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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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gibt?»
    «Möglich. Wenn nicht, kann er sicher
welches besorgen», meinte Joe.
    Auch sollten sich seine Erfahrungen für
den Bau der Werkstatt als nützlich erweisen.
    «Mache sie möglichst geräumig und
gediegen. Das Teure bei der Sache ist nur der Transport des Holzes. Und
schau...! Wenn alles gut geht, werden doch einige Mädchen — und bis zur
Hochzeit auch du — in Willstown ein Zimmer brauchen: die Rose aus Alice Springs
und die Aggie aus London bestimmt! Wenn du den Werkschuppen entsprechend größer
bauen läßt, kannst du auf einer Seite drei Wohnschlafzimmer angliedern, jedes
mit separatem Ausgang; dann braucht ihr nicht im ‹Hotel Australien› zu wohnen.
Wenn sich der Betrieb später ausdehnt, kann man die Zwischenwand immer noch
wegnehmen und ein eigenes Unterkunftshaus errichten.»
    «Eine sehr gute Lösung», fand Joan und
notierte sich gleich nach dem Essen auf einem Blatt Papier, was sie in Cairns
noch alles besorgen wollte.
    Hierauf zog sich jedes in seine
Schlummerkabine zurück und verschlief die heißesten Stunden.
    Joes Ruf: «Komm baden, es ist gleich
fünf!» weckte sie.
    Sie zog ihren Schwimmanzug an, ging
hinunter zum Strand, und als die klare Flut sie wieder umspülte, fragte sie
ihn, ob sie sich offiziell verloben wollten. «Mit Ring und so weiter.»
    «Willst du nicht?» fragte er, und sie
schüttelte den Kopf: «Es sei denn, du würdest dich andernfalls grämen, Joe. Wir
heiraten spätestens Anfang April; das ist abgemacht. Aber bis dahin halte ich
es für besser, wenn es noch nicht offiziell bekannt wird. Weißt du... wenn wir
jetzt nach Willstown kommen, muß ich doch allerhand unternehmen, worüber die
Willstowner die Köpfe schütteln und mich für verrückt halten werden, in mancher
Beziehung vielleicht nicht zu Unrecht. Sicher werde ich einige Böcke schießen.
Und da möchte ich dich nicht mit hineinziehen. Es könnte dir schaden.»
    «Wäre es nicht besser», meinte er,
«wenn die Leute wissen, daß ich bei allem, was du unternimmst, hinter dir
stehe?»
    Sie lächelte dankbar, planschte zu ihm
hinüber und küßte ihn.
    «Du schmeckst salzig. Außerdem hätte es
nicht den geringsten Zweck, wenn du jeden Samstag in der Bar Krach bekommst,
weil jemand über deine Verlobte eine abfällige Bemerkung macht, du brauchst gar
kein solches Gesicht zu schneiden, das wird geschehen! Man wird bestimmt sagen,
ich sei übergeschnappt.»
    Damit beendeten sie ihr Nachmittagsbad,
legten sich in den Schatten und sprachen über die Zukunft.
    Unter anderem fragte Joan: «Was tut
man, wenn ein Boong-Stockman in die Eisdiele kommt und ein Soda verlangt? Entspricht
es euren Sitten, daß man ihm an der gleichen Stelle wie den Weißen serviert,
oder braucht man dazu einen eigenen Raum?»
    Joe kratzte sich hinter den Ohren. «Ich
glaube, das kommt in Willstown nicht vor. Die Boongs verkehren bei Bill Duncan
im Laden. Aber eine weiße Büfettdame kann bei uns keine schwarzen Gäste
bedienen.»
    «So? Dann baue ich einen zweiten Salon
mit einer schwarzen Büfettdame für die Schwarzen. Es sind so viele — die können
wir nicht einfach ausschließen; ich will es auch nicht. Ich war selbst eine
Boong. Wir werden zwei Räume haben.» Sie zeichnete den Grundriß mit dem Finger
in den weißen Sand: «Da einen mit Rose Sawyer, daneben die Küche mit der
Gefrieranlage und daran anschließend den zweiten mit der schwarzen Mamsell.»
    «Das wird in Willstown ein Aufsehen
geben, mein Wort darauf!»
    «Ich glaub’s! Darum wollen wir uns erst
kurz vor der Hochzeit verloben, Joe.»
    Als sie sich zwischen den Schlafhütten
unter Küssen gute Nacht wünschten, meinte Joan: «An diese Grüne Insel werde ich
mein Leben lang denken...»
    Am folgenden Morgen holte sie Ernie in
seinem Motorboot ab. Um Mittag landeten sie in Cairns, brachten ihre Koffer ins
«Strandhotel», um sich sogleich in die Gerberei Gordon zu begeben, wo sie mit
dem Inhaber eine Stunde lang Alligatorhäute und anderes Schuhmaterial
besprachen. Er riet entschieden von Lamm- oder Ziegenfell als Schuhfutter ab.
Wallaby, meinte er, tue die gleichen, wenn nicht besseren Dienste.
    «Auf der Station haben Sie doch so
viele Wallabys, wie Sie nur wollen, und dieses Leder verarbeitet sich
wunderbar!» Daraufhin versprach Harman, ihm mit dem nächsten Waggon ein Dutzend
Wallabyhäute zwecks probeweiser Zurichtung zu senden. Er fand es sehr gut, daß
deren Zahl auf Midhurst möglichst vermindert wurde. «Sie fressen uns zuviel
Futter weg und nehmen

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