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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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anderem einer
Knighton-Nähmaschine Nr. 6, einer Presse, Spannrahmen, Glättmaschine,
Polierwerkzeugen und allem sonstigen Zubehör, wobei die Ledernähmaschine wohl
das teuerste sein wird. Einschließlich dem Bau, der auf vierhundert Pfund zu
stehen kommt, wären dazu tausend Pfund erforderlich. Aber leider ist das noch
nicht alles. Wenn ich in meinem Unternehmen, wie ich es vorhabe, zehn Mädchen
beschäftige und bezahle, so wollen die auch etwas haben, wo sie ihr Geld auf
angenehme Art ausgeben können, und daher möchte ich außerdem einen Laden
aufmachen, in dem sie die Dinge finden, die Frauen gern mögen.
    Nichts Großes, eine kleine Eisdiele mit
vernickelten Sesseln und glasüberdeckten Tischchen. Man soll dort auch Obst und
frisches Gemüse kaufen können; wenn das an Ort und Stelle nicht zu finden ist,
lasse ich es im Flugzeug aus Cairns kommen. Für so etwas hat man im Outback
Geld. Frische Milch will ich auch verkaufen. Da muß Joe einspringen und gute
Milchkühe halten. Süßigkeiten, Lippenstift, Puder, Gesichtscreme und
Zeitschriften — lauter Sachen, die es in Willstown bisher nicht gibt — will ich
ebenfalls führen. — Eine Hauptausgabe werden Kühlanlage und Eismaschine sein;
ich rechne mit fünfhundert Pfund. Wenn ich von unserem Kapital fünftausend
Pfund zur Verfügung habe, sind damit alle Anschaffungen und die Löhne der
Arbeiterinnen für ein Jahr gedeckt, selbst wenn ich zunächst wenig oder gar
nichts verdiene. Aber ich hoffe sehr, daß sich die Sache gegen Ende des ersten
Jahres allmählich rentiert. Wenn nicht, habe ich eben Pech gehabt. Aber tun muß
ich es, Noel. Es gibt außer Joe Harman und mir auch sonst noch Menschen in
Willstown, die es wert sind, daß man ihr Leben schöner gestaltet. Sie haben ja
nichts! Das eine Jahr Arbeit dort unten kann mir nur guttun; ich lerne etwas
dabei; es ist für mich eine Art Selbsterziehung. Ich will nicht als alte
Jungfer unfruchtbar verblühen; was nützte mir dann das ganze Geld! Selbst wenn
gar kein Joe Harman im Hintergrund wäre, hätte ich Lust, die Sache anzupacken.
Aber bevor ich mit ihm gesprochen habe, fange ich nichts an.
    Nun sag mir, bitte, lieber Noel: Wenn
es dazu kommt und ich anfangen will, kann ich dann auf die fünftausend rechnen?
    Joan
     
    Fünf Tage danach kam der Brief per
Luftpost bei mir in London an. Ich strich die auf Geld bezüglichen Stellen rot
an und schickte ihn hinüber zu Lester Robinson, den ich bald danach aufsuchte.
    «Sie haben den Brief der kleinen Paget
gelesen?» fragte ich. Er hatte ihn vor sich liegen.
    «Ja. Ich habe gerade im Testament
nachgesehen. Die Klausel betreffend Verfügungsfreiheit stammt wohl von Ihnen?»
Ich bestätigte seine Vermutung, und er lächelte: «Ein Meisterstück! Damit ist
uns der Rücken gedeckt, falls Sie meinen, man sollte ihr das Geld zukommen
lassen.»
    «Es sind etwa neun Prozent des
Gesamtkapitals, das sie für ein kommerzielles Abenteuer einfach aufs Spiel
setzen will», gab ich zu bedenken.
    «Der Erblasser hat sie nicht gekannt?»
    «Nein.»
    «Und sie ist jetzt siebenundzwanzig?»
    «Ja.»
    «Ich dächte, dann sollte man ihr den
Willen lassen», meinte er; «das Gegenteil schiene mir zu radikal. Die
Verfügungsklausel erlaubt es uns zweifellos, und ich habe von der jungen Dame
den Eindruck einer verantwortungsbewußten Person.»
    «Ich möchte es mir durch den Kopf gehen
lassen», sagte ich. «Für das, was sie vorhat, scheint mir der angesuchte Betrag
zu klein.»
    Ich wollte nichts überstürzen, legte
den Brief vorläufig beiseite, dachte aber reiflich darüber nach. Mir schien,
ich könnte den Letzten Willen des dahingeschiedenen Douglas Macfadden am besten
dadurch erfüllen, daß ich mich persönlich bemühte, Joan Paget vor Verlusten zu
bewahren.
    Ich rief die Firma Peck & Levy
an und verlangte Mr. Peck.
    «Mr. Peck», sagte ich, als er sich
meldete, «hier ist Strachan von Owen, Dalhousie & Peters. Sie haben,
soviel ich weiß, ein Schreiben von unserer kleinen Miss Paget erhalten?»
    «Ja, gewiß», antwortete er. «Sind Sie
ihr Anwalt? Der zusammen mit dem andern Herrn die Erbschaft hütet?»
    Ich bestätigte dies, teilte ihm mit,
daß auch ich einen Brief in dieser Angelegenheit erhalten hätte, und schlug ihm
eine gemeinsame Besprechung vor, womit er sich einverstanden erklärte. Er habe
die von ihr gewünschte Liste bereits zusammengestellt.
    «Mir fehlen nur noch die fob-Preise.»
    Ich verabredete mich mit ihm auf den
folgenden Freitag, an dem er ohnedies

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