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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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ich hielt den Mund. Am Tag vor der
Ankunft des Ringers hatte ich ihr nach Alice Springs geschrieben und wartete
täglich auf ihre Nachricht. Sie hatte mir bisher regelmäßig jede Woche
geschrieben. Im Notfall konnte ich ihr immer noch seine Adresse telegrafieren,
damit sie nicht, ohne ihn gesprochen zu haben, aus Australien wegfuhr. Im
Augenblick aber hatte ich keine Veranlassung, den Ringer in ihre Karten gucken
zu lassen.
    Zwei Tage danach fuhr ich mit ihm zu
den London Docks, an denselben Kai, an dem ich vor einigen Monaten Joan
Lebewohl gesagt hatte. Als ich auf dem Schiff von ihm Abschied nahm, bedankte
er sich auf seine rauhe, herzliche Art: «Sie haben viel für mich getan, Mr.
Strachan. Ich schreibe Ihnen aus Midhurst.» Dabei drückte er mir die Hand so
kräftig, daß ich mich krümmte.
    Mich dem Landungssteg zuwendend sagte
ich: «Schon gut, lieber Joe. Wenn Sie nach Hause kommen, ist dort ein Brief von
Miss Paget — und vielleicht noch mehr. Adieu!»
    Die letzten Worte hatten einen
bestimmten Grund. Ich hatte nämlich einen Brief in der Tasche, einen
Luftpostbrief, den ich frühmorgens erhalten hatte. Er trug den Poststempel
Willstown.

Sechstes Kapitel
     
     
    Als Joan ihr Flugzeug, eine
«Constellation», verließ und über die Landungstreppe den Flughafen Darwin
betrat, erfüllte sie eine unbändige Freude. Ich glaube tatsächlich, daß sie
sich erst auf ihrer Malaya-Australien-Reise von ihren Kriegseindrücken erholt
hat. Gewiß, sie hatte in England gesund und zufrieden gelebt, doch es fehlte
die Lebenslust; sie hatte bei Peck & Levy zwei Jahre tüchtig
gearbeitet, doch ohne Freude. Sie hatte nur zu wahr gesprochen, als sie mir
damals sagte, sie komme sich vor wie siebzig!
    Die Luftfahrtsgesellschaft hatte ihr
ein Zimmer im «Hotel Darwin» bestellt. Sie betrat den Flugsteig, ging zum Zoll.
Drei junge Herren schauten ihr forschend nach.
    Sie hielt sie zuerst für
Flugplatz-Angestellte, doch stellte sich bald heraus: Es waren Reporter
australischer Zeitungen und hatten die nicht gerade beneidenswerte Aufgabe, bei
jeder Flugzeuglandung in Darwin zu schauen, ob vielleicht ein Premierminister
oder eine Frau mit zwei Köpfen ausstieg. Kaum hatte Miss Paget die
Zollkontrolle passiert, als einer der Jünglinge auf sie zutrat; er hatte unter
den übrigen Passagieren nichts Besseres gefunden. Diese fröhlich dreinblickende
junge Dame verhieß zwar auch keine interessante «Story», aber immerhin!
    «Miss Paget», sprach er sie an. «Die
Stewardeß sagte mir, Sie steigen im ‹Darwin› ab. Darf ich Sie in die Stadt
fahren? Ich bin vom ‹Sydney Monitor›, mein Name ist Stuart Hopkinson.»
    «Sehr liebenswürdig, Mr. Hopkinson»,
antwortete sie, «aber ich möchte Ihre kostbare Zeit nicht in Anspruch nehmen.»
    «Macht nichts», versetzte er, «ich
wohne auch dort.» Damit ergriff er ihren Handkoffer, schritt auf seinen vor dem
Zollschuppen parkenden kleinen Vauxhall zu, legte das Handgepäck auf den
Rücksitz, fuhr mit ihr los, und als sie an der stillgelegten
Fleischkonservenfabrik Vestey vorüberfuhren, waren sie bereits in lebhaftem
Gespräch über ihren Flug ab Singapore, über die «Constellation», und schon
begann er sein Interview mit der Frage: «Nicht wahr, Sie sind Engländerin, Miss
Paget?»
    Sie gab es zu, und er suchte sie weiter
auszuholen: «Möchten Sie mir den Grund Ihrer Australienreise erzählen?»
    «Da gibt es nichts zu erzählen», lachte
die Interviewte; «es sind rein persönliche Gründe. Muß ich jetzt aussteigen und
zu Fuß gehen?»
    «Aber nein! Ich dachte nur so. Seit
einer Woche habe ich meiner Zeitung nicht eine einzige Story bringen können.»
    «Wäre es Ihnen von Nutzen», fragte Joan
aufgeräumt, «wenn ich Ihnen erzähle, daß mir Darwin gefällt? ‹Londoner
Stenotypistin bewundert Darwin›, wie wär’s?» neckte sie.
    «Wir im ‹Monitor› können London nicht
so herausstreichen», versetzte er ernst. «Sie sind also Stenotypistin?» Sie
nickte. «Gedenken Sie hier zu heiraten?»
    «Kaum.»
    Er seufzte: «Ich glaube, Sie taugen
tatsächlich zu keiner Story», worauf sie ihrerseits zu fragen begann: «Sagen
Sie, Mr. Hopkinson, verkehrt von hier ein Bus nach Alice Springs? Ich möchte
gern hin, bin aber mit Geld etwas knapp und nähme daher am liebsten den Bus.
Geht das?»
    «Heute früh ist einer abgefahren. Nun
müssen Sie schon bis Montag warten; übers Wochenende ist kein Verkehr.»
    «Wie lange dauert die Fahrt?»
    «Zwei Tage. Wenn Sie am Montag
abfahren, sind

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