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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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Mach dir nur
keine Sorge! Es wird mir gefallen! Bloß eine neue Küche —»
    «Bis du kommst, ist alles bereit.» Er
küßte sie, und sie verhieß: «Anfang April!»
     
    In der ersten Dezemberwoche begann,
drei Tage nach Aggie Topps Ankunft, die Schuhmanufaktur mit fünf Arbeiterinnen:
Judy Small und ihrer Freundin, Lois Strang, der Kellnerin Annie, die vom
Wellblechhotel entlassen war, weil sich ihr Zustand an ihrer Figur bemerkbar
machte, und zwei Fünfzehnjährigen, die kürzlich mit der Schule fertig geworden
waren. Aus Reinlichkeitsgründen und um die Regelmäßigkeit der Fabrikarbeit zu
betonen, steckte Joan die Mädchen während der Arbeitszeit in grüne
Ärmelschürzen und hängte einen großen Spiegel in die Werkstatt, damit sie auf
ihr adrettes Aussehen achten konnten. Die Fünfzehnjährigen bewährten sich vom
ersten Tag an am besten. Von der Schule her waren sie an Ordnung und
regelmäßige Arbeitsstunden gewöhnt. Die älteren Mädchen aus dem Outback fanden
sich schwerer in die neue Tätigkeit; sie war ihnen zu eintönig. Die Schule
hatten sie vor Jahren verlassen oder nie eine besucht. Doch da half Joan, indem
sie aus Cairns einen automatischen Plattenspieler bestellte und während der
Arbeit ununterbrochen laufen ließ. Dies wirkte zwar auf die älteren Mädchen
nicht allzu anfeuernd, wohl aber auf die Einwohnerschaft von Willstown, die von
dem Konzert begeistert war.
    Jedoch die Hauptattraktion der
Werkstatt bildete meine Kühleinrichtung. Sie war die beste Werbung für die
Fabrik. Sie hielt in der sengenden Sommerhitze, die um Mittag im Schatten auf
hundertzehn Grad Fahrenheit stieg, die Werkstatt-Temperatur auf siebzig und die
Finger der Arbeitenden trocken und kühl. So konnten die Mädchen bei der Arbeit
aufatmen, hörten hübsche Musik, freuten sich über die hellgrünen
Arbeitsschürzen und das Geld, das am Wochenende in ihre Taschen floß. Von
Anfang an war die Werkstatt beliebt, und zu keiner Zeit fehlte es an dem
nötigen Nachwuchs. Trotzdem begnügte sich Joan in den ersten Monaten mit den genannten
fünf.
    Der Fabrikeröffnung folgten vierzehn
aufgeregte Tage, bis die Eisdiele komplett möbliert, dekoriert und mit allen
Vorräten versehen war. Joan hatte sich in den Kopf gesetzt, der Betrieb müsse
zu Weihnachten in Gang sein, und erreichte ihr Ziel bereits am 20. Dezember.
Auf Harmans Rat eröffnete sie zunächst die eine Abteilung und wartete mit der
zweiten, bis sich herausstellte, ob auch die Abos auf Eis Appetit hätten.
Dadurch sparte sie vorläufig den Lohn für eine schwarze Büfettdame und die Kosten
der Einrichtung. Tatsächlich dauerte es ein Jahr, bis sich hier ein Bedarf
bemerkbar machte und die Abo-Ringer sich bei der Küchentür einfanden, um
Eislimonade zu kaufen. Die Abteilung für Farbige wurde erst im folgenden
September eröffnet.
    An jenem ersten Nachmittag aber stand
Joan mit Joe erwartungsvoll auf der Straße in glühender Sonne und beschaute ihr
Werk. Fabrik und Eisdiele standen etwa in gleicher Front an der Hauptstraße.
Die Fensterläden der Werkstatt waren geschlossen, um die Luft innen kühl zu
halten, aber der Gesang der jungen Arbeiterinnen drang nach außen; sie sangen
von der stillen, heiligen Nacht, vom guten König Wencelav und von Eis und
Schnee, und dabei klebte das Hemd an Joans Rücken. «So, nun wäre alles
beisammen. Jetzt kommt es bloß darauf an, ob die Sache einschlägt!»
    «Darf ich dich zu einem Sprudel
einladen?» fragte Joe, «das bringt dir wenigstens etwas ein.» Und er kaufte der
schönen Rose Sawyer, die hinter dem Bartisch thronte, einen Sprudel ab. «Diese
Abteilung wird sich bezahlt machen», prophezeite er. «Bei den Schuhen weiß ich
nicht recht, aber für hier ist mir nicht bange. Ich habe im Hotel mit George
Connor gesprochen. Er hat große Angst um seine Bar.»
    «Wieso? Bei mir gibt’s doch kein Bier.»
    Aber Getränke für Ringer. Wenn du seinen
Laden hättest und er deinen — war dir nicht ungemütlich?»
    «Aber ich will der Bar wirklich nichts
wegnehmen.»
    «Und tust es trotzdem.»
    Kaum saßen sie an dem vernickelten
Tischchen mit Glasplatte, als schon der erste Gast eintrat. Es war der junge
Pete Fletcher. Er drückte sich ein wenig verlegen zum Bartisch, bestellte einen
Eis-Sprudel und begann mit Rose zu plaudern.
    «Der arme alte George Connor!» lachte
Harman. «Ich wette, Rose bleibt keine sechs Monate!»
    Joan war in den letzten Wochen viel mit
Rose zusammen gewesen, wußte um ihre Pläne und sagte beruhigt: «Und

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