Eine Spur von Lavendel (German Edition)
Französin?“
Er nickte. „Meine Eltern lernten sich ganz profan während eines Sommerurlaubes kennen, den mein Vater zusammen mit zwei Freunden dort an der Küste der Provence verbrachte. Erwar ebenfalls bei der Polizei und somit beruflich an Hamburg gebunden. Deshalb folgte sie ihm hierher.“
Linda wusste plötzlich, wem er sein gutes Aussehen zu verdanken hatte. „Besuchst du sie oft?“
„Sooft es eben geht. Mein Bruder ist mit einer Französin verheiratet und inzwischen Vater von zwei Kindern. Henri und seine Frau Adrienne führen zusammen mit meiner Mutter eine kleine, aber feine Pension südlich von Toulon. Sie sind sehr stolz auf ihr paradiesisches Fleckchen.“
„Jungen oder Mädchen?“
Verständnislos sah er sie an. „Was?“
„Die Kinder deines Bruders, Alex.“
Seine Augen glitzerten, und er lachte, dann nahm er noch einen Schluck Wein, bevor er ihr antwortete: „Sie haben einen Jungen und ein Mädchen. Richard ist sieben, und seine kleine Schwester Nicole ist im letzten Monat vier Jahre alt geworden. Beide sind richtig zuckersüß und wickeln jeden um den Finger, wenn sie es darauf anlegen.“ Wieder lachte er kurz auf. „Ich bilde da natürlich keine Ausnahme. Wenn ich meine Familie besuche, bringe ich jedes Mal massenweise Geschenke mit. Meine Schwägerin hat mich bestimmt schon einige Male auf den Mond gewünscht, weil ich es einfach nicht lassen kann, die Kleinen so hemmungslos zu verwöhnen. Wie jedes kleine Mädchen mag Nicole Plüschtiere und pflastert ihr Bettchen damit zu. Mein Neffe ist ein kluger Bursche. Er liebt nichts so sehr wie Bücher und seine Computerspiele. Da fällt es leicht, ihnen eine Freude zu machen.“
Aufmerksam hörte sie ihm zu und betrachtete nachdenklich sein Gesicht, während er sichtbar hingerissen von seinem Neffen und seiner Nichte sprach.
„Warum bist du eigentlich nicht schon lange verheiratet und hast selbst Kinder, Alex?“
Sein Blick veränderte sich fast unmerklich. Wieder trank er einen Schluck Wein, schwieg einen Moment und füllte dann ihre Gläser auf. „Vielleicht bin ich nie der richtigen Frau begegnet.“
„Das klingt ziemlich abgedroschen.“
„Du hast recht. Es entspricht auch nicht so ganz der Wahrheit. Ich halte einfach nichts von der Ehe. Um ehrlich zu sein, ich halte überhaupt nichts davon, wenn zwei Menschen sich so bedingungslos einander ausliefern. Das ist auch schon alles.“
Der unüberhörbare Unwille in seiner Stimme hielt Linda von weiteren Fragen ab. Etwas eingeschüchtert blieb sie stumm.
Nachdenklich schaute er eine Weile in sein Glas, bevor er es wieder abstellte. Instinktiv spürte Alexander, dass die plötzliche Stille ihre Unbefangenheit zu vertreiben drohte, deshalb stand er schließlich auf, dimmte das Licht und drückte zwei Knöpfe an seiner Stereoanlage. Eine sanfte Ballade und die Stimme eines bekannten Popsängers erklangen. Entschlossen griff er nach Lindas Hand und zog sie zu sich hoch. „Tanz mit mir, Ballerina.“
„Hier?“
„Du hast noch nie mit mir getanzt.“
„Ist das nicht ein wenig albern, Alex?“ Ihre Stimme klang nervös.
„Was soll daran albern sein?“, fragte er und trat einen Schritt auf sie zu.
„Auf diese Art habe ich noch mit keinem Mann getanzt. Ich meine, allein und einfach so in einer Wohnung.“
„Dann hast du eine Menge versäumt. Hör endlich auf zu denken, Linda.“ Er legte seinen Arm um sie und wiegte sich mit ihr im langsamen Takt der Musik. Es dauerte eine ganze Weile, bis er spürte, dass sie sich wieder vollkommen entspannte.
„Du tanzt gut“, bemerkte sie.
„Und du duftest einfach wunderbar“, flüsterte er ihr ins Ohr und zog ihr den Schal fort, um seinen Händen Zugang zu ihren nackten Schultern zu ermöglichen. Ihr Kopf lag an seiner Brust. Jetzt hob sie ihn und sah zu ihm auf. Ihre Blicke trafen sich, und er hielt in seiner Bewegung inne. Es war der perfekte Abend, ging es ihm durch den Kopf. Ihre Tochter würde bei einer Freundin übernachten, und er war allein mit der Frau, die er rasend begehrte. Heute Nacht könnte er sie lieben, in seiner Wohnung, in seinem Bett. Nicht dort, wo sie mit Frank … Aber es war noch viel zu früh, um sie ganz und gar zu verführen, oder?
Seine Hände strichen ihren Rücken hinauf und verloren sich wieder einmal in ihrem seidenweichen Haar. Und weil er nicht länger widerstehen konnte, tat er den schon so vertrauten Schritt: Er küsste sie. Sie war weich und anschmiegsam, ja richtig hingebungsvoll.
Weitere Kostenlose Bücher