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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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neuntausend Stück. Es könnten
mehr sein, aber am oberen Ende ist die Station ausgetrocknet.»
    «Nehmen wir an, du könntest die kleinen
Dämme errichten — auf wieviel Stück brächtest du es dann?»
    Er meinte nach kurzem Nachdenken, der
Bestand ließe sich dann wohl verdoppeln: «Sechzehn Stück pro Quadratmeile. Das
müßte möglich sein. Bei dem Regen!»
    «Dieses Jahr hast du vierzehnhundert
Stück Vieh verkauft, nicht wahr?»
    «Richtig.»
    «Und wieviel pro Kopf dafür erlöst?»
    «Vier Pfund sechzehn.»
    Sie mußte wieder seine Hand festhalten.
«So kann ich unmöglich nachdenken, Joe!» Dann sprach sie so trocken wie Midhurst
im Mai: «Wenn du den Viehbestand der Station verdoppeln kannst, hättest du also
pro Jahr vierzehnhundert Stück mehr zu verkaufen. Das entspricht einem
Mehrerlös von jährlich mindestens sechs- bis siebentausend Pfund Sterling oder
insgesamt gut und gern zwölf- bis dreizehntausend. Joe! Wenn sich der Umsatz
derart erhöhen läßt, lohnt es sich aber wahrhaftig, in den Dämmebau etwas
Kapital hineinzustecken, nicht wahr?»
    Er staunte sie an. «Genauso habe ich es
Mrs. Spears vorgerechnet! Wenn wir einen ständigen Arbeitstrupp von drei Mann
und einigen Abos damit beschäftigen, daß sie jedes Jahr, vom Oberlauf
angefangen, eine Uferstrecke mehr eindämmen, käme ich auf jährlich etwa
fünfzehnhundert Stück. Im ersten Jahr wird es zwar wenig Profit abwerfen, aber
danach könnten sich die Einnahmen auf das Doppelte erhöhen, habe ich ihr
gesagt.»
    «Und war sie einverstanden?»
    «Ja, sie will das Geld geben, aber das
ist das wenigste! Es wird Jahre dauern, bis ich die Leute finde.»
    «Jahre?» Joan sah ihn ungläubig an.
    «Ja, Jahre», wiederholte er sorgenvoll.
«Das Planen ist leicht, aber das Ausführen — das ist etwas anderes! Bis ich die
nötigen Arbeitskräfte habe, kann es fünf Jahre dauern. In Midhurst sind wir nur
drei Weiße: ich und Jim Lennon und Dave Hope. Nun müßten wir erst noch drei
finden, die die ganze Arbeit da draußen, vierzig Meilen vom Gehöft, verrichten;
das heißt etwas! Immer mit Hacke und Spaten! Es müssen zuverlässige Leute sein,
auf die man sich verlassen kann. Von uns kann höchstens einer alle vierzehn
Tage nach ihnen schauen. Wo gibt es solche? Die findest du nicht. In der Gulf
Country gibt es jedes Jahr weniger Arbeitskräfte. Wenn wir nicht die
Abo-Stockmen, die Boongs, hätten, würde man überhaupt nicht fertig.»
    «Und ihr seid wirklich nur zu dritt?
Nur drei Weiße, die Midhurst in Betrieb halten?»
    Er legte den Arm um ihre Schulter und
sprach zärtlich: «Wenn du kommst, sind wir zu viert.»
    Da dachte sie, es werde nicht allzu
lange dauern, dann wären es fünf oder sechs, aber sie hielt ihre Zunge im Zaum
und fragte, wieviel Mann für seine neuen Pläne erforderlich seien.
    «Du meinst, wenn es dazu kommen sollte,
daß wir auf Midhurst achtzehntausend Stück Vieh halten?» Sie nickte eifrig, und
er gab an: «Zwanzig Mann wären für eine solche Station schon erforderlich,
besonders wenn wir zahme Zuchtstiere halten wollen. Dazu brauchte man Zäune und
was sonst noch dazu gehört. Zwanzig weiße Ringer und etliche Handlanger wären
unbedingt nötig.»
    Queensländisch langsam bemerkte sie:
«Pete Fletcher hat gesagt, daß Willstown für fünfzig Ringer der Mittelpunkt
ist...»
    «Richtig.»
    «Wenn sich nun alle Stationen so, wie
du es im Sinn hast, entwickeln, brauchen sie siebenmal so viele Ringer, denn
ihr seid ja jetzt nur zu dritt. Das macht für den ganzen Distrikt drei- bis
vierhundert Ringer mit Frauen und Kindern, mit Läden, Garagen, Wirtshäusern,
Kino und Radio. Joe! Hier ist Bedarf für eine Stadt von zwei- bis dreitausend
Einwohnern.»
    «Nächstens machst du sie so groß wie
Brisbane», lachte der Mann.
    «Joe! Ich möchte in Willstown ein
Geschäft eröffnen.»
    «Ein Geschäft?» fragte er verblüfft.
«Was kann man in Willstown für ein Geschäft eröffnen?»
    «Weißt du, was ich in England
gearbeitet habe?»
    «Getippt», sagte er.
    Sie aber nahm seine Finger zwischen
ihre Hände, streichelte sie und sagte: «Du weißt so wenig von mir! Ich habe dir
viel zu erzählen.»
    Und sie begann mit Peck
& Levy, berichtete von Schuhen aus Alligatorenhaut, von Aggie Topp und
schloß nach einer halben Stunde mit den Worten: «Das habe ich vor. Hältst du es
für verrückt?»
    «Ich weiß nicht...», sagte er und dann
überraschend: «Ich habe mir in der Bond Street die Läden angeschaut.»
    «Joe! Wirklich?

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