Eine Socke voller Liebe
jetzt packen wir unsere Siebensachen
zusammen und gehen etwas Leckeres essen. Was hältst du davon? Ich habe einen
Riesenhunger.“
Sabine war froh für Andreas direkte Art und die Weise, wie
sie sie von ihren quälenden Gedanken wegziehen und in die Gegenwart holen
konnte. Ja, sie wollte endlich ganz hier ankommen!! Jetzt waren sie immerhin
schon eine ganze Woche unterwegs und hatten fast einhundertfünfzig Kilometer
geschafft. Wie lange sollte sie denn noch von ihren Träumen verfolgt werden?
Warum konnte sie Markus nicht endlich loslassen?
Auf dem Marktplatz vor der barocken Kirche fanden sie ein
nettes Restaurant, das ein Pilgermenü anbot. Während sie einen knackigen Salat
und ein knusprig gegrilltes Hähnchen verspeisten, beobachteten sie die
vorbeigehenden Leute, von denen die meisten auch Pilger waren.
„Ja, da schau her! Ist das nicht der „dicke Schnarcher mit
dem roten Sack“, der da vorne ankommt?“, fragte Andrea.
„Ja, könnte er sein“, antwortete Sabine und musste über
Andreas Namensgebung lachen.
Im selben Moment schaute der Dicke zu ihnen hinüber und kam
erfreut auf sie zu. Er begrüßte sie herzlich.
„Bist du etwa mit deinem ganzen Gepäck schon bis hierher
gelaufen?“, fragte Andrea den Ankömmling.
„Nein, nein, ich habe in Pamplona eine große Karton voll mit
Sachen gepackt und postlagernd nach Santiago geschickt. Wenn ich nach Hause
fliege, hol ich es dort wieder ab. Diese Tipp hab ich von ein andere Peregrina.
Die war sehr nett. Hat mir geholfen meine viele Sache zu sortieren. Jetzt habe
ich nur noch zehn Kilo auf mein Rücken. Das ist genug.“
„Willst du dich zu uns setzen?“ fragte Andrea.
„O ja, gerne.“
„Ich heiße übrigens Andrea“, stellte sie sich vor, „und du?“
„Mein Name ist Bernard und ich komme aus die Niederlande.“
„Du sprichst aber gutes Deutsch“, sagte Sabine und stellte
sich ebenfalls vor.
„Ja, nur in Roncesvalles hast du kein Wort verstanden.“
„Ach, wegen die Schnarcherei, meinst du?“, lachte Bernard,
„ja, da hast du mich aus mein Tiefschlaf geholt.“
Bernard erzählte, dass er von Zubiri bis Pamplona den Bus
genommen habe und auch heute nicht durch die Getreidefelder bis Los Arcos
gelaufen sei. Er hatte bereits dicke Blasen an den Füssen. Er sei sehr
niedergeschlagen gewesen, aber die nette Peregrina Corinna habe ihm wieder Mut
gemacht.
„Jetzt geht es mir schon viel besser. Aber ich muss viel
nachdenken“, sagte er, „und darum ich gehe jetzt in die Kirche. Ich habe mich
gefreut, euch zu sehen. Ihr bringt mich zum Lachen. Das ist gut für mich.“
Dann verabschiedete er sich und verschwand in der Kirche.
„Er wirkt immer ein bisschen traurig, findest du nicht?“,
fragte Sabine.
„Ja, irgendetwas schleppt er wohl auch mit sich herum“,
vermutete Andrea.
„Wie Michael. Ich bin ja gespannt, ob wir die drei Bayern
noch einmal treffen werden.“
„Ja, ich auch“, sagte Andrea, „und ich würde auch gerne
wissen, was Michael da so mit sich herumschleppt, über das er nicht sprechen
will.“
„Tut mir leid, dass ich ihn vor ein paar Tagen mit Benjamin
verglichen habe.“
„Ist schon gut, ich weiß ja, dass deine Witze manchmal voll
ins Schwarze treffen.“ Andrea nahm einen Schluck Espresso, stellte die leere
Tasse entschlossen zurück auf den Tisch und sagte: „So! Und jetzt möchte ich
auch den Pilgergottesdienst besuchen. Ich habe nämlich das Bedürfnis, einmal
richtig ‚Danke‘ zu sagen für unsere Zeit hier.“
10.
Bekanntschaften
Im Obstkorb lag nur noch eine Birne. Andrea legte sie gleich
auf ihren Teller, als sie sich am Frühstücksbuffet bediente.
„Guck nicht so neidisch“, grinste sie ihre Freundin an, „du
bekommst auch eine Hälfte. Wir sind mal wieder zu spät dran. Aber ich habe so
gut geschlafen wie schon lange nicht mehr. Dieses Frühstücksbuffet ist ja wohl
einfach eine Wucht.“
Auf dem Tisch standen dunkles Brot, Marmelade, Wurst und
Käse. Lauter gute Sachen, mit denen die Hospitaleros der österreichischen
Jakobusgesellschaft ihre Pilger verwöhnten.
Klaus und Vera, die sie in Eunate kennengelernt hatten,
standen plötzlich an ihrem Tisch. Die Wiedersehensfreude war groß, und die
Begrüßung entsprechend herzlich.
Das Paar war am frühen Morgen bereits in bester Laune und
verbreitete Lebensfreude pur. Die beiden hatten ihre letzte Etappe vor sich und
erzählten, dass sie sich in Logroño nach einem schönen Hotel umsehen wollten,
um ihre Pilgerreise ein bisschen
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