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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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ersuchen.»
    «Dreiundfünfzigtausend, Donnerwetter!»
    «Viel Geld, nicht wahr? Es ist mir sehr
lieb, daß es für mich verwaltet wird; ich verstehe zu wenig davon, und Noel ist
ein Prachtsmensch. Weißt du... ich will von dem Geld nichts, als daß es nützt,
und weil ich geschäftlich nichts anderes kann, als was ich bei Peck
& Levy gelernt habe, möchte ich gern mit der kleinen Werkstatt
anfangen und mit der Eisdiele, wo die Frauen Sachen kaufen können, die ihnen
Spaß machen. Wenn es sich nicht besonders lohnt, ist das Geld wenigstens gut
angewendet. An einem Ort wie Willstown wüßte ich keine bessere Verwendung
dafür.»
    Er küßte sie, und sie sprach weiter:
«Aus noch einem Grunde, Joe! Ich habe das Gefühl, als handle es sich um mehr
als nur darum, ein halbes Dutzend Mädchen zu engagieren. Du hast selbst gesagt:
Die Ringer verlassen die Gulf Country, und du bekommst keine Leute in den
Outback. Das läßt sich verstehen, da es an Mädchen und Frauen fehlt. Die jungen
Mädchen nehmen Reißaus, weil es für sie keine Arbeit gibt. Das ist erst recht
zu verstehen. Ich kann mir nun vorstellen, daß du für jedes Mädchen, dem ich
Arbeit verschaffe, einen Mann mehr zur Arbeit nach Midhurst findest. Meinst du
nicht?»
    Sein Blick schweifte über die See
hinüber zur dämmerblauen Linie des Tafellandes.
    Er sagte: «So eine Mädchenschar... ja,
das könnte viel helfen... Im Outback ist es oft einsam.»
    Sie fühlte die Einsamkeit mit. Die
langen Nächte allein im stillen Gehöft... ohne Hunde hält man’s im Outback
einfach nicht aus... Sie sah das intelligente Gesicht jenes Managers von
Carlisle, Eddie Page, der seine einfältige Magd, die Lubra, geheiratet hatte,
und sagte: «Es ist ja auch nur ein Versuch, Joe. Vielleicht geht es, daß ich
das Geschäftliche unter Dach habe, ehe wir heiraten.»
    Er preßte stumm ihre Hand.
    «Au!» schrie sie lachend. «Weißt du, du
bist ein so stürmischer Liebhaber; da wird dann sehr schnell eine Familie
entstehen!»
    Er lachte mit. «Aber nicht früher, als
du es willst!»
    «Ich will ja.» Sie zog ihn rasch an
sich und küßte ihn auf die Lippen. «Nur werde ich dann nach unserer Hochzeit
für das Geschäft kaum sieben Monate Zeit haben; danach muß ich an andere Dinge
denken. Joe! Wann hast du das Vieh auszumustern?»
    «Nach der Regenzeit, etwa Mitte
Februar; dieses Jahr kam alles etwas später; da wurde es März.»
    «Und wie lange brauchst du dazu?»
    «Drei bis vier Wochen. Danach werden
die Kälber gekennzeichnet und die Herden nach Julia Creek getrieben.»
    «Wie wäre es, Joe, wenn wir dann heiraten,
sagen wir: Anfang April?»
    «Das wäre schön, ja!»
    «Du, dann bliebe mir nämlich noch
beinah ein Jahr, bis ich vielleicht — wie sagt man? — aus Familiengründen ein
paar Monate aussetzen müßte. Bis dahin muß das Unternehmen so weit in Schwung
sein, daß es eine Zeitlang auch ohne mich geht. Unbedingt muß es das, sonst
taugt das Ganze nichts, und man steckt’s besser auf.»
    «Ich kann dich ja in der Zeit
vertreten», bot er treuherzig an, und sie lachte hell: «Eisbecher servieren und
jungen Mädchen Lippenstifte verkaufen? Nein, Joe, das kommt gar nicht in
Frage.»
    Ihr Programm fand seinen Beifall, ja er
verbesserte es sogar. Sie könnten heiraten, während Jim Lennon ohne ihn, nur
mit Hilfe von Bourneville und einigen andern Boongs das Vieh nach Julia Creek
treibe, könnten dann, wenn sie Lust habe, in seiner Utility nachfahren, so daß
sie ungefähr zu gleicher Zeit in Julia Creek seien.
    «Dann helfe ich beim Einladen des
Viehs, und wir haben zugleich eine hübsche Hochzeitsreise.»
    «Eine fabelhafte Hochzeitsreise»,
lachte die Verlobte. «Kann man in Julia Creek außer Biertrinken sonst noch was
anfangen?» fragte sie, und er versetzte: «Sehr viel!»
    «Zum Beispiel?»
    «Fünfzehnhundert Stück Vieh in
Viehwagen unterbringen!» Er grinste vergnügt. «Solche Flitterwochen hat nicht
jede Engländerin!»
    Sie zogen sich zum Essen um, und als
sie bei Tisch saßen, riet Joe, das Gerben und Zurichten der Alligatorhäute
solle sie lieber nicht im eigenen Betrieb vornehmen. Das sei keine
Frauenarbeit. «Viel zu unsauber! Und der Gestank! Dazu bekommst du auch keine
Männer.» Er kenne aber in Cairns eine Lohgerberei; ihr Besitzer, Mr. Gordon,
sei letztes Jahr in der Gulf Country gewesen. «Wenn es dir recht ist, können
wir ihn morgen nachmittag aufsuchen.»
    «Glaubst du, daß es dort weißes
gegerbtes Leder von ganz jungen Schäfchen

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