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Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Titel: Eine Spur von Lavendel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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dass er sogar mehrere Tage und Nächte fortblieb.“
    „Hat Charlotte sich nicht darüber gewundert?“
    „Er hat seine Tochter eigentlich niemals wirklich beachtet. Charlotte hatte immer nur mich. Für sie war es eher ungewöhnlich, wenn ihr Vater mal zu Hause war. Wirkliches Interesse hat er jedoch auch dann nicht an ihr gezeigt. Ich selber habe ihr niemals etwas vorgemacht. Sie wusste, dass unsere Ehe nicht sonderlich glücklich war. Vielleicht konnte sie deshalb so gut damit umgehen, wenn er immer wieder verschwand. Sobald er hier war, machte er uns beiden ohnehin nur das Leben schwer, weil er ständig auf mir herumhackte. Frank konnte mich einfach nicht in Ruhe lassen. Immer wieder kanzelte er mich ab, am liebsten natürlich direkt vor Charlotte. Sie hat nie etwas dazu gesagt, aber ich glaube, sie hat ihren Vater dafür gehasst. Noch nicht einmal sein schrecklicher Tod hat echte Trauer bei ihr ausgelöst.“
    „Warum hast du all das nur so lange hingenommen, Linda? Warum hast du diese grauenhafte Ehe nicht schon vor vielen Jahren beendet?“
    Sie nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und stieß ein kurzes, bitteres Lachen aus. „Trotz allem, was er mir antat, habe ich ihnlange Zeit sehr geliebt, Alexander. Viel zu lange. Seine seelische Kälte und meine unerfüllte Liebe zu ihm nahmen mir mit der Zeit all mein Selbstvertrauen. Erst wenige Wochen vor seinem Tod fand ich endlich den Mut und auch wieder die nötige Kraft, ihn um die Scheidung zu bitten.“
    Alexander sah erstaunt in ihr Gesicht. „Du wolltest dich scheiden lassen?“
    „Ja, ich konnte das alles, mein Leben, einfach nicht mehr ertragen. Ich konnte ihn nicht mehr ertragen. Meine Liebe zu ihm war sowieso schon lange vorher gestorben. Er hat mich auf subtile Weise gequält, und es hat mich stets belastet, wenn er hier war. Ich wollte plötzlich nur noch, dass das endlich aufhört und er ganz und gar aus unserem Leben verschwindet. Er sollte mich und Charlotte für immer in Ruhe lassen. Ich wollte frei sein von ihm, um vielleicht endlich wieder zu mir selber zu finden.“
    „Wie hat er auf dein Anliegen reagiert?“
    „Er hat mich nur ganz ruhig angesehen und gesagt, er bringt mich um, wenn ich ihn verlasse. So wie er das sagte, habe ich ihm sogar fast geglaubt. Ich fürchtete mich, aber ich hätte mich trotzdem von ihm getrennt. Denn es war ja genau diese ständige Angst vor ihm, der ich endlich entfliehen wollte.“
    Linda trank ihren Kaffee aus. Alexanders Gesichtsausdruck veränderte sich, aber sie registrierte das zunächst nicht.
    „Hast du meinen Kollegen von dem Zustand deiner Ehe und deinen Scheidungsabsichten erzählt?“, fragte er.
    „Nein, wieso sollte ich? Schließlich wurde das alles durch seinen Tod doch überflüssig, oder?“
    „Du hast mir gerade ein ganz passables Mordmotiv serviert, Linda.“ Seine Stimme klang rau.
    Sie starrte ihn an. Ihre Augen weiteten sich. „Was willst du damit sagen, Alexander?“
    Er stand auf und kam zu ihrer Seite des Tresens herum. Vorsichtig legte er die Hände um ihr Gesicht. „Ich will gar nichts damit sagen. Ich bin einfach erleichtert, dass du meinen Kollegen nichts davon erzählt hast, das ist alles.“
    „Hallo, ihr zwei!“ Charlotte stand plötzlich in der Küchentür.
    Keiner von beiden hatte sie kommen hören. Alexander stand noch immer dicht vor Linda. Langsam zog er seine Hände von ihr fort.
    Charlotte grinste vielsagend. „Hab ich euch bei irgendwas gestört?“, fragte sie augenzwinkernd.
    „Keine Spur, Charlie. Deine Mutter und ich haben nur noch auf dich gewartet. Zieh dich lieber um, wir wollen essen gehen. Beeile dich.“
    „Die Pizza war spitze, danke, Alex.“ Charlotte schob zufrieden ihren Teller zurück.
    „Oh nein, heute habe ich euch zwei eingeladen“, widersprach Linda ihrer Tochter. Als Dank nickte Alexander ihr lächelnd zu.
    „Mama, darf ich denn nun eigentlich in den Sommerferien mit Sandra und ihren Eltern nach Florida oder nicht?“
    Linda räusperte sich verlegen. „Ich habe dir schon einmal gesagt, dass wir uns das nicht leisten können, Charlotte. Jedenfalls nicht in diesem Jahr. Du wirst dich damit abfinden müssen.“ Aus dem Augenwinkel registrierte Linda den prüfenden und nicht minder überraschten Blick Alexanders.
    Charlotte verzog ihr hübsches Gesicht. „Aber es wäre doch wirklich nur der Flug und ein wenig Taschengeld, Mama. Du weißt doch, dass Sandras Eltern dort ein eigenes Haus haben. Direkt an der Küste! Es muss traumhaft dort sein,

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