Eine Spur von Lavendel (German Edition)
verkaufen, die sie ebenfalls zu schätzen wissen.“ Ihre Stimme zitterte leicht vor Aufregung. „Nun, was sagst du?“
Ohne ihre Hände loszulassen, erhob er sich von seinem Stuhl und zog sie zu sich hoch. „Irgendwo im tiefsten Winkel meines alten Vertikos steht noch eine schrecklich pompöse Kristallkaraffe, die ich ebenfalls meiner alten Erbtante zu verdanken habe. Ich nehme an, dass eine von diesen gut betuchten Damen, die ständig einen Hut auf dem Kopf tragen, eine ganze Menge dafür springen lassen würde.“ Er grinste. Das ungute Gefühl, das er noch vor wenigen Minuten gehabt hatte, war fast schon vergessen.
Linda warf sich strahlend an seine Brust. „Oh danke, Alex, danke! Du weißt ja gar nicht, wie wichtig es für mich ist, dass du mir das zutraust. Ich liebe dich so sehr!“
„Ja …“ Nervös räusperte er sich, wie er es oft tat, wenn sie ihm ihre Liebe offenbarte. „Ich trau dir eine ganze Menge zu, Ballerina.“ Er hielt sie umschlungen und drückte einen Kuss auf ihren Scheitel. „Bleibt nur noch die Frage nach der Räumlichkeit.“
Für einen kurzen Moment betrachtete sie nachdenklich und wieder sehr ernst sein Gesicht. „Wirst du mich bei der Suche nach einem passenden Laden unterstützen?“
„Natürlich! Du solltest das übrigens nicht überstürzen. DieLage des Geschäfts ist immens wichtig. Du musst dir alles genau überlegen, bevor du dich für einen Standort entscheidest.“
„Ja, ich weiß. Es drängt mich ja auch niemand.“
Ihre Augen leuchteten golden, und er konnte fühlen, wie ein tiefes Glücksgefühl auch von ihm selbst Besitz ergriff. Seine Hände strichen über ihre Arme, und er schob sie behutsam ein Stück von sich ab. „Sag mal, Charlotte hat ja zum Glück ein paar Tage Urlaub gehabt, aber was ist eigentlich mit dir? Willst du dir nach dem Umzug und bevor du dein umfangreiches Vorhaben in die Tat umsetzt, nicht auch noch eine kleine erholsame Auszeit gönnen?“
Sie legte ihren Kopf schief und schaute fragend in seine Augen. „Wie meinst du das?“
Bevor er weitersprach, küsste er sie schnell auf die Nase. „Es würde Anneliese sicherlich nicht das Geringste ausmachen, sich noch ein paar Tage um Charlie zu kümmern. Was ich sagen will … fahr mit mir in die Provence, Linda! Lass uns zusammen ausspannen, bevor der Sommer ganz vorbei ist. Mein Urlaub ist bereits eingereicht. Wir könnten nächste Woche fahren, wenn du einverstanden bist.“
Unsicher knetete sie den Ärmelstoff seines Baumwollhemds zwischen ihren Fingern, und seine ungute Vorahnung kam unvermittelt zurück, als er in ihr Gesicht sah. Ihre Miene wirkte plötzlich verschlossen. Alexander hatte eine sehr gute Menschenkenntnis, und irgendwo tief in Linda schien gerade etwas Unangenehmes vor sich zu gehen, das war nur allzu deutlich.
„Du willst mit mir zu deiner Familie fahren?“, hörte er sie fragen.
„Ja.“
„Warum?“ Ihr Blick wirkte jetzt irritiert, so als könne sie selbst kaum fassen, dass sie ihm diese Frage gestellt hatte.
Seine Augen wurden schmal, und er atmete zischend durch die Zähne ein. „Was ist das für eine Frage?“
Linda wand sich aus seinen Armen. „Das ist in unserer Situation eine ganz normale Frage, Alexander. Warum willst du mich deiner Familie vorstellen? Ich bin doch nur die Frau, mit der duzurzeit schläfst.“ Ihre Stimme hatte einen beißenden Unterton, der ihm bisher fremd war.
Zorn wallte heiß in ihm hoch, und er versuchte, ihn wieder herunterschlucken. Diese ungewohnt zynische Attacke von ihr traf ihn vollkommen unvorbereitet. Er hatte eine andere Reaktion erwartet. Natürlich hatte er geglaubt, sie würde sich wie verrückt darauf freuen, ein paar Tage mit ihm zu verreisen. Mit einem Schlag wusste er nun, dass die ungute Vorahnung, die er vorhin gehabt hatte, doch nicht unbegründet gewesen war. „Du weißt genau, dass das so nicht stimmt, Linda. Du bist nicht einfach nur die Frau, mit der ich schlafe. Wenn ich nicht viel mehr in dir sehen würde, hätte ich dich niemals darum gebeten, mich zu begleiten.“
Für beide überraschend trafen sich ihre Blicke in ebenbürtiger Wut.
Plötzlich fühlte Linda sich viel stärker, selbstbewusster als sonst. Sie liebte ihn mehr, als sie in Worte fassen konnte. Oh ja, sie würde nur zu gern mit ihm nach Frankreich fahren. Es hätte ihr viel bedeutet, seine Familie kennenzulernen. Und sie könnte sich ohne Weiteres auch noch viel länger der Illusion hingeben, ganz und gar zu ihm zu gehören. Doch vor
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