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Eine Spur von Verrat

Eine Spur von Verrat

Titel: Eine Spur von Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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erinnern, warum ich dich überhaupt aus den Augen verloren habe!
    »Ich – ich wollte wissen, wie es dir geht«, meinte er schließlich. Es klang lahm, aber ihm fiel nichts Besseres ein.
    »Es – es geht mir gut, danke. Und dir?« Sie war nach wie vor verwirrt. »Was… was führt dich hierher? Ein neuer Fall?«
    »Nein.« Er schluckte. »Ich bin gekommen, weil ich dich sehen wollte.«
    »Warum?«
    »Warum!« Die Frage war geradezu grotesk. Weil er sie liebte. Weil er nie hätte gehen sollen. Weil sie all das verkörperte, was seinem besseren Ich entsprach, und er mit einer ähnlichen Verzweiflung danach gierte wie ein Ertrinkender nach Luft. Wußte sie das denn nicht? »Hermione!« Mit derselben Vehemenz und Leidenschaft, mit der er dieses Verlangen bisher unterdrückt hatte, brach es nun aus ihm hervor.
    Sie wich zurück. Ihr Gesicht war wieder blaß, ihre Hände zuckten an ihren Hals.
    »William! Bitte…«
    Monk wurde schlecht. Hatte er sie schon einmal gefragt, ihr seine Gefühle gestanden, und war zurückgewiesen worden? Hatte er es verdrängt, weil es zu schmerzhaft gewesen war? Sich lediglich an seine Liebe zu ihr erinnert, nicht daran, daß sie unerwidert blieb?
    Er stand da wie gelähmt, gefangen in einem Gefühl abgrundtiefen Elends und grauenhafter, vernichtender Einsamkeit.
    »Du hast es versprochen, William«, flüsterte sie kaum hörbar, den Blick nicht auf ihn, sondern auf den Boden geheftet. »Ich kann nicht. Ich habe es dir schon einmal gesagt – du machst mir angst. Ich empfinde nicht so, ich kann es einfach nicht. Und ich will auch nicht. Ich will nicht, daß mir irgend etwas oder irgend jemand soviel bedeutet. Du arbeitest zu hart, du wirst zu wütend, du läßt dich zu tief in die Tragödien und ungerechten Schicksale anderer Leute hineinziehen. Du kämpfst zu verbissen für das, was du willst, du bist bereit, viel mehr zu bezahlen als ich – egal wofür. Und du kannst zu verletzend sein, wenn du verlierst.« Sie schluckte krampfhaft und sah ihn mit flehenden Augen an. »Ich will das alles nicht fühlen. Es macht mir angst. Ich mag es nicht. Du machst mir angst. Ich kann nicht auf diese Art lieben – und ich will nicht, daß du mich so liebst. Ich kann dem nicht gerecht werden, und es – es wäre mir zuwider, wenn ich’s versuchen müßte. Ich will…« Sie biß sich auf die Lippen. »Ich will in Frieden leben. Ich will meine Ruhe.«
    Ihre Ruhe! Allmächtiger Gott!
    »William? Sei nicht böse – ich kann nichts dafür –, ich hab es dir früher schon gesagt. Ich dachte, du hättest verstanden. Warum bist du zurückgekommen? Du bringst alles durcheinander. Ich bin jetzt mit Gerald verheiratet, und er behandelt mich gut, aber ich glaube nicht, daß er dich wieder hierhaben möchte. Er ist selbstverständlich dankbar, daß du meine Unschuld bewiesen hast…« Sie sprach immer schneller. Kein Zweifel, sie hatte tatsächlich Angst. »Und ich werde natürlich nie aufhören, dir dafür zu danken. Du hast mir das Leben gerettet, meinen Ruf wiederhergestellt – das ist mir vollkommen klar. Aber bitte – ich kann einfach nicht…« Sie verstummte. Sein Schweigen entsetzte und verunsicherte sie.
    Um seiner Selbstachtung willen mußte er sie beruhigen, ihr versichern, daß er sich friedlich davontrollen würde, ohne ihr Schwierigkeiten zu machen. Zu bleiben hatte ohnehin keinen Sinn. Inzwischen lag eindeutig auf der Hand, warum er damals fortgegangen war. Sie besaß nichts, was sich mit seiner Leidenschaft messen konnte. Sie war ein wunderschönes Gefäß, zumindest nach außen hin gütig, doch diese Güte entsprang der Furcht vor Unannehmlichkeiten, nicht etwa einem ehrlichen Mitgefühl, wie es vielleicht bei einer tiefsinnigeren Frau der Fall gewesen wäre. Und sie war ein flacheres Gefäß als er, unfähig, ihn zu verstehen. Sie wollte ihre Ruhe; ihr schien eine gute Portion Selbstsucht in die Wiege gelegt worden zu sein.
    »Es freut mich, daß du glücklich bist«, sagte er mit rauher Stimme, die sich nur mühsam seiner Kehle entwand. »Du brauchst keine Angst zu haben, ich werde nicht bleiben. Ich habe nur einen kurzen Abstecher von Guilford hierher gemacht. Morgen früh muß ich sowieso wieder in London sein – zu einem großen Prozeß. Sie die Angeklagte – hat mich an dich erinnert.
    Ich wollte dich nur sehen, wissen, wie es dir geht. Das weiß ich jetzt, und damit habe ich mein Ziel erreicht.«
    »Ich danke dir.« Ihr Gesicht strahlte vor Erleichterung. »Es – es wäre mir lieber,

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