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Eine Spur von Verrat

Eine Spur von Verrat

Titel: Eine Spur von Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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sie die Neuigkeit auf, daß ihr Ehemann einen schweren, möglicherweise tödlichen Unfall hatte, Mr. Furnival?«
    »Sie war natürlich entsetzt, wurde leichenblaß und mußte sich setzen, was glauben Sie denn? So etwas sagt man keiner Frau gern.«
    Lovat-Smith senkte lächelnd den Blick und schob die Hände wieder in die Taschen.
    Hester betrachtete die Geschworenen. Sie erkannte an den nachdenklich gerunzelten Stirnen, den wachsam gespitzten Mündern, daß ihnen alle möglichen Fragen durch den Kopf gingen, Fragen, die gerade dadurch drängender und gravierender wurden, daß sie unausgesprochen im Raum hingen. Zum erstenmal bekam sie eine schwache Ahnung von Lovat-Smiths meisterhaftem Geschick.
    »Natürlich nicht«, bestätigte er schließlich. »Und Sie waren ihretwegen vermutlich äußerst besorgt.« Er drehte sich um und schaute unvermittelt zu Maxim hoch. »Sagen Sie, Mr. Furnival, hegten Sie je den Verdacht, daß Ihre Frau ein Verhältnis mit General Carlyon haben könnte?«
    Maxims Gesicht war bleich. Er erstarrte, als fände er die Frage zwar geschmacklos, jedoch nicht überraschend.
    »Nein, das tat ich nicht. Würde ich Ihnen jetzt sagen, daß ich meiner Frau vertraue, wäre es für Sie zweifellos unerheblich, aber ich kannte auch den General schon seit vielen Jahren und wußte genau, daß er nicht der Typ war, der sich auf derlei Geschichten einläßt. Wir waren beide seit mehr als fünfzehn Jahren mit ihm befreundet. Hätte ich je irgendein unkorrektes Verhalten zwischen meiner Frau und ihm vermutet, hätte ich dem selbstverständlich ein Ende gemacht. Soviel werden Sie mir doch wohl glauben?«
    »Natürlich, Mr. Furnival. Man könnte also sagen, Mrs. Carlyons Eifersucht entbehrte ihrer Ansicht nach jeglicher Grundlage? Es handelte sich dabei um keinerlei gerechtfertigte Gefühlsaufwallung, für die man eventuell Verständnis aufbringen könnte?«
    Mit unglücklicher Miene hielt Maxim den Blick gesenkt.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie ernsthaft an eine Affäre glaubte«, sagte er leise. »Das Ganze ist mir unerklärlich.«
    »Ihre Gattin ist eine sehr schöne Frau, Sir. Eifersucht muß nicht unbedingt rational erklärbar sein. Ein wider alle Vernunft sprechender Verdacht kann…«
    Rathbone löste sich von seinem Stuhl.
    »Die Spekulationen meines werten Herrn Kollegen über das Wesen der Eifersucht sind für den Fall nicht von Bedeutung, Euer Ehren, und könnten die Einstellung der Geschworenen beeinflussen, da er sie in Zusammenhang mit Mrs. Carlyon bringt.«
    »Stattgegeben«, sagte der Richter ohne zu zögern, dann, zum Staatsanwalt: »Mr. Lovat-Smith, ich erwarte Besseres von Ihnen. Beweisen Sie Ihr Anliegen, philosophieren Sie nicht.«
    »Ich bitte um Entschuldigung, Euer Ehren. Danke, Mr. Furnival, ich habe keine weiteren Fragen.«
    »Mr. Rathbone?« fragte der Richter.
    Rathbone stand auf und wandte sich dem Zeugenstand zu.
    »Mr. Furnival, darf ich Sie noch einmal auf den Beginn des Abends zurückbringen – zu dem Moment, um genau zu sein, als Mrs. Erskine hinaufging, um Ihren Sohn zu besuchen. Erinnern Sie sich?«
    »Ja.« Maxim schien verwirrt.
    »Sagte sie Ihnen entweder gleich danach oder später, was sich dort oben ereignet hatte?«
    Maxim runzelte die Stirn. »Nein.«
    »Sowohl Sie als auch Mrs. Furnival haben ausgesagt, Mrs. Erskine wäre bei ihrer Rückkehr extrem beunruhigt gewesen, in einem solchen Maße sogar, daß sie sich für den Rest des Abends nicht mehr normal benehmen konnte. Ist das richtig?«
    »Ja.« Maxim machte einen verlegenen Eindruck – vermutlich nicht seinet-, sondern Damaris wegen, nahm Hester an. Es war taktlos, in aller Öffentlichkeit über die Gefühle eines anderen Menschen zu sprechen, insbesondere wenn es sich dabei um eine Frau und gute Freundin handelte. Ein Gentleman tat so etwas nicht.
    Rathbone lächelte ihn kurz an.
    »Ich danke Ihnen. Und nun zurück zu der leidigen Frage, ob Mrs. Furnival und General Carlyon einen Umgang miteinander pflegten, der nicht ganz korrekt war. Sie haben beschworen, im Verlauf ihrer insgesamt etwa fünfzehnjährigen Freundschaft niemals einen Anlaß gehabt zu haben, an der Vertrauenswürdigkeit und Schicklichkeit der Beziehung zu zweifeln – daß es nichts gab, woran Sie als Mrs. Furnivals Ehemann oder die Angeklagte als Frau des Generals hätten Anstoß nehmen können. Habe ich Sie dahingehend richtig verstanden?«
    Ein paar der Geschworenen schauten neugierig zu Alexandra hinüber.
    »Jawohl, das haben Sie. Es

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