Eine Spur von Lavendel (German Edition)
geworden war, zog Alexander sein Oberhemd aus und schleppte die Kartons aus dem Haus, um sie im Kofferraum seines Autos zu verstauen. Linda stand in der offenen Haustür und sah ihm dabei zu.
„Ich fahre die Sachen gleich morgen früh zu einer Kleidersammelstelle für Bedürftige, wenn es dir recht ist.“
Dankbar lächelte sie ihn an. „Das ist mir sogar sehr recht, danke. Du bist mir wirklich eine große Hilfe, Alex.“
„Keine Ursache.“ Er ging dicht an ihr vorbei in die Eingangshalle, drehte sich um und griff nach seinem Hemd, das sie bereits in ihren Händen hielt. Bevor er hineinschlüpfte, strich ihr Blick noch einmal für einen kurzen Moment über seinen nackten verschwitzten Oberkörper. Ihre Wangen röteten sich leicht, und sie wirkte plötzlich ausgesprochen nervös. Alexander registrierte sowohl ihren Blick als auch ihre Reaktion darauf. Es fiel ihm schwer, nicht zu lächeln und so seine Genugtuung zu zeigen. Als er dann auch noch ungerührt seine Jeans öffnete, um das Hemd hineinzustecken, wandte sie abrupt ihren Blick ab.
„Isst du heute Abend noch mit mir?“ Ihre Stimme klangfremd und zittrig, und Alexander fühlte, dass sein Herz einen kleinen Sprung machte. Seine Taktik schien tatsächlich die erwünschte Wirkung zu zeigen. Es wurde langsam Zeit für den nächsten Schritt.
Bernd Lindemann wäre stolz auf mich, dachte er und bereitete sich innerlich bereits auf das vor, was jetzt kommen würde. „Nein, ich werde jetzt nach Hause fahren, Linda.“
Ihr ganzes Gesicht veränderte sich. „Oh, gut, wenn dir das lieber ist … Ich habe dich ja auch ganz schön beansprucht.“
Er schüttelte seinen Kopf. „Ich fahr nach Hause, um zu duschen und mich umzuziehen. Du könntest jetzt ebenfalls schnell unter die Dusche hüpfen und dir danach ein Cocktailkleid oder so etwas in der Art anziehen. Und dann wirst du hoffentlich schön ungeduldig darauf warten, dass ich dich nachher abhole.“
Ihre goldenen Augen schienen plötzlich Funken zu sprühen. Alexander musste schlucken.
„Ein Cocktailkleid?“
„Ja. Jedenfalls irgendwas Passendes für die Oper. Aber ich sage dir lieber gleich, dass ich keinen Smoking besitze.“
„Für die Oper? Du gehst heute Abend mit mir in die Oper?“ Sie senkte den Blick. Fassungslos starrte sie auf die kühlen Marmorfliesen unter ihren nackten Füßen.
Alexander genoss die Situation sogar noch viel mehr, als er erwartete hatte. „Ich habe Karten für ‚Ein Sommernachtstraum‘. Siebte Reihe, Parkett, Mitte. Du magst doch Ballett, wenn ich mich richtig erinnere. Sollte es dir allerdings nicht in den Kram passen, könnten wir natürlich auch …“
Ruckartig hob sie ihren Kopf und sah ihn an. „Alexander! Hör sofort auf! Nicht in den Kram passen … Ich fasse es nicht! Natürlich passt es mir in den Kram! Es passt mir sogar ganz fantastisch in den Kram!“ Sie warf kurz ihre Arme in die Luft und strahlte ihn an. Ihre Augen glänzten feucht, und er kam sich plötzlich vor wie der berittene Held in irgendeinem alten Märchen. Gerührt legte er ihr einen Arm um die Schultern und drückte ihr einen schnellen Kuss auf die Wange. „Okay, ich hole dich gegen sieben Uhr ab, Ballerina.“
„Wow! Du siehst klasse aus!“ Bewundernd betrachtete Alexander sie von oben bis unten. Linda trug ein hautenges königsblaues Seidenkleid und einen transparenten lavendelfarbenen Schal, der locker ihren zarten Hals und die nackten Schultern umschmeichelte. Mit seinem Zeigefinger strich er kurz über den Schal und berührte so auch ihre Haut. „Du weißt ja, dass ich eine Schwäche für diese Farbe habe, und dir steht sie ganz besonders gut.“
Ihr Lächeln wirkte verlegen, doch ihre Augen wurden weit, als sie ihn musterte. Ihr Blick blieb auf der Höhe seiner Brust hängen.
„Was ist los?“, fragte er irritiert. „Habe ich einen Fleck auf der Krawatte?“
Sie lachte amüsiert auf. „Nein, du trägst eine.“
„Ja, stell dir vor.“ Er schüttelte den Kopf und bot ihr seinen Arm an.
„Pass auf, wenn dich in diesem Aufzug ein Filmproduzent sieht, bist du garantiert der nächste James Bond, Alex.“
Er grinste. „So schlimm?“
„Nein, nur so ungewohnt elegant. Du scheinst dich ja sogar einmal gekämmt zu haben. Alle Achtung! Ich kenne dich schließlich nur in Jeans und lässigen Hemden. In diesem Anzug legst du wirklich einen beeindruckenden Auftritt hin.“
„Nun ist es aber genug“, lachte er und hielt ihr die Autotür auf. „Steig ein und halt den
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