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Eine Spur von Verrat

Eine Spur von Verrat

Titel: Eine Spur von Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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an ihre Vernunft.
    »Er hat dieses Warburton-Weib geheiratet – das allein war schon ein beispielloser Beweis für seinen Mangel an Geschmack und Urteilskraft«, schimpfte Felicia. »Viel zu emotional. Kein bißchen Selbstbeherrschung.«
    »Louisa?« erkundigte sich Edith bei Damaris, die zustimmend nickte.
    »Und?« Felicia konzentrierte sich wieder auf Peverell. »Was treibt die Polizei die ganze Zeit? Wann nehmen sie ihn endlich fest?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Ehe sie zum Antworten kam, wurde die Tür zum zweitenmal geöffnet. Mit todernster Miene, aber kein bißchen verlegen, schritt der Butler ins Zimmer, in der Hand ein silbernes Tablett mit einem Zettel darauf. Er brachte ihn nicht zu Randolf, sondern zu Felicia – vielleicht, weil Randolfs Augen nicht mehr die besten waren.
    »Miss Alexandras Lakai hat das soeben gebracht, Ma’am«, sagte er kaum hörbar.
    »Sieh an.« Sie nahm die Botschaft und las sie schweigend durch. Kurz darauf war auch der letzte Rest Farbe aus ihrem Gesicht gewichen, so daß sie nur mehr steif und wachsbleich dasaß.
    »Es gibt keine Antwort«, meinte sie heiser. »Sie können gehen.«
    »Sehr wohl, Ma’am.« Der Butler machte sich gehorsam davon und zog die Tür leise hinter sich ins Schloß.
    »Die Polizei hat Alexandra wegen Mordes an Thaddeus festgenommen«, erklärte Felicia mit tonloser, mühsam beherrschter Stimme, sobald er verschwunden war. »Sie hat offensichtlich ein Geständnis abgelegt.«
    Damaris wollte etwas sagen, schien sich jedoch an ihren Worten zu verschlucken und mußte würgen. Peverell nahm sofort ihre Hand und drückte sie fest.
    Randolf starrte verständnislos mit weit aufgerissenen Augen im Zimmer umher.
    »Unmöglich!« protestierte Edith fassungslos. »Das kann nicht sein! Nicht Alex!«
    Felicia stand langsam auf. »Es hat keinen Sinn, die Wahrheit zu leugnen, Edith. Anscheinend ist es so. Sie hat gestanden.« Sie streckte die Schultern. »Wir wären dir sehr dankbar, wenn du die Angelegenheit in die Hand nehmen würdest, Peverell. Wie es aussieht, war sie nicht mehr Herr ihrer Sinne und ist in einem Anfall von geistiger Umnachtung zur Mörderin geworden. Vielleicht können wir das privat regeln, da sie sich der Anklage nicht widersetzt.«
    Ihr Ton gewann allmählich an Selbstvertrauen. »Wir werden schon eine passende Anstalt für sie finden. Cassian kommt selbstverständlich zu uns, das arme Kind. Ich werde ihn selbst abholen, am besten gleich heute abend. Er kann nicht mutterseelenallein in diesem Haus bleiben.« Sie griff nach dem Klingelzug und sagte dann zu Hester: »Sie sind Zeugin unserer Familientragödie geworden, Miss Latterly. Bestimmt werden Sie begreifen, daß wir nicht länger in der Lage sind, selbst die engsten Freunde und Bekannten zu empfangen. Ich danke Ihnen für Ihren Besuch, aber Edith wird Sie nun zur Tür begleiten und Sie verabschieden.«
    Hester stand auf. »Selbstverständlich. Es tut mir wirklich aufrichtig leid.«
    Felicia nahm ihre Worte mit einem kurzen Blick zur Kenntnis, sonst nichts. Weitere Bemerkungen waren hinfällig; es blieb Hester nichts anderes übrig, als sich bei Randolf, Damaris und Peverell zu entschuldigen und zu gehen.
    Sobald sie die Halle erreicht hatten, packte Edith ihren Arm.
    »Mein Gott, das ist furchtbar! Wir müssen irgendwas tun!« Hester blieb stehen und schaute sie an. »Aber was? Vielleicht ist der Einfall deiner Mutter gar nicht schlecht. Wenn sie wirklich den Kopf verloren hat und gewalttätig geworden ist…«
    »Quatsch!« explodierte Edith mit überraschender Heftigkeit.
    »Alex ist nicht verrückt. Wenn ihn tatsächlich jemand von der Familie ermordet hat, dann ihre Tochter Sabella. Sie ist wirklich … ausgesprochen seltsam. Seit der Geburt ihres Kindes hat sie schon des öfteren gedroht, sich umzubringen. Ach, die Zeit ist jetzt zu knapp, um es dir näher zu erklären, aber glaube mir, über Sabella gibt es viel zu erzählen.« Ihr Griff war derart fest, daß Hester keine andere Wahl hatte, als zu bleiben. »Sie hat Thaddeus gehaßt«, fuhr Edith eindringlich fort. »Sie wollte niemals heiraten, sie wollte unbedingt Nonne werden, aber Thaddeus hatte dafür keinerlei Verständnis. Sie haßte ihn, weil er sie zum Heiraten zwang, und tut es immer noch. Die arme Alex hat bestimmt nur gestanden, um sie zu decken. Wir müssen ihr helfen. Fällt dir denn gar nichts ein?«
    »Tja…« Hesters Gedanken schlugen Purzelbäume. »Also, ich kenne da eine Art Privatdetektiv, der hin und wieder

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