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Eine Spur von Verrat

Eine Spur von Verrat

Titel: Eine Spur von Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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einfach nicht die richtigen Worte, um seine Gefühle zu beschreiben.
    »Vielen Dank, Mr. Furnival.« Monk fielen für den Augenblick keine weiteren Fragen ein. Nachdem er sich auch bei Louisa bedankt hatte, verabschiedete er sich und trat in die in Licht und Schattengetauchte Albany Street hinaus. In seinem Kopf herrschte ein wirres Durcheinander aller möglichen Gedanken und Eindrücke: Louisas arroganter Gang, ihr selbstbewußtes, einladendes Gesicht mit dem Quentchen Kälte, wenn sie sich einmal nicht in Szene setzte; Valentines heimlicher Schmerz; Maxims Arglosigkeit.
    Sein nächstes Ziel war Alexandra Carlyons jüngste Tochter Sabella. Die ältere lebte in Bath und hatte mit dieser Tragödie lediglich insofern etwas zu tun, als sie dadurch ihren Vater verloren hatte und – wenn das Gesetz, wie anzunehmen war, seinen Lauf nahm – bald auch die Mutter einbüßen würde. Sabella indes befand sich mittendrin, denn sie war entweder das wirkliche Motiv für Alexandras Tat oder sogar die Mörderin selbst.
    Das Haus der Poles lag in der George Street, nur einen Katzensprung entfernt auf der anderen Seite der Hampstead Road. Monk brauchte keine zehn Minuten, bis er auf der Türschwelle stand. Als man ihm öffnete, erklärte er dem Stubenmädchen, er wäre beauftragt worden, alles Erdenkliche zu Mrs. Carlyons Rettung beizutragen, und ausgesprochen dankbar, wenn er zu diesem Zweck mit Mr. oder Mrs. Pole sprechen könnte.
    Sie führte ihn in ein kleines Empfangszimmer, in dem es trotz der warmen, stürmischen Maiwinde eher frostig war. Ein plötzlicher Regenguß prasselte gegen die dicht verhangenen Fenster. Aus Gründen der Fairneß mußte man ihnen allerdings zugute halten, daß sie erst frisch in Trauer waren.
    Kurz darauf erschien nicht Sabella, sondern Fenton Pole. Ein angenehm wirkender, unauffälliger junger Mann mit rotblondem Haar und ernstem Gesicht, regelmäßigen Zügen und kobaltblauen Augen. Er trug eine hochmoderne Weste mit Schalkragen, dazu ein blütenweißes Hemd und einen dunklen Anzug. Nach kurzem Zögern zog er die Tür hinter sich zu und blickte Monk nichts Gutes ahnend an.
    »Es tut mir leid, daß ich Sie während der Trauerzeit behelligen muß«, begann Monk ohne jede Vorrede, »aber Mrs. Carlyons Lage ist derart prekär, daß wir keine Zeit verschwenden dürfen.«
    Fenton Pole legte die Stirn in noch tiefere Falten und steuerte mit freimütiger Miene auf ihn zu, als wolle er ihm etwas anvertrauen. In etwa einem Meter Abstand blieb er stehen.
    »Ich wüßte wirklich nicht, wie man ihr helfen kann«, sagte er besorgt. »Am wenigsten meine Frau oder ich. Wir waren an jenem Abend zwar dort, aber alles, was ich gesehen oder gehört habe, bringt sie nur noch mehr in Schwierigkeiten. Ich denke, wir richten den geringsten Schaden an, Mr. Monk, wenn wir so wenig wie möglich sagen und ihr ein gnädig rasches Ende ermöglichen.« Er musterte seine Schuhe und richtete den Blick dann wieder auf Monk. »Meiner Frau geht es nicht gut. Ich möchte auf keinen Fall, daß sie noch mehr leiden muß. Sie hat sowohl Vater als auch Mutter verloren, und das unter wirklich grauenhaften Umständen. Ich bin sicher, Sie haben Verständnis dafür?«
    »Ja, Mr. Pole«, bestätigte Monk. »Man kann sich kaum etwas Schlimmeres vorstellen als das, was offenbar passiert ist. Aber der Anschein könnte trügen, und wir sind es sowohl Mrs. Carlyon als auch uns selbst schuldig, herauszufinden, ob eine andere Erklärung oder vielleicht sogar mildernde Umstände in Betracht kommen. Das ist gewiß auch im Interesse Ihrer Frau.«
    »Meiner Frau geht es nicht gut…«, wiederholte Pole scharf.
    »Was ich aufrichtig bedaure«, fiel Monk ihm ins Wort. »Aber die Situation erlaubt es nicht, auf den Kummer oder das Unwohlsein einer einzelnen Person Rücksicht zu nehmen.« Ehe sein Gegenüber protestieren konnte, fügte er rasch hinzu:
    »Wenn Sie mir jedoch erzählen würden, was am fraglichen Abend geschehen ist, müßte ich Ihre Frau vermutlich nur kurz belästigen – nur um sicherzustellen, daß sie dem nichts hinzuzufügen hat.«
    »Ich sehe nicht, wozu das gut sein soll.« Pole preßte die Kinnbacken zusammen und schaute ihn verstockt an.
    »Ich auch nicht, wenn Sie nicht endlich reden.« Monk wurde langsam ärgerlich und konnte es nur schlecht verbergen. Für Dummheit, Voreingenommenheit oder Selbstgefälligkeit brachte er nur wenig Verständnis auf, und dieser Mann besaß zumindest zwei dieser negativen Eigenschaften. »Aber es ist

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