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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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Kinder!»
    Sie reichte ihm das Bild. Er nahm es
stumm und betrachtete es, reichte es ihr zurück, damit sie es wieder verwahre.
Als sie die Uniform weggelegt hatte und sich ihm wiederum zuwandte, sah sie
dicke Tränen seinen Augen entquellen und sich mit den Schweißperlen auf den
Wangen vermischen. Sanft wischte Joan sie ab.
    Er wurde schwächer und schwächer. Zwei
Tage danach starb er vor Mitternacht. Es war keine unbedingt tödliche
Malariaart gewesen. Die Schmach von Kuantan hatte ihm Lebensfreude und
Lebenswillen geraubt. Am Morgen begruben sie ihn auf dem mohammedanischen
Friedhof hinter dem Dorf. Fast alle Frauen weinten. Sie beweinten ihn wie einen
alten, verehrungswürdigen Freund.
     
    Der Tod des Sergeanten ließ sie in
einer grotesken Situation zurück. Waren sie bisher schon Gefangene ohne
Gefängnis gewesen, so waren sie nunmehr auch noch Gefangene ohne Wärter. Nach
der Bestattung erörterten sie die neu entstandene Lage.
    «Ich sehe nicht ein», erklärte Mrs.
Frith, «warum wir nicht hierbleiben sollten! Der Ort ist schön, so schön wie
nur irgendeiner der letzten Zeit.»
    «Ich weiß», sagte Joan, «aber die Sache
hat auch noch ihre Kehrseite. Die Japaner werden dahinterkommen, daß wir hier
sind. Das Dorf wird darunter zu leiden haben, vor allem sein Vorsteher. Sie
werden ihn umbringen; ihr wißt doch, wie sie sind 1»
    «Am Ende finden sie uns überhaupt
nicht», hoffte Mrs. Price.
    Joan aber glaubte nicht, daß Mat Amin
dies Risiko auf sich nehmen werde.
    «Warum sollte er? Wenn wir nicht
weiterziehen, wird er schnurstracks zu den Japanern gehen und ihnen sagen, wo
wir sind. Und dann», machte sie weiterhin geltend, «können wir nicht darauf
rechnen, daß man uns siebzehn hier durchfüttert, bloß weil wir einmal weiße
Mems waren. Schon allein um uns endlich loszuwerden, müßten sie uns bei den
Japanern anzeigen.»
    Mrs. Frith machte ein schlaues Gesicht.
«Für unsere Verpflegung könnten wir selber sorgen», meinte sie. «Wohl die
Hälfte der Reisfelder, an denen wir vorbeikamen, sind heuer überhaupt nicht
bestellt worden.»
    «Wieso nur? Es stimmt. Von Anbau war
oft kaum eine Spur...»
    «Weil die malaiischen Männer in
Zwangsarbeit sind; wir haben ja gesehen, wie sie die Schienen aufreißen und
sonstige Fronarbeiten verrichten müssen», belehrte Mrs. Frith.
    Aber Mrs. Price lachte hell auf: «Ich
mit meiner Figur? Ich soll bis zu den Knien im Schmutzwasser waten und die
Sämlinge in den Schlamm pflanzen, wie wir es von den Malaienmädchen gesehen
haben?!»
    «Genauso stelle ich es mir vor»,
betonte die alte Mrs. Frith.
    «Es war ja nur eine Idee», meinte Joan
entschuldigend.
    «Eine ausgezeichnete Idee!» erklärte
die Lehrerin Warner. «Wenn wir in Ruhe und Frieden hierbleiben können, macht es
mir gar nichts aus, im Reisfeld zu arbeiten.»
    «Wenn wir das tun und dadurch die Produktion
etwas erhöhen», betonte Mrs. Frith, «lassen sie uns am Ende doch hier, die
Japaner. Dann nützen wir ihnen wenigstens. Was haben sie davon, wenn wir wie
herrenlose Hunde im Lande herumstromern?»
    Am nächsten Morgen begab sich Joan zum
Ortsvorsteher, legte die Handflächen in betender Geste zum Gruß aufeinander und
sprach auf malaiisch: «Mat Amin bin Taib! Warum sehen wir eure Reisfelder
dieses Jahr unbebaut? Warum sahen wir auf unserer Wanderung so viele Felder
brachliegen?»
    «Fast alle Männer», antwortete er,
«fast alle außer den Fischern arbeiten für die Armee.» Er meinte die
japanische.
    «An der Bahn?»
    «Nein. Sie sind in Gong Kedak. Sie
machen dort ein Stück Land, ein großes Stück Land so flach wie meine Hand, und
machen Wege und bedecken die weite Fläche mit Teer und Steinen, damit die
Flugzeuge dort landen können.»
    «Kommen eure Männer bald wieder zurück,
um Reis anzubauen?»
    «Das liegt in Gottes Hand», antwortete
Mat Amin. «Aber ich glaube, darüber werden viele Monate vergehen. Ich habe
gehört, wenn das Ding in Gong Kedak getan ist, soll ein gleiches in Machang
geschehen und eines in Tan Yonmat. Wer einmal in die Hand der Japaner geriet,
entkommt ihnen nur schwer. Niemand weiß, wann er nach Hause zurückkehrt.»
    «Aber wer soll dann die Sämlinge setzen
und den Reis ernten?»
    «Unsere Weiber tun, was sie können.
Reis wird nächstes Jahr knapp sein, aber nicht hier bei uns. Reis, den wir zu
unserer Nahrung brauchen, verkaufen wir nicht. Um davon an die Japaner zu
verkaufen, haben wir nicht genug. Was die dann essen werden, weiß ich nicht.
Jedenfalls keinen

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