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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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Sie abends in Daly Waters und Dienstag nacht an Ort und Stelle.
Unterwegs wird es Ihnen allerdings heiß werden.»
    Sie hielten vor dem Hotel. Er trug ihr
die Handtasche ins Vestibül. Zu ihrer Freude hatte man ihr, obwohl das Hotel
überfüllt war, ein Zimmer mit Balkon und Blick auf den Hafen reserviert. Heiß
war es auch hier. Es herrschte eine drückende feuchte Hitze. Bei der geringsten
Bewegung transpirierte man aus allen Poren. Aber das war der Tropenreisenden ja
nichts Ungewohntes. Sie schloß die Zimmertür ab, zog sich aus, übergoß sich von
oben bis unten mit Wasser, wusch im Waschbecken einige Kleinigkeiten aus und
legte sich unbekleidet aufs Bett.
    Als sie in der Morgenfrühe erwachte,
lag sie noch eine Weile in kühler Ruhe und dachte nach. Sie war entschlossen,
Joe Harman zu finden und mit ihm zu reden. Aber sie mußte behutsam zu Werke
gehen. Das kurze Interview mit Mr. Hopkinson hatte sie gewarnt. So nett diese
jungen Leute auch sein mochten, sie betrachteten es eben doch als ihre
Hauptaufgabe, ihrer Zeitung eine Story zu liefern, und sie hatte keinesfalls
Lust dazu, in Gestalt einer Schlagzeile in Erscheinung zu treten. «Ja, als Frau
hat man es schwer! Wäre ich ein Mann —»
    Aber sie war es nun einmal nicht und
mußte sich daher eine Geschichte ausdenken, die folgende Form annahm: Sie
wollte nach Adelaide zu ihrer Schwester, die dort mit einem Postbeamten namens
Holmes verheiratet war. Sie fuhr via Darwin und Alice, weil ihr Onkel Harman
sie gebeten hatte, sie möchte sich doch nach seinem Sohn Joe umsehen. Er habe
seit neun Jahren nichts mehr von ihm gehört und wüßte gern, ob er noch lebe.
Zuletzt habe er irgendwo um Alice herum gearbeitet. Von dort wolle sie dann mit
dem Zug nach Adelaide. Damit war zwar noch nicht ganz geklärt, warum sie in
einer «Constellation» nach Darwin geflogen war, außer daß man eben nur in einer
«Constellation» dorthin fliegen kann, doch schien ihr im übrigen die Geschichte
ziemlich wasserdicht, und als sie sich zum Frühstück begab, beschloß sie, die
Stichhaltigkeit derselben an Stuart Hopkinson auszuprobieren. Als er mit ihr
zum Schalter der Bus-Haltestelle ging, flocht sie ihr Märchen geschickt und
bruchstückweise in das Gespräch ein, und der Vertreter des «Sydney Monitor»
schluckte es, ohne Verdacht zu schöpfen. Sie schämte sich nachher fast vor sich
selbst.
    «Joe Harman...», dachte er nach, als
sie in einer Milchbar im Stehen etwas Kaltes zu sich nahmen. «Was soll der denn
damals bei Alice gearbeitet haben?»
    Sie zog an ihrem Strohhalm, antwortete
mit reiner Unschuldsmiene: «Er war so etwas wie Cowboy auf einer Viehfarm», und
hoffte, nicht zuviel verraten zu haben.
    «Aha, also ein Stockman! Wissen Sie
noch den Namen seiner Viehstation?»
    «Ich glaube: Wollara», sagte sie
zögernd, «gibt es das in der Gegend von Alice Springs?»
    Er versprach, sich danach zu
erkundigen, und kehrte nach dem Mittagessen mit Mr. Hal Porter vom «Adelaide
Herald» zu ihr zurück.
    «Wollara», sagte Hal Porter, «ist noch
ein ganzes Stück entfernt von Alice. Bis zum Gehöft sind es von dort gut
hundertzwanzig Meilen. Ist das nicht Tommy Duveens Station?»
    «Es kann schon sein», sagte sie
erleichtert. «Fährt von Alice ein Bus — dorthin?»
    «Bus? Nein. Vielleicht finden Sie ein
Lastauto oder eine Utility.»
    «Kommt nicht Eddie Maclean auf einem
seiner Rundflüge dorthin?» warf Hopkinson ein.
    «Natürlich!» rief Mr. Porter, «gut, daß
du mich dran erinnerst! ‹Maclean Airways›», erklärte er Joan, «fliegen einmal
die Woche die meisten dieser Stationen an und bringen die Post. Schauen Sie,
daß man Sie mitnimmt; das ist bei weitem das einfachste.»
    Joan kannte Reporter bisher nur aus
Filmen und entdeckte zu ihrer Überraschung, daß sie im Privatleben sehr
entgegenkommend und hilfreich sein können. Sie bedankte sich herzlich, worauf
die beiden sie zu einer Rundfahrt um Darwin einluden. Entzückt bewunderte sie
die weite weiße Fläche des Strandes, die azurne Bläue der See, die zum Baden
verlockte.
    «Wie wär’s mit Schwimmen?» fragte sie
munter.
    Da gäbe es einige Gegengründe, meinte Hal
Porter. «Erstens die Haifische. Wenn Sie sich weiter hinauswagen als bis zu den
Knien — schon hat Sie einer gepackt! Zweitens die Alligatoren; die machen es
ähnlich. Drittens der sogenannte Steinfisch. Der liegt am Strand und tut, als
wäre er ein Stein, sieht auch genauso aus. Und wenn Sie drauftreten, spritzt er
Ihnen ein Schöppchen von

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