Eine Spur von Lavendel (German Edition)
Ursache, Bruderherz. Ich bin nur froh, dass dieses Gespräch jetzt vorbei ist.“ Alexanders Lächeln wirkte leicht verlegen. „Meine Güte, da habe ich aber ordentlich aus dem Nähkästchen geplaudert, was?“
Henri verzog hingegen keine Miene. „Okay“, sagte er entschieden. „Wenn du nämlich recht hast, wirst du morgen einem glücklichen Paar am Frühstückstisch gegenübersitzen und anschließend deinen Teil unserer kleinen Mutprobe erfüllen und die Koffer packen, um deine eigene Prüfung zu bewältigen. Ich werde über meinen Schatten springen und auf dich hören, aber du musst es auch tun. Deine wohlgemeinten Ratschläge solltest du nämlich nicht zuletzt auch selber beachten. Zeig deiner Linda, dass du sie liebst und brauchst, Alex.“
Alexander lachte. „Abgemacht, ich werde dann gleich mal unsere liebe Mutter darüber informieren, dass ich vorhabe, schon morgen abzureisen.“
„Oh Alex! Gönne uns noch diesen letzten entspannten Abend“, sagte Henri grinsend. „Sie wird es auch verstehen, wenn du ihr morgen früh mitteilst, dass du unbedingt sofort und auf der Stelle zu Linda musst. Unsere Mutter ist eine unverbesserliche Romantikerin. Für eine Französin steht die Liebe doch sowieso immer an erster Stelle, oder? Versprich ihr einfach, dass du bald zusammen mit deiner Süßen wieder hierher zurückkommen wirst, um sie uns vorzustellen, und sie wird dir auf der Stelle alles verzeihen.“
Da Claudine bereits am frühen Vormittag zu einer Verabredung mit einer alten Freundin nach Toulon gefahren war, hatte Alexandersowohl das notwendige Gespräch als auch die anschließende Verabschiedung von ihr gleich nach dem Aufstehen erfolgreich und unerwartet zügig hinter sich gebracht.
Seit einer halben Stunde saß er nun schon allein in der Küche und frühstückte, als endlich Adrienne dazukam. Natürlich konnte er es sich nicht verkneifen, sie genauer anzuschauen. Höchst zufrieden schmunzelte er dann vor sich hin, während er sich noch eine abschließende Tasse Milchkaffee gönnte.
„Guten Morgen, Schönheit.“
Adrienne strahlte über das ganze Gesicht. „Bonjour, mon ami.“
„Du bist ziemlich spät aus den Federn gekommen heute“, bemerkte er lächelnd. „Schläft Henri etwa noch?“
Sie schüttelte lachend ihren Kopf. „Nein, nein. Er kommt auch gleich herunter. Eben gerade ist er aus der Dusche gestiegen. Es ist einfach zu herrlich, mal so richtig lange ausschlafen zu können.“
Alexander nahm einen großen Schluck von seinem Kaffee und suchte bereits nach seinen Zigaretten. „Ich werde heute abreisen, Reny.“
Sie zog einen Flunsch. „Oh, heute schon? Henri deutete vorhin so was an. Muss das sein, Alex?“
Er nickte. „Es muss!“
„Wegen Linda?“
„Ja, nur wegen Linda. Seit ich hier bin, ist mir so einiges klar geworden, Reny. Ich kann nur noch an sie denken und vermisse sie unsagbar. Ein Leben ohne Linda kommt mir plötzlich ganz unmöglich vor. Die Gespräche mit dir und Henri waren sehr wichtig für mich. Sie haben in meinem Kopf etwas ins Rollen gebracht, und damit konnte ich endlich einen Schlussstrich unter mein altes Leben ziehen.“
Sie nickte verständnisvoll und lächelte dann plötzlich. „Ach Alex, apropos ins Rollen gebracht – ich …“
„Schon gut, Reny. Ich habe durchaus Augen im Kopf.“
„Ich nehme an, diese unerwartete Wende habe ich ganz allein dir zu verdanken?“
Er lächelte vielsagend, hob seine Schultern kurz an und erfreute sich stillschweigend an dem neu erwachten Funkeln in ihren schönen dunklen Augen.
„Hast du schon gepackt?“, fragte sie nach einer Weile.
„Ja, alles ist fertig. Ich wollte nur noch auf dich und Henri warten. Von Claudine habe ich mich bereits vorhin verabschiedet, bevor sie in die Stadt gefahren ist. Sie war ziemlich enttäuscht, dass ich schon wieder abreise, hat meine Gründe aber durchaus verstanden.“
„Willst du etwa in einem Rutsch durchfahren?“
„Ja. Wenn ich spätestens gegen Mittag starte und ein paar Pausen einlege, kann ich morgen früh schon in Hamburg sein. Immer vorausgesetzt, ich gerate nicht in einen dieser furchtbaren Autobahnstaus, aber damit ist eigentlich nicht zu rechnen. Die Sommerferien sind ja zum Glück fast überall vorbei.“
„Aber du nimmst dir hoffentlich noch die Zeit, um mit deinem kleinen Bruder eine letzte Tasse Kaffee zu trinken, oder?“ Henri stand lächelnd in der offenen Tür.
Alexander schmunzelte. „Klar, die Zeit nehme ich mir nur zu gerne.“
Henri kam zu
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