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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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Du?»
    «Ja, ich habe Mr. Strachan gefragt, was
ich mir in London ansehen soll, und da hat er mich nach meinen
Geschichtskenntnissen gefragt, und weil’s mit meinem Schulunterricht nicht weit
her war, hat er mir geraten, ich soll mir St. Paul und die Westminster-Abtei
ansehen, dann mit dem Bus zum Picadilly Circus, die Regent Street hinauf, über
die Oxford Street, die Bond Street hinunter und zum Picadilly zurück, dann
hätte ich die schönsten Läden gesehen. Alligatorschuhe habe ich viele gesehen,
auch Koffer! Ich habe mich gefragt, ob die aus Alligatoren sind, die der alte
Jeff erlegt hat, und habe mich wie zu Hause gefühlt. Fein sehen die aus, nobel!
Aber die Preise — meistens war nicht einmal der Preis dran. Bloß an einem
Handköfferchen aus Alligatorhaut mit Silberzeug drin für eine Lady war
angeschrieben: hundert Guineas, ich danke!»
    «Das war sicher von Peck
& Levy», rief Joan aufgeregt, «ein Reisenecessaire; die fabrizieren
wir viel.»
    «Und du meinst, so etwas kannst du in
Willstown herstellen?»
    «Koffer vorläufig nicht, Joe. Für den
Anfang nur Schuhe. Ich habe an eine kleine Werkstatt mit sechs, sieben Mädchen
gedacht. Es kostet nicht die Welt, jedenfalls nicht mehr, als ich
äußerstenfalls, wenn es schiefgeht, verlieren darf. Aber wer weiß? Vielleicht
blüht das Geschäft, und das wäre für Willstown ein Segen.»
    «In Willstown sieben Mädchen, die Geld
verdienen...? Die bleiben dir keine sechs Wochen, dann werden sie
weggeheiratet, mein Wort darauf.»
    «Dann suche ich neue», lachte sie und
sprang auf. «Komm baden, Joe, sonst wird es zu heiß!»
    Sie zogen sich aus, und als sie
miteinander im silberhellen Wasser auf dem Korallensand lagen, sagte sie: «Aber
jetzt hör gut zu: Ich will nämlich auch eine Eisdiele eröffnen.»
    «Nicht möglich!!?»
    «Wenn ich die Mädchen einen Haufen Geld
verdienen lasse, will ich auch etwas davon wieder aus ihnen herausholen.»
    Er sah sie an, ob sie spaße, aber sie
zuckte nicht mit der Wimper.
    «Eine Eisdiele in Willstown? Die wird
sich nicht rentieren», zweifelte er.
    «Warte nur! Du wirst schon sehen,
wieviel ich für Eiscreme verlange!» entgegnete sie, «und nicht nur für
Eiscreme, auch für Fruchtsäfte, Eisgetränke, Obst, Gemüse, Modezeitschriften,
Kosmetika und all die Kleinigkeiten, die eine Frau gern hat. Ich weiß auch
schon ein reizendes junges Mädchen, das die Leitung übernehmen möchte: Rose
Sawyer aus Alice Springs; sie ist süß!»
    «Dann werden überhaupt keine Frauen in
deinen Laden hinein können! Dann ist er voll Ringer.»
    «Auch gut! Wenn sie nur tüchtig
konsumieren.» Sie spitzten sich gegenseitig an, bis Joan fragte: «Sag, Joe,
warst du jemals an einem Sonntag in Alice?»
    «Nicht daß ich wüßte, jedenfalls nicht
seit dem Krieg.»
    «Ich weiß auch, warum!» versetzte sie
listig. «Weil dort sonntags die Wirtschaften zu sind», und er grinste: «Das
stimmt!»
    «Auch in Willstown ist die Hotelbar am
Sonntag geschlossen.»
    «Aber hintenherum verabreicht Mrs.
Connor einem für Geld und gute Worte doch einen Grog», verriet er.
    «Bei mir gibt’s nichts hintenherum»,
versetzte sie und wälzte sich behaglich in ihrer Mulde, «das wird gar nicht
nötig sein. Ich brauch Sergeant Haines nur ein Trinkgeld zu geben. In Alice ist
Sonntag der beste Tag für die Eisdiele. Alle die Herren, die in der Woche in
der Bar des ‹Hotel Talbot Arms› verkehren, kommen sonntags mit Frau und Kindern
in die Eisdiele und trinken Coca-Cola und Sodas. Da herrscht den ganzen Tag
Hochbetrieb.»
    «Was sollen sie auch anderes anfangen?»
sagte Joe. Nachdenklich stieg er mit ihr aus dem Wasser, und sie zogen sich vor
dem drohenden Sonnenbrand in den Schatten der Palmen zurück. Sie rauchten, und
er bemerkte: «Das kostet aber ein schönes Stück Geld, was du alles vorhast! Ich
denke drei- bis viertausend Pfund, wenn nicht mehr!»
    «Ich habe genug, Joe.»
    «Mr. Strachan hat mir erzählt, du
seiest reich. Es hat mir zuerst gar nicht gepaßt», sagte er, «aber jetzt habe
ich mich schon dran gewöhnt. Wieviel hast du denn? Du brauchst es mir nicht zu
verraten, wenn du nicht willst. Aber wenn ich ungefähr weiß, wieviel es ist,
kann ich dir besser raten.»
    «Du sollst es natürlich wissen; ich
sage es dir gern. Mein Vermögen beträgt etwa dreiundfünfzigtausend Pfund und
wird für mich verwaltet, bis ich fünfunddreißig bin. Wenn ich vorher etwas vom
Kapital brauche, muß ich Mr. Strachan darum

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