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Eine Spur von Verrat

Eine Spur von Verrat

Titel: Eine Spur von Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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ihrer Seite und fanden, er hätte genau das gekriegt, was er verdiente. Das muß aber nicht heißen, daß sie die Wahrheit gesagt hat.«
    »Irgendwelche Anmerkungen zu dem Urteil?« Monk versuchte, sich seine Erregung nicht anhören zu lassen. Das klang ganz nach einem Fall, der ihm wirklich unter die Haut gegangen war – wenn Evan schon seine Gefühle zwischen den Zeilen lesen konnte. »Was ist mit ihr passiert? Wie lang ist das schon her?«
    »Keine Ahnung, was mit ihr passiert ist«, gab Evan mit einem wehmütigen Lächeln zurück. »Aus Ihren Aufzeichnungen ging das nicht hervor, und ich hab mich nicht getraut, jemanden zu fragen, sonst hätten die womöglich noch Verdacht geschöpft. Eigentlich darf s mich ja nichts angehen.«
    »Natürlich. Wissen Sie denn, in welchem Jahr das war? Es muß doch ein Datum dabei gestanden haben.«
    »1853.«
    »Und der andere Fall, Margery Worth?«
    »1854.« Evan schob ihm den zweiten Zettel zu. »Hier steht alles drauf, was ich in der kurzen Zeit abschreiben konnte. Die ganzen Orte und die wichtigsten Personen, die Sie vernommen haben.«
    »Vielen Dank.« Monk meinte es ehrlich, wußte aber nicht, wie er sich ausdrücken sollte, ohne Evan in Verlegenheit zu bringen oder unbeholfen zu klingen. »Ich bin…«
    »Schon gut«, fiel Evan ihm grinsend ins Wort. »Sollten Sie auch. Wie wär’s, wenn Sie mir noch ein Glas Apfelwein spendieren?«
    Am nächsten Morgen machte Monk sich mit einer eigenartigen Mischung aus innerlicher Erregung und Beklommenheit per Zug auf den Weg nach Yoxford, einem Dorf in Suffolk. Es war ein strahlender Tag; am Himmel türmten sich weiße, im Sonnenlicht gleißende Wolken, die Felder rollten in grünen Wogen am Fenster vorbei, gesäumt von knospenden Hecken, die mit verwehten Weißdornblüten übersät waren. Er wünschte, er könnte draußen inmitten der Pracht Spazierengehen und den wilden, süßen Duft einatmen, anstatt in diesem dampfenden, schnaufenden, ratternden Ungetüm zu sitzen, das an einem Morgen im Frühsommer durch die Landschaft brauste.
    Doch ein innerer Zwang trieb ihn gnadenlos weiter. Die einzige der zahlreichen reetgedeckten und sich gemütlich an die Erhebungen des grasigen Hügellands schmiegenden oder unvermutet hinter einzelnen Baumgruppen auftauchenden Häuseransammlungen, die ihn interessierte, war jene, die auf seine Vergangenheit und die Frau, die ihn so hartnäckig verfolgte, ein Licht werfen konnte.
    Sobald er am vergangenen Abend zu Hause angekommen war, hatte er sich auf Evans Aufzeichnungen gestürzt. Er hatte nur deshalb beschlossen, in Yoxford zu beginnen, weil es am nächsten lag. Shrewsbury, wo er den zweiten Fall untersucht hatte, war eine ganze Tagesreise entfernt. Da es sich außerdem um eine wesentlich größere Stadt handelte, erwies es sich dort vielleicht als schwieriger, etwas zu rekonstruieren, das drei Jahre zurücklag.
    Die Notizen über Margery Worth erzählten eine einfache Geschichte. Sie war eine attraktive junge Frau gewesen, seit beinahe acht Jahren verheiratet mit einem fast doppelt so alten Mann. Eines Oktobermorgens hatte sie dem hiesigen Arzt gemeldet, ihr Mann sei im Lauf der Nacht gestorben, auf welche Weise, wisse sie nicht. Sie habe einen sehr tiefen Schlaf und sich ohnehin im Zimmer nebenan befunden, da sie sich eine Erkältung geholt hatte und ihn nicht mit ihrem Niesen aufwecken wollte.
    Der Arzt schaute daraufhin pflichtschuldig vorbei, drückte ihr sein Beileid aus und bestätigte den Tod von Jack Worth, hatte mit der Todesursache jedoch einige Probleme. Die Leiche wurde zwecks Einholung einer weiteren Meinung fortgeschafft, und der Arzt aus dem etwa acht Kilometer entfernten Saxmundham hinzugezogen. Laut dessen Einschätzung war Jack Worth nicht eines natürlichen Todes, sondern an einer Überdosis Gift gestorben. Er war sich dessen allerdings weder hundertprozentig sicher, noch konnte er das Gift eindeutig bestimmen, noch den exakten Zeitpunkt festlegen, wann es ihm verabreicht worden war – geschweige denn, von wem.
    Man schaltete die Dorfpolizei ein, die sich offen zu ihrer Verwirrung bekannte. Margery war Jack Worths zweite Frau. Die beiden erwachsenen Söhne aus erster Ehe sollten die Farm inklusive des ausgesprochen umfangreichen und fruchtbaren Grund und Bodens erben. Margery durfte bis zu ihrem Tod – oder einer erneuten Heirat – in dem Haus verweilen und erhielt zunächst einen kleinen Geldbetrag, der kaum zum Überleben reichte.
    Scotland Yard wurde herbeizitiert. Am 1.

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