Eine Stadt wie Alice
müssen wir wandern und
wandernd sterben. Das habt Ihr dann mit Eurem Gott auszumachen. Erlaubt Ihr uns
aber, zu bleiben, Eure verödeten Felder zu bestellen und friedlich und sicher
bei Euch zu wohnen, so werdet Ihr große Ehre erfahren, wenn die englischen
Tuans nach ihrem Siege in dieses Land zurückkehren. Denn schließlich werden sie
diesen Krieg gewinnen. Jetzt sind die kurzen Gelben hier an der Macht, doch
gegen alle freien Völker der Welt können sie sich nicht halten. Eines Tages
kehren die englischen Tuans zurück.»
«Es soll mich freuen, den Tag zu
sehen», versetzte Mat Amin, und schweigend nippten beide den schwarzen Kaffee,
bis der Ortsvorsteher demokratisch und weise bemerkte: «Es ist eine Frage, die
ganz Kuala Telang angeht, und keineswegs leicht zu beantworten. Ich werde sie
mit den Brüdern besprechen und reiflich erwägen.»
Das Mädchen ging und sah am Abend,
nachdem die Mohammedaner ihr Abendgebet verrichtet hatten, vor Mat Amins Haus
eine Versammlung. Es waren aber nur die Männer, die auf ihren Fersen kauerten,
denn damals gab es in Kuala Telang kaum einen Jüngling mehr. Vielleicht auch
hatten die Jungen noch nicht das Recht, über Gemeindedinge mit zu beschließen. Die
Versammlung währte geraume Zeit.
In der Dunkelheit kam Mat Amin zum
Reisdepot und rief nach Mem Paget. Mit dem schlafenden Robin an ihrer Hüfte kam
sie heraus, und sie redeten miteinander beim Licht eines Öllämpchens.
«Wir haben den Fall besprochen», teilte
er mit. «Man fand es unverständlich, daß weiße Mems in unseren Reisfeldern
arbeiten sollen, und einige Brüder fürchten, daß auch die weißen Tuans es nicht
verstehen, wenn sie zurückkehren, und zornig sind und uns beschuldigen, wir
hätten euch zur Arbeit gezwungen.»
«Wir geben Euch jetzt schon ein
Schreiben», erklärte Joan; «das könnt Ihr ihnen zeigen, wenn sie etwas
Derartiges sagen sollten.»
Das sei nicht nötig, meinte der Alte.
«Es genügt, daß ihr den Tuans, wenn sie zurückkehren, sagt, wir hätten eure
Wünsche erfüllt.»
Das versprach Mem Paget nun sehr gern,
und schon am folgenden Morgen machten sie sich ans Werk. Der Ortsvorsteher
führte die sieben Engländerinnen und zwei junge Malaiinnen, Fatimah binti Darus
und Raihana binti Hassan, hinaus auf die Felder. Die zehn Kinder, darunter
Joans Robin, nahmen sie mit. Mat Amin wies ihnen für den Anfang sieben schmale
Feldstreifen voll Unkraut an, was zu bewältigen sie sich wohl zutrauten. Zur
Seite der Felder befand sich eine überdeckte Tenne, in deren Schatten sie die
Kinder zurückließen, während sie jäteten.
Die sieben waren widerstandsfähige,
arbeitsfreudige und fröhliche Frauen; die Wanderung, welche die Schwachen
dahinraffte, hatte die Überlebenden gestählt, so daß sie der Landarbeit
gewachsen waren, und nachdem sie sich daran gewöhnt hatten, bis zu den Knöcheln
im Schlamm zu stehen, ging ihnen die Arbeit gut von der Hand; sie fanden sie
nicht zu schwer, und bald packte sie der Ehrgeiz, dem gastlichen Dorfe zu
zeigen, daß weiße Mems ebenso tüchtig sind wie Malaiinnen, tüchtiger noch!
Der Reis, den sie hier «Paddy» nennen,
wächst in kleinen, von niedrigen Erddämmen umgebenen Feldern. Wird das Wasser
des Flusses in diese geleitet, so verwandelt sich das Feld zum seichten Teich.
Läßt man das Wasser dann wieder abfließen, so ist der Boden ein weicher
Schlammgrund, aus dem sich das Unkraut mit der Hand herausziehen läßt; man kann
ihn dann auch leicht mit der Hacke bearbeiten und zur Aufnahme der Setzlinge
vorbereiten. Die Setzlinge aber zieht man, indem man Reiskörner in einem
ähnlichen Nährfelde aussät und die Sämlinge, wenn sie grün und groß genug sind,
reihenweise ins Schlammfeld senkt. Hierauf wird das Wasser ins Reisfeld
geleitet, so daß nur die Köpfchen der Setzlinge aus der Flut in die Sonnenglut
schauen. Nach einigen Tagen läßt man das Wasser abermals abfließen und die
Sonnenstrahlen bis zu den Wurzeln dringen. Durch diesen Wechsel von Flut und
Ebbe, Nässe und Trockenheit schießen die Reispflanzen in dem heißen Klima bald
zur Höhe des Weizens empor. Ihre Halme tragen gefiederte Ähren. Bei der Ernte
schneidet man dann die Ähren mit einem Messerchen ab (die dürren Halme bleiben
stehen) und führt sie in Säcken ins Dorf. Hierauf treibt man die Wasserbüffel
aufs Feld, damit sie die stehengebliebenen Halme abweiden, das Erdreich düngen,
und wenn sie alles zusammengetrampelt haben, ist der Boden für neue Aussaat
bereit. So geht es
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