und selbstgefällig aufzuführen, wenn sie gerade seine geheimsten Hintergedanken enttarnt hatte? Er musste doch sicherlich geahnt haben, dass sie sie irgendwann durchschauen würde.
    Die Kutsche bog ab, allerdings nicht in die Green Street, sondern in eine enge Gasse, die mehrere stattliche Häuser von der Rückseite her miteinander verband. Der Wagen blieb ruckartig stehen. Tristan beugte sich vor, öffnete die Tür und stieg aus.
    Sie hörte, wie er mit dem Kutscher sprach, dann wandte er sich um und streckte ihr die Hand entgegen. Sie griff danach und stieg ebenfalls aus. Noch ehe sie sich groß umschauen konnte, hatte er sie durch ein Gartentor geschoben.
    »Wo sind wir?«
    Tristan war ihr durch das Tor hindurch gefolgt und schloss es hinter sich. Sie hörte, wie die Kutsche jenseits der hohen Mauer davonholperte.

    »In meinem Garten.« Er nickte in Richtung des großen Hauses, das am Ende der ausgedehnten Rasenfläche hinter Büschen und Bäumen undeutlich zu erkennen war. »Wenn wir durch den Haupteingang spaziert wären, hätten wir uns eine plausible Erklärung überlegen müssen.«
    »Und was ist mit deinem Kutscher?«
    »Was ist mit ihm?«
    Leonora schnaubte. Sie spürte seine Hand auf ihrem Rücken und ließ sich bereitwillig den Pfad hinauf zwischen den Büschen hindurchlenken. Als sie die dichtesten Schatten hinter sich gelassen hatten, ergriff er ihre Hand und trat neben sie. Der schmale Weg führte sie an den Blumenrabatten vorbei, die diesen Flügel des Gebäudes säumten; Tristan führte sie am Wintergarten und an einem weiteren Zimmer vorüber, das nach einem Arbeitszimmer aussah, bis sie schließlich einen länglichen Raum erreichten, den sie als das Frühstückszimmer wiedererkannte, in welchem seine alten Damen ihr einige Wochen zuvor Gesellschaft geleistet hatten.
    Vor einer zweiflügeligen Verandatür blieb er stehen. »Das hier hast du noch nicht gesehen.« Er legte seine flache Handfläche gegen den Rahmen, genau an der Stelle, wo das Schloss die beiden Türflügel verriegelte. Dann versetzte er der Tür einen kurzen, festen Stoß, das Schloss schnappte auf, und die Türflügel schwangen nach innen.
    »Gütiger Himmel!«
    »Schhhh!« Er schob sie hinein und schloss die Türen. Das Frühstückszimmer lag in tiefem Dunkel. Zu so später Stunde war dieser Teil des Hauses völlig verlassen. Er nahm ihre Hand und zog sie quer durch den Raum hinüber zu den Stufen, die zum Korridor hinaufführten. Er blieb im Halbschatten der Treppe stehen und wandte seinen Blick nach links, wo die Eingangshalle in goldgelbes Licht getaucht war. Leonora spähte an ihm vorbei und konnte nirgends einen Diener oder den Butler entdecken. Er drehte sich um und führte sie nach rechts in einen kurzen, unbeleuchteten Korridor. Am Ende des Ganges streckte er den Arm aus, öffnete eine Tür und stieß sie weit auf.

    Leonora trat ein; er folgte ihr und schloss geräuschlos die Tür.
    »Warte hier«, raunte er ihr zu, dann trat er rasch an ihr vorbei.
    Zartes Mondlicht spiegelte sich auf der Oberfläche eines großen Schreibtischs und beleuchtete den schweren Lehnstuhl dahinter sowie vier weitere Stühle, die im Raum verteilt waren. An den Wänden standen diverse Schränke und Kommoden. Dann zog Tristan die Vorhänge zu, und jedwedes Licht schwand.
    Im nächsten Moment hörte sie das kratzende Geräusch von Zunder und sah eine Flamme aufspringen; sie erhellte sein Gesicht und hob die strengen Konturen seiner Wangen hervor, während er den Docht der Lampe einstellte und das Glas wieder aufsetzte.
    Warmes Licht breitete sich aus und erfüllte den Raum.
    Er sah sie an und deutete auf zwei Sessel, die beim Kamin standen. Dort angekommen trat Tristan an ihre Seite und nahm ihr den Mantel von den Schultern. Er legte ihn beiseite und wandte sich dann dem Kamin zu, in dem die Kohlen

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