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Eine Spur von Verrat

Eine Spur von Verrat

Titel: Eine Spur von Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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wenn Gerald nicht erfährt, daß du hier warst. Er er würde es nicht gut finden.«
    »Dann erzähl ihm einfach nichts davon«, sagte Monk schlicht.
    »Und falls das Mädchen etwas erwähnt, war ich eben ein alter Bekannter, der sich nach deinem Wohlbefinden erkundigen und dir Glück wünschen wollte.«
    »Ich fühle mich wohl – und ich bin glücklich. Danke, William.« Sie war plötzlich verlegen. Vielleicht hatte sie gemerkt, wie hohl ihre Worte klangen, aber es war schließlich vorbei. Sie hatte weder die Absicht, sich dafür zu entschuldigen, noch wollte sie versuchen, die zugrundeliegende Wahrheit aufzuwerten.
    Sie bot ihm auch keine Erfrischung an. Sie wollte ganz einfach, daß er verschwunden war, ehe ihr Mann von dort zurückkehrte, wo immer er auch stecken mochte – wahrscheinlich in der Kirche.
    Es war nichts gewonnen, wenn er noch länger blieb. Tat er es doch, geschah es lediglich aus egoistischen Motiven und diente einzig der Befriedigung seiner Rachegelüste. Aber hinterher würde er sich dafür verachten.
    »Dann mache ich mich jetzt am besten auf den Weg zum Bahnhof und nehme den nächsten Zug nach London.« Er ging zur Tür, die sie ihm unter weiteren Dankesbekundungen hastig aufhielt.
    Er verabschiedete sich und marschierte zwei Minuten später die schmale, baumbestandene Straße in Richtung Bahnhofzurück. Die vom Wind bewegten Blätter tanzten im Sonnenschein, in den Baumkronen trällerten die Vögel. Hier und da lugte ein helles Blütenköpfchen aus den Weißdornhecken hervor und verströmte einen derart lieblichen Duft, daß ihm völlig unerwartet die Tränen in die Augen stiegen. Er schwelgte nicht etwa in Selbstmitleid über den Verlust einer Liebe, es geschah vielmehr, weil das, wonach er sich so abgrundtief gesehnt hatte, gar nicht existierte – nicht in ihr. Er hatte in ihr hübsches Gesicht und ihre liebenswürdige Art all das hineinprojiziert, was er zu brauchen glaubte, und das war ihr gegenüber ebenso ungerecht, wie es das ihm gegenüber war.
    Monk blinzelte und ging schneller. Er war schwierig, anspruchsvoll und häufig gemein, er brillierte mit seinem Verstand und schreckte weder vor harter Arbeit noch vor der Wahrheit zurück zumindest früher einmal –, aber er besaß Gott sei Dank Mut. Und egal, welchen inneren Wandel er durchmachen mochte, daran würde sich nie etwas ändern.
    Hester verbrachte den Sonntag dank Ediths unabsichtlicher Hilfe in Damaris’ Gesellschaft. Sie begrüßte diesmal nicht zuerst Randolf und Felicia Carlyon, sondern begab sich geradewegs zu dem Eingang des Flügels, in dem Peverell und Damaris wohnten und, wenn ihnen danach war, ein wenig Privatsphäre genießen konnten. Da sie Felicia ohnehin nichts zu sagen hatte, war sie froh, sich keine höflichen und unverfänglichen Bemerkungen einfallen lassen zu müssen, um die unvermeidlichen Gesprächspausen zu überbrücken. Außerdem wurde sie angesichts dessen, was sie zu tun gedachte, von leichten Gewissensbissen geplagt. Sie wußte, was es für Peverell und Damaris bedeuten würde.
    Hester wollte Damaris allein sprechen, und zwar wirklich allein, ohne die Gefahr, daß sie von irgend jemandem (am allerwenigsten Felicia) gestört werden konnten. Sie hatte nämlich vor, sie mit den schockierenden Fakten zu konfrontieren, auf die Monk gestoßen war, und vielleicht sogar die Wahrheit über ihre eigene Entdeckung am Mordabend aus ihr herauszupressen.
    Ohne zu wissen warum, hatte Edith sich bereit erklärt, Peverell zu beschäftigen und von zu Hause fernzuhalten. Hester hatte ihr nur erzählt, daß sie dringend mit Damaris sprechen müsse, daß es um ein heikles und wahrscheinlich schmerzliches Thema ginge, sie die Wahrheit jedoch unbedingt herauszufinden hätten. Sie fühlte sich schrecklich schuldig, weil sie Edith verschwiegen hatte, worum es ging, doch dann wäre die Freundin gezwungen gewesen, eine Entscheidung zu treffen, die sie ihr momentan nicht zumuten wollte. Gut möglich, daß sie sich für das Falsche entschied und der Liebe zu ihrer Schwester gegenüber der Wahrheitsfindung den Vorrang gab. Und falls die Wahrheit tatsächlich so häßlich war, wie Hester erwartete, würde es für Edith später leichter sein, da sie dabei nicht bewußt ihre Hand im Spiel gehabt hatte.
    So betete sie sich immer wieder vor, während sie in Damaris’ elegantem, luxuriösem Wohnzimmer wartete, ohne sich trotz des unglaublichen Komforts entspannen zu können.
    Sie ließ ihren Blick durch das Zimmer wandern. Das war

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