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Eine Stadt wie Alice

Eine Stadt wie Alice

Titel: Eine Stadt wie Alice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neville Shute
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Wieviel würde es ungefähr kosten, eine Werkstätte zu bauen,
ich meine: lediglich der Bau, ein einfacher Schuppen?»
    «Wie groß?»
    Sie sah sich um. «Ungefähr von hier bis
ans Ende der Veranda und etwa halb so breit.»
    «Das wären zehn zu drei Meter. Aus Holz
mit Wellblechdach und Fenstern, ähnlich wie eine Militärbaracke?»
    «Ungefähr.»
    Er schätzte: «An zweihundert Pfund.»
    «Ich hätte die Baracke aber gern mit
Veranda und doppeltem Dach. Wissen Sie, so wie das Haus, in dem Polizeisergeant
Haines wohnt. Es soll möglichst kühl sein.»
    «So kommt es natürlich teurer, auf das
Doppelte! Die Veranda rings ums Haus.»
    «Und wie lang würde es dauern, bis es
fertig dasteht?»
    «Das kann ich nicht ohne weiteres
sagen. Erst muß das Bauholz aus Normanton hergeschafft werden; dann wird Tim
Whelan mit seinen Gesellen in ein paar Monaten so weit sein.»
    «Für die Gerberei und Färberei ist aber
auch noch ein Häuschen erforderlich. Sagen Sie, Sam! Wird man es hier begrüßen,
wenn etwas Derartiges ins Leben gerufen würde, oder würden es die Leute
lächerlich finden?»
    «Sie meinen doch etwas, wodurch unsere
Töchter hier am Ort gehalten werden und Geld verdienen?»
    «Richtig.»
    «Ob man das begrüßen wird? Mein Wort
darauf! Alles was die Mädchen daheim hält und ihnen obendrein Geld einbringt
und Spaß macht! Liebe Miss Paget... halten Sie es vielleicht für natürlich, daß
unsere Töchter tausend Meilen von daheim leben müssen? Erst gestern nacht haben
meine Frau und ich gesagt: ‹Das ist unnatürlich!›»
    «Man muß es sich überlegen», schloß
Joan, und beide versanken in nachdenkliches Schweigen.
    Als die «Dakota» am folgenden Mittwoch
nachmittags in Willstown landete, nahm Joan Abschied und flog nach Cairns. Aber
sie brauchte fast zwei Tage, bis sie dort ankam, denn es war die langsame Tour.
Das Flugzeug lieferte auf den verschiedenen Viehstationen Post und die
Fernunterrichtsbriefe der Zentralschule sowohl in Cairns wie in Dunbar,
Miranda, Vanrook und Normanton ab, wo sie am ersten Abend bei Einbruch der
Dunkelheit niedergingen. Ein Lastauto brachte sie in die Stadt.
    Der Gasthof ähnelte dem «Hotel
Australien» in Willstown, war aber größer. Joan nahm den Tee mit dem Piloten;
danach saßen beide auf der Veranda, und sie fragte ihn, ob es hier einen
Schuhmacher gebe.
    «Ich glaube kaum. Aber ich werde
fragen. — Ted!» rief er einen Bekannten, «habt ihr hier in der Gegend jemanden,
der Schuhe macht?»
    Ted verneinte. «Wir kaufen sie fertig
bei Burns Philp. Warum? Ist etwas zu flicken?»
    «Nein», sagte der Pilot, «ich frage nur
aus Neugier. Ihr bezieht eure Schuhe alle von auswärts?»
    «Richtig.» Ted rollte sich eine
Zigarette. «Meine Schwägerin arbeitet in einer Schuhfabrik in Rockhampton:
Manning Cooper, Rockhampton. Die beliefert auch Burns Philp.»
    Joan fragte: «Ist Ihre Schwägerin hier
aus der Gegend?»
    «Aus Croydon», antwortete Ted. «Mein
Schwiegervater hatte dort ein Hotel, hat’s aber aufgegeben. Es hat für zwei
nicht gelangt. Jetzt ist nur noch Mrs. Bridson dort.»
    «Sie ist unverheiratet?»
    «Wer? Elsie Peters?»
    «Ist das die, die bei Manning Cooper
arbeitet?»
    «Ja, die ist nicht verheiratet. Sie ist
jetzt Vorarbeiterin und hat eine Reihe Arbeiterinnen unter sich.» —
    Als der Mann gegangen war, fragte Joan
den Piloten nach ihm und erfuhr, er heiße Ted Horner und betreibe eine Garage.
Für alle Fälle notierte sie sich Adresse und Namen.
    Am Montag flog sie nach Cairns, fuhr in
die Stadt und stieg im «Strandhotel» ab.
    Cairns gefiel ihr. Es war eine
aufblühende Stadt von etwa zwanzigtausend Einwohnern, lag anmutig an einer
kleinen Meeresbucht, hatte mehrere hübsche Geschäftsstraßen, breite Alleen, die
in ihrer Mitte von Blumenanlagen durchzogen waren; die Häuser waren aus Holz
und hatten meist Eisendächer; Veranden überschatteten die Trottoirs, so daß sie
sich in Ruhe die Schaufenster ansehen konnte und dabei im Schatten war. Diese
breiten hölzernen, von Veranden überdachten Gehsteige erinnerten sie an
Filmaufnahmen amerikanischer Städte des Südens, doch war die Stadt von einer
fast kämpferischen Anhänglichkeit an England beseelt. Ja, Cairns gefiel ihr vom
ersten Moment an. Das schrieb sie mir. Aus Willstown hatte ich zweimal Post von
ihr erhalten, und infolge ihrer Verspätung hatte mein fälliges Schreiben seit
Tagen im «Strandhotel» auf sie gewartet. Nun antwortete sie:
     
    Strandhotel,
Cairns
    Nord-Queensland
    Mein

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