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Eine Spur von Verrat

Eine Spur von Verrat

Titel: Eine Spur von Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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unfähig, sich auf ein Gespräch zu konzentrieren, von irgendwelchen Sorgen abgelenkt?«
    »Nun ja…« Sie zuckte graziös die Achseln. »Sie war in seltsamer Verfassung, richtig. Ich dachte, sie wäre vielleicht krank.«
    »Gab sie irgendeine Erklärung für den plötzlichen Stimmungswandel an, sagte sie, warum sie auf einmal abgelenkt, übellaunig, ja fast außer sich war?«
    »Einspruch, Euer Ehren! Die Zeugin hat nicht behauptet, Mrs. Erskine wäre übellaunig oder fast außer sich gewesen. Sie bestätigte lediglich, daß sie beunruhigt war und sich nicht auf die Unterhaltung konzentrieren konnte.«
    Der Richter heftete seinen Blick auf Rathbone. »Mr. Lovat-Smith hat recht. Worauf wollen Sie eigentlich hinaus, Mr. Rathbone? Ich muß gestehen, ich kann nicht ganz folgen.«
    »Der Zusammenhang wird sich aus dem weiteren ergeben, Euer Ehren«, gab Rathbone zurück. Hester hatte den starken Verdacht, daß er bluffte, in der Hoffnung, daß sie bis zu dem Zeitpunkt, wenn Damaris in den Zeugenstand gerufen wurde, wissen würden, was ihr dermaßen zu schaffen gemacht hatte. Es mußte in Verbindung mit dem General stehen.
    »Nun gut. Fahren Sie fort.«
    »Haben Sie den Grund für Mrs. Erskines Kummer erfahren, Mrs. Furnival?« nahm Rathbone den Faden wieder auf.
    »Nein.«
    »Genausowenig wie den für Mrs. Carlyons Aufruhr? Ist es eine bloße Vermutung, daß er mit Ihnen und Ihrer Beziehung zum General zusammenhing?«
    Louisa runzelte die Stirn.
    »Ist es so, Mrs. Furnival? Hat Mrs. Carlyon jemals Ihnen gegenüber oder in Ihrer Hörweite etwas verlauten lassen, das darauf hindeutete, daß sie eifersüchtig auf Sie und Ihre Freundschaft mit dem General war? Denken Sie bitte scharf nach.«
    Louisa atmete tief durch. Ihre Miene war düster, aber sie sah nach wie vor weder den Zeugenstand noch die reglose Frau darin an.
    »Nein.«
    Rathbone lächelte und entblößte dabei seine Zähne.
    »Sie haben sogar ausgesagt, daß sie nicht die geringste Veranlassung zur Eifersucht hatte. Sie sagten, Ihre Beziehung zum General wäre absolut schicklich gewesen, eine sensible Frau hätte zwar durchaus einen gewissen Neid auf Ihren Sonderstatus entwickeln können, jedoch nicht den geringsten Grund zur Beunruhigung gehabt – geschweige denn für so leidenschaftliche Gefühle wie Eifersucht oder Haß. Und es scheint in der Tat kein Grund dafür vorhanden gewesen zu sein, nicht wahr?«
    »Richtig.«
    Das Bild, das Rathbone gezeichnet hatte, war wenig schmeichelhaft, erst recht nicht verherrlichend und entsprach ganz und gar nicht dem Image, das Louisa nach Hesters Ansicht verkörpern wollte. Hester lachte in sich hinein und warf einen raschen Blick auf Monk, doch der schien nichts mitbekommen zu haben. Er behielt die Geschworenen im Auge.
    »Und diese Freundschaft zwischen Ihnen und dem General bestand bereits seit vielen Jahren, seit dreizehn oder vierzehn, um genau zu sein?«
    »Jawohl.«
    »Mit dem vollen Einverständnis Ihres Ehemannes?«
    »Selbstverständlich.«
    »Und Mrs. Carlyons ebenfalls?«
    »Ja.«
    »Hat Sie jemals mit Ihnen darüber gesprochen oder durchblicken lassen, daß es ihr nicht gefiel?«
    »Nein.« Louisa wölbte die Brauen. »Für mich geschah es aus heiterem Himmel.«
    »Was geschah aus heiterem Himmel, Mrs. Furnival?«
    »Na, der Mord natürlich!« Sie machte einen leicht verwirrten Eindruck, offenbar unsicher, ob er nun ausgesprochen einfältig oder ausgesprochen clever war.
    Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem gewinnenden Lächeln. »Worauf stützt sich dann Ihre Annahme, daß Eifersucht der Grund dafür war?«
    Sie atmete langsam ein, um Zeit zu gewinnen. Ihre Miene verschloß sich.
    »Ich – ich bin erst darauf gekommen, als sie es selbst zugegeben hat. Außerdem bin ich schon häufig mit unbegründeter Eifersucht konfrontiert worden, also fiel es mir nicht schwer zu glauben. Weshalb sollte sie lügen? Eifersucht ist keine Eigenschaft, die man sich gern andichtet – sie wirkt eher abstoßend.«
    »Sie haben soeben eine grundlegende Frage gestellt, Mrs. Furnival, die ich beizeiten beantworten werde. Vielen Dank.« Er wandte sich halb von ihr ab. »Ich habe keine weiteren Fragen. Bitte, bleiben Sie sitzen, falls mein verehrter Herr Kollege Sie noch brauchen sollte.«
    Lovat-Smith erhob sich mit einem schwachen, zufriedenen Lächeln.
    »Danke, nicht nötig. Ich denke, Mrs. Furnival hat durch ihre bloße Erscheinung bewiesen, daß Eifersucht als Motiv mehr als nachvollziehbar ist.«
    Louisa wurde rot, jedoch

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