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Eine Spur von Verrat

Eine Spur von Verrat

Titel: Eine Spur von Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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vollkommen recht. Das ist eine gute Beobachtung.« Valentine lächelte unglücklich.
    Louisa mischte sich zum erstenmal ein.
    »Ich denke nicht, daß er Ihnen noch mehr sagen kann, Mr. Monk.«
    »Nein.« Seine Worte galten dem Jungen. »Ich bin dir sehr dankbar für deine Geduld, Valentine.«
    »Keine Ursache, Sir.«
    Sie waren wieder unten in der Halle, und Monk wollte sich soeben verabschieden, als Maxim Furnival nach Hause kam und dem Mädchen Hut und Spazierstock in die Hand drückte. Er war groß und schlank, hatte beinahe schwarzes Haar und tiefliegende, dunkelbraune Augen. Ein im Grunde ausgesprochen gutaussehender Mann, nur war seine Unterlippe eine Spur zu voll, und wenn er lächelte, wurde eine Lücke zwischen seinen Schneidezähnen sichtbar. Er hatte ein empfindsames, bewegliches und intelligentes Gesicht, das kein bißchen Grausamkeit enthielt.
    Louisa erklärte ihm hastig den Grund für Monks Anwesenheit. »Mr. Monk arbeitet für Alexandra Carlyons Anwalt.«
    »Guten Tag, Mr. Furnival.« Monk neigte höflich den Kopf. Er war auf die Kooperation dieses Mannes dringend angewiesen.
    »Sehr freundlich, daß Sie mich empfangen.«
    Maxims Miene wurde schlagartig düster, wirkte dabei jedoch eher teilnahmsvoll denn verärgert.
    »Ich wünschte, wir könnten etwas tun. Aber dafür ist es jetzt wohl zu spät.« Seine Stimme klang gepreßt, als würde er von erstaunlich tiefem Schmerz und starker Wut geplagt. »Wir hätten schon vor Wochen etwas unternehmen sollen.« Er schritt auf den Flur zu, der zum Salon führte. »Was gibt es denn noch, Mr. Monk?«
    »Ich brauche nur ein paar Auskünfte«, gab dieser zurück. »Ist an jenem Abend vielleicht irgend etwas geschehen, das ein wenig Licht in die Angelegenheit bringen könnte?«
    Ein Hauch von zynischer Belustigung und einer Art unterschwelligem Schuldbewußtsein streifte Maxims Züge.
    »Glauben Sie mir, Mr. Monk, ich habe mir wieder und wieder den Kopf darüber zerbrochen und bin jetzt auch nicht schlauer als vorher. Das Ganze ist mir vollkommen schleierhaft. Ich weiß natürlich, daß es zwischen Alex und Thaddeus häufig Meinungsverschiedenheiten gab. Sie hatten, ehrlich gesagt, sogar ein recht schlechtes Verhältnis zueinander – aber das trifft wohl auf viele, wenn nicht auf die meisten Paare von Zeit zu Zeit zu. Deshalb bricht man nicht gleich das Ehegelübde oder bringt sich gar gegenseitig um.«
    »Mrs. Carlyon sagt, sie tat es aus Eifersucht auf Ihre Frau…« Maxims Augen weiteten sich. »Das ist doch absurd! Sie sind seit Jahren befreundet, schon seit der Zeit, als – als Valentine noch gar nicht auf der Welt war. Sie hatte nicht den geringsten Anlaß, jetzt auf einmal eifersüchtig zu sein. Es hat sich überhaupt nichts geändert.« Er schien wirklich überaus verwirrt. Falls er Theater spielte, mußte er ein echtes Naturtalent sein. Monk kam flüchtig der Gedanke, daß nicht Alexandra, sondern vielleicht er auf seine Frau eifersüchtig gewesen war. Dann ging seine Phantasie vollends mit ihm durch, und er überlegte kurz, ob der General Valentines Vater sein könnte. Doch ihm fiel kein plausibler Grund dafür ein, warum Alexandra Maxim decken sollte, es sei denn, die beiden wären ein Liebespaar gewesen – und in dem Fall hätte er wenig Anlaß gehabt, auf den General und Louisa eifersüchtig zu sein. Eigentlich konnte ihm dann nur entgegenkommen, wenn deren Verhältnis weiterbestand.
    »Aber Mrs. Carlyon war am fraglichen Abend wirklich beunruhigt?« erkundigte er sich laut.
    »Ja, das war sie.« Maxim versenkte die Hände in den Tiefen seiner Taschen und runzelte die Stirn. »Sehr sogar. Ich habe allerdings keine Ahnung, weshalb. Gut, Thaddeus hat sich nicht besonders um sie gekümmert, doch das dürfte kaum ein Grund sein, gewalttätig zu werden. An diesem verflixten Abend schien sowieso jeder leicht erregbar zu sein. Damaris Erskine wurde geradezu ausfallend.« Er erwähnte nicht, daß sie ihn als Opfer für ihre Beleidigungen auserkoren hatte. »Und was mit ihr los war, weiß ich auch nicht.« Seine Ratlosigkeit wuchs. »Nach Peverells Gesicht zu urteilen, war es ihm ebenfalls ein Rätsel. Und dann Sabella – furchtbar überreizt, aber das war sie in letzter Zeit ziemlich oft.« Er machte einen ganz betretenen Eindruck. »Alles in allem war der Abend eine einzige Katastrophe.«
    »Aber es geschah nichts, was auf einen drohenden Mord hindeutete?«
    »Großer Gott, nein! Nicht im geringsten. Es war bloß…« Maxim verstummte kläglich. Er fand

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