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Eine Spur von Verrat

Eine Spur von Verrat

Titel: Eine Spur von Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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mein Beruf, solche Dinge in Erfahrung zu bringen, und Mrs. Carlyons Anwalt hat mich beauftragt, soviel wie möglich herauszufinden.« Pole starrte ihn an und schwieg.
    Monk ließ sich demonstrativ auf einem der größeren Stühle nieder, als hätte er nicht die Absicht, so bald wieder zu verschwinden. »Die Dinnerparty, Mr. Pole«, soufflierte er.
    »Meines Wissens sind Ihre Frau und ihr Vater sich bereits bei der Ankunft in die Haare geraten. Wissen Sie warum?«
    Pole wirkte ein wenig aus der Fassung gebracht. »Ich verstehe beim besten Willen nicht, was das mit dem Tod des Generals zu tun haben soll. Aber da Sie schon fragen – nein, ich weiß es nicht. Ich nehme an, es handelte sich um ein altes Mißverständnis. Es war weder neu, noch dürfte es von Bedeutung gewesen sein.«
    Monk sah ihn so ungläubig an, wie es ging, ohne unhöflich zu werden.
    »Es sind doch bestimmt irgendwelche Worte gefallen. Man kann sich unmöglich streiten, ohne zu erwähnen, worum es geht. Auch wenn das Ausgesprochene vielleicht nicht der wahre Grund ist.«
    Pole hob die blonden Brauen, seine Hände glitten noch tiefer in die Taschen. Er wandte sich verärgert ab. »Wenn es das ist, was Sie wissen wollen, bitte. Ich dachte eigentlich, Sie wollten die Wahrheit hören – auch wenn es jetzt wohl keine Rolle mehr spielt.«
    Monk spürte, wie sein Unmut wuchs. Seine Muskeln verspannten sich, und seine Stimme klang schroff, als er fragte:
    »Was haben die beiden zueinander gesagt, Mr. Pole?«
    Pole setzte sich hin, schlug die Beine übereinander und sah ihn kalt an.
    »Der General machte irgendeine Bemerkung über die indische Armee, woraufhin Sabella meinte, sie hätte gehört, daß die Lage dort unten sehr gespannt sei. Er machte ihr auf recht eindeutige Weise klar, wie wenig ihn ihre Meinung interessieren würde, und das hat sie furchtbar geärgert. Sie fühlte sich herabgekanzelt und sagte ihm das auch. Sabella denkt, sie verstünde sehr wohl etwas von der Situation in Indien – ich fürchte, ich habe sie dahingehend ziemlich bestärkt. An diesem Punkt schaltete sich Maxim Furnival ein und versuchte, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken, was ihm aber nur bedingt gelungen ist. Es war wirklich nicht der Rede wert, Mr. Monk. Und mit der Auseinandersetzung zwischen ihm und Mrs. Carlyon hatte es gewiß nichts zu tun.«
    »Und worum ging es dabei?«
    »Das weiß ich nun beim besten Willen nicht!« fuhr Pole ihn an. »Es muß wohl etwas Ernsteres gewesen sein, ansonsten hätte sie ihn kaum umgebracht. Aber keiner von uns war sich dessen bewußt, andernfalls hätten wir es gewiß zu verhindern versucht.« Er schaute mißmutig drein, als würde Monk sich absichtlich dumm stellen.
    Ehe der zu einer Antwort ansetzen konnte, tat sich die Tür auf, und eine hübsche, nur recht zerzauste junge Frau stand vor ihnen. Das blonde Haar fiel ihr lose auf die Schultern, das Kleid wurde zur Hälfte von einem großen Umhängetuch verdeckt, das sie mit einer schlanken, blassen Hand am Hals zusammenhielt. Unter völliger Mißachtung ihres Mannes starrte sie zu Monk hinüber.
    »Wer sind Sie? Polly sagt, Sie versuchen Mama zu helfen. Und wie, bitte, wollen Sie das bewerkstelligen?«
    Monk stand auf. »William Monk, Mrs. Pole. Ich komme im Auftrag von Mr. Rathbone, dem Anwalt Ihrer Mutter, und bin auf der Suche nach strafmildernden Fakten.«
    Sabella fixierte ihn mit weit aufgerissenen Augen und starrem Blick und schwieg. Eine hektische Röte überzog ihre Wangen.
    Pole, der sich erhoben hatte, als sie hereingekommen war, trat auf sie zu und meinte sanft: »Sabella, Liebling, du brauchst dich hiermit nicht zu belasten. Vielleicht solltest du wieder auf dein Zimmer gehen und dich hinlegen…«
    Sie stieß ihn wütend beiseite und näherte sich Monk. Pole legte ihr eine Hand auf den Arm, die sie jedoch unsanft abschüttelte.
    »Glauben Sie wirklich, Sie können etwas für meine Mutter tun, Mr. Monk? Sie sagten ›strafmildernd‹. Bedeutet das, das Gesetz würde eventuell berücksichtigen, was für ein Mensch er war? Wie er uns tyrannisiert und uns seinen Willen auf gezwungen hat, ohne im geringsten auf unsere Wünsche zu achten?«
    »Sabella…«, sagte Pole in beschwörendem Tonfall. Er funkelte Monk erbost an. »Ich muß doch sehr bitten, Mr. Monk! Was soll das alles? Es ist total nebensächlich und ich…«
    »Es ist überhaupt nicht nebensächlich!« fiel Sabella ihm zornig ins Wort. »Wären Sie so gut, mir die Frage zu beantworten, Mr. Monk?« Monk

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