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Eine skandalöse Versuchung

Eine skandalöse Versuchung

Titel: Eine skandalöse Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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wartete ab, rechnete mit einer Gegenreaktion, einer instinktiven Abwehr, doch falls diese latent vorhanden gewesen war, so wurde sie von einer Welle plötzlicher Überzeugung und Gewissheit regelrecht überschwemmt.
    Und von einem unbeschreiblichen Glücksgefühl.
    Ihr wurde plötzlich bewusst, dass mit dem Entschluss, sich der Verletzbarkeit bewusst preiszugeben, der Kampf bereits halb gewonnen war. Es war tatsächlich so.
    Sie fühlte sich mit einem Mal völlig unbeschwert und schmiedete spontan Pläne, wie sie Tristan ihre Entscheidung beibringen würde, wie sie ihm die frohe Botschaft am besten verkünden sollte …
    Sie hatte keine Ahnung, wie viel Zeit wohl inzwischen vergangen war, als ihr auffiel, dass Henrietta nicht an ihren Platz vor der Tür zurückgekehrt war.
    Diese Tatsache beunruhigte sie durchaus.
    Henrietta trottete oft des Nachts durchs Haus, aber nie lange. Sie kehrte immer getreulich zu ihrem Lieblingsplatz auf dem Läufer vor Leonoras Tür zurück.
    Doch sie war jetzt nicht dort.
    Das wusste Leonora mit absoluter Sicherheit, noch bevor sie sich ihren Morgenmantel überzog und leise die Tür öffnete, um nachzusehen.
    Nichts.

    Schwaches Licht drang vom Kopf der Treppe den Korridor hinunter; sie zögerte einen Augenblick, dann zog sie den Morgenmantel fest um sich und ging in Richtung Treppe.
    Sie erinnerte sich an Henriettas leises Knurren, bevor diese die Treppe hinuntergetrottet war. Das Geräusch mochte einer streunenden Katze gegolten haben. Andererseits …
    Was, wenn Mountford erneut versuchte, hier einzubrechen?
    Was, wenn er Henrietta etwas antat?
    Ihr Herz machte einen Satz. Sie hatte ihre Hündin bereits, seit diese ein kleines Fellbündel gewesen war; Henrietta war tatsächlich ihre engste Vertraute, die stille Empfängerin unzähliger Geheimnisse.
    Wie ein Gespenst schlich Leonora die Treppe hinunter, während sie sich zugleich ermahnte, nicht überzureagieren. Es war sicherlich nur eine Katze. Es gab etliche Katzen am Montrose Place. Vielleicht waren es gleich zwei, und Henrietta war deswegen noch nicht zurückgekehrt.
    Sie erreichte den Fuß der großen Haupttreppe in der Eingangshalle und überlegte, ob sie eine Kerze anzünden sollte. Im Untergeschoss würde es stockdunkel sein; womöglich stolperte sie gar über Henrietta, die davon ausgehen würde, dass Leonora sie sähe.
    Sie blieb vor dem Beistelltisch an der Rückseite der Eingangshalle stehen und nahm die Zunderbüchse in die Hand, um sich eine der Kerzen anzustecken, die dort auf ihre Verwendung warteten. Sie nahm den schlichten Kerzenhalter in die Hand und schob sich durch die grüne Pendeltür.
    Sie hielt die Kerze vor sich nach oben und schritt den Gang hinunter. Die Wände zuckten um sie herum, als hätte der Lichtschein sie zum Leben erweckt, aber ansonsten war alles so wie immer. Ihre Pantoffeln schlugen sanft gegen den Fliesenboden, während sie am Wirtschaftsraum und der Wäschekammer vorüberging; schließlich erreichte sie die kurze Treppe, die zur Küche hinunterführte.
    Sie blieb stehen und blickte nach unten. Alles war in tiefes Schwarz getaucht, bis auf einige Stellen, die das fahle Mondlicht
beleuchtete, welches durch die Fenster und das kleine Belüftungsgitter oberhalb der Hintertür hereinfiel. Im schwachen Lichtschein vor der Tür konnte sie schemenhaft die zottige Silhouette ihrer Hündin ausmachen; Henrietta lag direkt an der Wand des Flurs und hatte ihren Kopf auf die Pfoten gelegt.
    »Henrietta?« Mit angestrengtem Blick spähte Leonora nach unten in die Dunkelheit.
    Henrietta rührte sich nicht.
    Irgendetwas stimmte da nicht. Henrietta war nicht mehr die Jüngste. In Sorge, der Hund könne einen Schlag erlitten haben, raffte Leonora ihr schleifendes Nachtgewand und rannte die Treppe hinunter.
    »Henriet… oh! «
    Mit offenem Mund blieb sie auf der letzten Treppenstufe stehen - ihr gegenüber stand die Gestalt eines Mannes, der ihr aus dem Schatten heraus entgegengetreten war.
    Das Kerzenlicht flackerte über sein dunkel umrahmtes Gesicht, seine Lippen waren wie zu einem Knurren verzogen.
    Ein plötzlicher Schmerz schoss ihr durch den Hinterkopf; die Kerze fiel ihr aus der Hand. Während sie vornüberstürzte, erlosch alles Licht, und tiefe Dunkelheit senkte sich über sie.
    Einen Augenblick lang glaubte sie, dies läge daran, dass die Kerze ausgegangen war, doch dann hörte sie, wie in großer Ferne Henrietta plötzlich anfing zu bellen und zu heulen. Es war das grauenvollste Geräusch, das man

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