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Eine Socke voller Liebe

Eine Socke voller Liebe

Titel: Eine Socke voller Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Beer
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in den Saal blicken, zu erkennen.
War das nicht Dr. Martin, der Arzt? Sie kennt ihn, aber sie weiß nicht, woher .
    Markus zieht sie weg .
    Sie hört Musik. Zart und schmeichelnd klingt die
wunderbare Musik eines Menuettes .
    Ist das nicht Mozart, der da am Spinett sitzt?
    Markus führt sie zum Tanz. Hat er sich umgezogen? Über
seinem weißen Rüschenhemd trägt er ein schwarzes Cape und seine langen Beine
stecken in einer hautengen, dunklen Hose. Seine stark gegelten Haare sind glatt
nach hinten frisiert .
    Sie selbst trägt ein rotes Ballkleid aus glänzender Seide,
dessen Volants in Stufen über einen weiten, wippenden Reifrock fallen. Eine
Haarsträhne hat sich gelöst und ruht auf ihrem Dekolletè. Sie spürt, wie die
lockige Haarpracht beim Tanzen sanft ihre bloßen Schultern und ihren Rücken
streichelt .
    Plötzlich sind da viele Gäste in festlichen Abendroben .
    Glücklich wiegt sie sich in Markus Armen zum Takt der
Musik bis Markus sie von sich schiebt .
    Etwas hilflos steht sie in einer langen Reihe den fremden
Männern und Frauen gegenüber. Sie sucht Markus. Immer, wenn sie ihn erblickt
hat, verschwindet er ebenso schnell wieder vor ihren Augen .
    Eine Polonaise beginnt. Sie will nicht mit den anderen
Vampiren tanzen. Sie fürchtet sich vor ihnen. Inbrünstig wartet sie darauf dass
Markus ihre Hand nimmt und sie für einen kurzen Moment umarmt .
    Da ist er wieder, welch ein Glück! Sie spürt seine Hand
auf ihrem Rücken. Nach ein paar Schritten dirigiert er sie aus der Reihe der
Tanzenden. Arm in Arm steigen sie eine breite Treppe hinauf. Er öffnet eine
knarrende Tür und schiebt sie sanft vor sich her in das Zimmer .
    Sie kennt diesen Raum. Es ist ihr gemeinsames Schlafzimmer
aus dem Haus, das sie bis vor zwei Jahren bewohnten .
    ‚Ich liebe ihn‘, denkt sie und sinkt hingebungsvoll auf
das Bett .
    Er beugt sich über sie, um sie zu küssen. Eine Ekel
erregende Alkoholfahne strömt ihr entgegen. Erschreckt und angewidert dreht sie
den Kopf zur Seite .
    Sie spürt seine Zähne an ihrem Hals und schlägt die Augen
auf . Irgendwo flüsterten Stimmen und raschelte etwas. Kleine Lichtkegel
huschten durchs halbdunkle Zimmer, zwei Gestalten tuschelten miteinander, liefen
hin und her, falteten Sachen und drückten sie in einen Rucksack.
    Sabine befühlte ihren Hals. Der Reißverschluss ihres
Schlafsacks kratzte. Sie dachte an Markus und beschloss, dass es besser sei,
aufzustehen.
    09. Kämpfe
    „Ich habe Hunger und Kaffeedurst“, verkündete Andrea, „den
Automatenkaffee und das abgepackte Biskuitgebäck habe ich längst verdaut.“
    „Aber hier ist weit und breit nur schöne Gegend und keinerlei
Zivilisation. Da müssen wir wohl noch eine Stunde bis Estella laufen.“
    „Ach, du je! Hoffentlich schafft mein Magen das.“
    „Das wird schon. Aber schau mal“, Sabine wies mit der Hand
auf ein kleines, fensterloses Gebäude mit einem Giebelkreuz. „Was steht denn da
auf dem Hügel? Ich lese mal im Reiseführer nach, was dieses alte Gemäuer hier
in der Einsamkeit zu bedeuten hat.“
    „Gehen wir hin?“
    „Ja, das würde ich mir gerne aus der Nähe ansehen.“
    Die Freundinnen stiegen auf die Anhöhe. Die Ermita de San
Miguel war eine Kapelle, die einst zu einem Kloster aus dem 10. Jahrhundert
gehörte.
    Durch die schmalen Lichtschlitze gelang nur wenig Sonnenlicht
in den Innenraum. Die festgetretene Erde war hart wie Beton. Über dem
steinernen Altartisch hing ein massives Holzkreuz von der Decke herab.
    Auf dem behauenen Findling hatten Pilger alles Mögliche
abgelegt: Zigarettenschachteln, Blumen, Muscheln, Steine, Blumen und Gräser.
Wünsche, Versprechen und Bitten, hin gekritzelt auf Bierdeckel oder kleine
Notizzettel, verteilten sich in diesem Chaos und wurden durch Steine am
Wegflattern gehindert.
    Andrea und Sabine standen vor all diesen Sachen und schauten
auf das große Kreuz.
    Sie dachten an die vielen Pilger, die in den vergangenen
tausend Jahren ebenso in dieser Kapelle gestanden hatten, um Schutz zu suchen
oder für irgendetwas zu bitten oder zu danken. Es war, als riefen sie für einen
Moment die Seelen all ihrer Vorgänger zusammen. Als versammelten sie sich hier
zwischen den alten Mauern wie Zugvögel an einem Platz, um danach wieder
fortzufliegen. Jeder in seine Richtung, und jeder auf seinem Weg.
    Nach zweistündiger Wanderung durch eine reizvolle, aber
unbesiedelte Hügellandschaft, knurrten ihre Mägen um die Wette. Als sie Estella
erreichten, öffneten gerade die Bars und

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