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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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fragte Joe.
    «Ich weiß nicht mehr recht, was ich
gesagt habe...»
    Er half ihrem Gedächtnis nach: «Ich
habe gehört, du hättest gesagt: Er soll mit gutem Beispiel vorangehen, anstatt
auf seinem Arsch zu hocken und sich zu kratzen.»
    «Mein Gott! So etwas kann ich unmöglich
gesagt haben!»
    Er grinste. «Man erzählt es sich aber
in Willstown.»
    «Oh, oh, oh!»
    Eine Weile fuhren sie schweigend dahin,
bis sie auf einmal sagte: «Ich gehe Freitag hin und entschuldige mich. Es ist
nicht gut, wenn man an so einem kleinen Ort mit jemandem Krach hat!»
    «Ich seh nicht ein, wieso du dich zu
entschuldigen hast. Er soll sich bei dir entschuldigen; du bist Kundin», und er
riet: «Ich an deiner Stelle ginge am Freitag hin und sähe mir die Bude erst
einmal an. Al Burns hat mir nämlich erzählt, Mr. Watkins habe am Samstag zehn
Gallonen DDT bestellt.»
    In Midhurst angelangt, machte er der
Müden ein Lager auf der Veranda zurecht und bereitete ihr eine kalte Limonade
mit Eis. Zum Frühstück brachte er ihr auf einem Tablett eine Tasse Tee, ein
weich gekochtes Ei und Butterbrot und duldete nicht, daß sie auch nur einen
Finger rühre. Beglückt von seiner liebevollen Sorge, genoß sie das Frühstück,
die Ruhe, und als die Sonne höher gestiegen und die Hitze unerträglich war,
riet er ihr, sich im Seitenzimmer hinzulegen.
    Als sie erwachte, ging es auf vier. Sie
ging unter die Dusche, ließ sich gemächlich vom lauen Wasser berieseln und
begab sich auf die Veranda, wo Joe einige Zügel mit Nadel und Schustergarn
flickte. Sie gab ihm einen Kuß und fragte: «Wie wäre es mit einem Ritt?»
    Er fand es dazu noch etwas zu
heiß.»Möchtest du gern?» fragte er, und sie bejahte: Sie wollte gern anständig
reiten lernen.
    «Das letzte Mal ging’s schon recht
gut», meinte er. Sie war von der vierzehnjährigen Stute Auntie bereits zur
lebhafteren Sally und vom Schritt zum Trab vorgerückt und hatte dabei gemerkt,
daß bei solcher Gangart in diesem Klima der Reiter weit ärger schwitzt als das
Pferd; auch war dann am folgenden Tag das Sitzen schmerzhaft, doch fand sie,
die Übung und die Bewegung täten ihr gut. Zwar glaubte sie, da sie nun erst mit
dem Reiten begonnen hatte, nie eine hervorragende Reiterin zu werden, wollte es
aber wenigstens so weit bringen, daß sie sich jederzeit dieses in Australien
unentbehrlichen Fortbewegungsmittels bedienen könne.
    Gegen Abend ritten sie anderthalb
Stunden; länger wollte Joe sie nicht im Sattel lassen, obwohl sie Lust dazu
hatte.
    «Ich bin keine Spur müde», erklärte
sie, als sie bei Einbruch der Dämmerung wieder bei der Siedlung anlangten. «Ich
glaube, ich hab es jetzt richtig heraus. Ich finde, mit Sally geht es viel
leichter als auf der alten Auntie.»
    «Je besser der Gaul», sagte er, «um so
weniger macht er dich müde; du mußt ihn nur zu behandeln wissen.»
    «Ich ritte gern einmal mit dir bis zum
äußersten Rand der Station», sagte sie. «Vielleicht nach der Hochzeit?»
    «Na, ja! Vorher gäbe es den
Klatschmäulern in Willstown zuviel Stoff!» lachte er, und sie fragte, ob sie
theoretisch schon jetzt zu einem solchen Ritt imstande sei.
    «Du brauchst dich bei der Sally gar
nicht anzustrengen; dann geht’s. Ich reite pro Tag nie mehr als zwanzig Meilen,
außer wenn ein dringender Grund vorliegt.»
    Er fuhr sie nach Willstown, und als sie
sich ihre Gutenachtküsse gaben, versprach er, sie kommende Woche zu besuchen.
    Erquickt und zufrieden ging sie nach
diesem Ruhetag zeitig zu Bett.
    Als sie am Freitag in der Bank den
Scheck für die Lohnzahlung einkassierte, fand sie den Kassenraum gut ventiliert
und keine einzige Fliege. Mr. Watkins ignorierte sie zwar, aber der junge
Hilfsbuchhalter Len James zahlte ihr das Geld mit strahlendem Angesicht und
unter heimlichem Augenzwinkern aus, und als er am Samstagnachmittag mit Doris
Nash zu einem Soda in die Eisdiele kam, versicherte er unter fröhlichem
Grinsen: «Die Bank ist nicht mehr wiederzuerkennen!»
    «Ihr habt ausgeräuchert?»
    «Jawohl! Das haben Sie gut gemacht!»
    «Ist Ihr Chef sehr wütend auf mich?»
    «Nicht einmal», sagte der
Hilfsbuchhalter. «Er wollte schon längst renovieren lassen und hatte nur Angst,
die Zentrale werde es ihm verübeln, weil unsere Filiale so wenig Umsatz hat.
Na, jetzt hatte er endlich einen triftigen Grund.»
    «Es tut mir leid, daß ich so gemein zu
ihm war», erklärte Miss Paget zerknirscht, «richten Sie ihm das bitte aus!»
    «Gern. Aber gefreut hat’s mich doch.
Wir haben

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