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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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Willstown
heimzuführen.»
    Die englische Braut mußte lachen. «Mit
euren australischen Mädchen ist es ja viel schlimmer. Die rennen tausend
Meilen, um aus dem Outback herauszugelangen.»
    «Na also! Wenn die es nicht einmal
aushalten, wie solltest du es?»
    «Aufrichtig gesprochen, Joe! Eure
Mädchen haben recht, wenn sie aus Willstown ausreißen. Sind die anderen Orte in
der Gulf Country genauso?»
    «Normanton ist etwas größer. Es hat
drei Wirtshäuser statt eines und eine Kirche.»
    Langes Schweigen. Dann sagte Joan: «Vor
etwas habe ich die größte Angst.»
    «Wovor?» Er umklammerte ihre Hand. Er
konnte es nicht ertragen, daß sie vor irgend etwas in ihrem künftigen Leben an
seiner Seite Angst haben sollte. «Wovor?» wiederholte er besorgt.
    Und sie antwortete: «Davor, daß du
deine Arbeit im Stich läßt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Gutes dabei
herauskommt, wenn ein Mann eine andere Tätigkeit wählt, bloß weil seine Frau
die Verhältnisse, die er erträgt, nicht auch ertragen will. Du bist an eigenes
Land von etwa zweitausend Quadratmeilen gewöhnt, Joe, ein Besitztum, auf dem du
drei Wochen lang mit deinen Packpferden umherziehen kannst, ohne die Grenze zu
überschreiten. Was soll ein Mann wie du auf tausend Acres?!»
    Sie hatte Harmans wunden Punkt
getroffen, und als er mit krampfhaftem Lächeln versicherte, er werde sich an
die anderen Verhältnisse bald gewöhnen, meinte sie liebevoll: «Davon bin ich
überzeugt, und du würdest dich auch bewähren. Aber befriedigen würde dich die
Tätigkeit nie. Kinos, Tanzsäle, schöne Läden und Straßen könnten die Leere, die
dadurch entsteht, nicht ausfüllen, Joe. Und manchmal, wenn wir streiten — und
wir werden streiten, verlaß dich drauf! — , wirst du an dein altes Leben in der
Gulf Country denken, und daß du es meinetwegen hast aufgeben müssen. Und dann
werde ich wissen, daß du daran denkst, und werde mir Vorwürfe machen. Und das
wird dann immer zwischen uns stehen. Davor, Joe, habe ich Angst. Ich dachte,
wir sollten in der Gulf Country bleiben. Denn dort ist dein Arbeitsplatz.»
    «Du hast selber gesagt, in Cairns hast
du mir gesagt: du verstehst nicht, wie irgend jemand das Leben in Willstown
ertragen kann; du hast es schrecklich gefunden, und in Burketown und Croydon
ist es genauso!»
    «Ja, nicht wahr?» lachte sie, «ich bin
ein unvernünftiges Frauenzimmer! Erst sage ich so, und dann rede ich gegen die
Umsiedlung!»
    Er sah sie unsicher, unglücklich an.
«Es ist schon so. Wir müssen eben etwas finden, was dir und mir zusagt.»
    «Gewiß, lieber Joe, und da gibt es nur
eins!»
    «Was denn?»
    Sie lächelte. «Wir haben dafür zu
sorgen, daß aus Willstown etwas wird.»

Achtes Kapitel
     
     
    Der Tag verging in einer merkwürdigen
Mischung von Liebkosungen und Viehzucht-Gesprächen. «Du wirst mir doch nicht
vormachen, daß ein Land mit dreimal so viel Regen wie im Territory keine Stadt
von der Güte Alice Springs tragen könnte!» sagte Joan. «Ich weiß, Alice hat die
Eisenbahn. Aber Willstown hat Regen, und ich weiß nicht, was mir für unser Vieh
lieber wäre — du, nimm deine Hand da weg, sonst setze ich mich woanders hin!
Wir sind noch nicht verheiratet.» Sie nahm seine Hand und küßte sie.
    «Vieh braucht nicht nur Regen»,
erwiderte er. «Je besser das Futter, um so mehr Kälber überstehen natürlich die
Trockenheit, aber dazu gehört noch eine Menge anderes, mein Wort darauf!»
    Sie hielt seine Hand fest und bat: «Sag
es mir, bitte!»
    «Du mußt nicht nur meine Hand
festhalten, sondern auch das Regenwasser, solange es da ist», erklärte er sehr
anschaulich. «Es regnet von Mitte Dezember bis Ende Februar in einem fort. Die
Bäche laufen über. Die Flüsse sind übervoll. Aber drei Wochen nachher, Ende
März, sind sie schon wieder trocken, und das Land ist dürr wie nur je.»
    «Aha! Drum willst du am Känguruh Creek
und am Dry Gum Creek Deiche bauen.»
    «Richtig. Zunächst am Oberlauf; da
genügen kleine Uferdämme, und von da jedes Jahr ein Stück weiter abwärts. Alle
zwei, drei Meilen ein kleines Staubecken, von der Quelle bis zur Mündung in den
Gilbert River. Da bleibt dir das Wasser zwar auch nicht während der ganzen
Trockenzeit, dazu ist die Sonne zu stark, aber du gewinnst bedeutend mehr
Futter für Midhurst.»
    «In Gedanken versunken gab sie seine
Hand frei und fragte: «Wie groß ist Midhurst, Joe?»
    «Elfhundert Quadratmeilen», war die
Antwort.
    «Und wieviel Vieh ernährt es zur Zeit?»
    «Etwa

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