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Eine stuermische Braut

Titel: Eine stuermische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Fähigkeit, die über die üblichen Deutungen und Ahnungen hinausging. Sogar er konnte dies spüren. Und sehen. Auch er war Befehlsgeber, sodass er gar nicht darauf angewiesen war, die Männer - ihre erfahrene und wohl ausgebildete Crew - zu befragen, was sie von ihr hielten. Der Respekt der Männer - das unerschütterliche Vertrauen in sie bis zu dem Punkt, ihren Befehlen ohne jedes Zögern zu gehorchen und ihr mit der vollkommenen Überzeugung in die Schlacht zu folgen, dass sie den rechten Weg weisen würde, zeigte sich in jedem Moment ihres Zusammenspiels.
    Die Mannschaft vertraute ihr bedingungslos. Der Grund war nicht schwer zu erkennen: Ihre Tüchtigkeit konnte ständig besichtigt werden. Als das Schiff sich mit schwankendem Deck der nördlichen Spitze der Insel näherte und Linnet weitere Segelwechsel befahl, um den Wind einzufangen und die Esperance auf die nordwestliche Straße nach Plymouth zu bringen, spürte Logan die Kraft unter seinen Fußsohlen, spürte den Druck des Windes, den drängenden Hub des Meeres, und begriff voll und ganz den Eifer der Mannschaft, dieses Schiff zu segeln - mit ihr.
    Er beobachtete sie, als sie, für den Augenblick zufrieden, rasch zum Steuerruder zurückging, und folgte ihr langsam.
    Dieses hier - der konkurrenzlose und fraglos anerkannte weibliche Kapitän eines Kaperschiffs - war ein weiterer, großer Teil dessen, was Linnet Trevission ausmachte.
    Und ein beeindruckender Teil, wie er sich selbst eingestehen musste, ein Teil, vor dem sein Geist zurückschreckte, der ihn aber doch auch mit aufrichtiger und wahrhaftiger Bewunderung erfüllte. Kein Gefühl, das er für eine Geliebte erwartet hätte, ganz zu schweigen für eine Ehefrau. Und doch bewies sie, dass sie in so vielerlei Hinsicht eine Lady war - und jede Einzelne sprach ihn an.
    Das, so vermutete er, während er die Leiter zum Heck erklomm, wo sie das Steuerrad wieder übernommen hatte, war etwas, was sie immer noch nicht verstanden hatte.
    Aber sie würde es noch verstehen.
    Lächelnd lehnte er sich an die Reling, um seiner Geliebten zuzuschauen - die irgendwann einmal seine künftige Ehefrau sein würde - wie sie das Schiff über die Wellen nach Plymouth rasen ließ.
    Auf ihrem Schiff, das sanft die Nordspitze von Guernsey umrundete, setzte Linnet die Segel, um bestmöglich die frische Brise für eine schnelle Fahrt nach Plymouth zu fangen. Den Kurs für die Bucht von Plymouth zu setzen - das war etwas, was sie bei jedem Wetter und im Schlaf beherrscht hätte, denn Plymouth war der Hafen, den sie mit der Esperance am häufigsten anlief.
    Obwohl Cummins und seine Männer zusammen mit einer Reihe weiterer Kaufleute im Morgengrauen am Kai gewesen waren, glitt die Esperance trotz der Fracht immer noch leicht über das Wasser. Es gab also keine Notwendigkeit, volle Segel zu setzen.
    Griffiths stand neben ihr, hielt sich mit den großen Händen an der Reling fest und nickte.
    »Die Geschwindigkeit ist gut. Wenn der Wind anhält, und es gibt keinen Grund, dass sich das ändern sollte, sind wir noch vor der Abenddämmerung in Plymouth.«
    »Das habe ich auch vor.« Sie überließ das Steuerrad Griffiths’ kundigen Händen, trat hinaus aufs Hauptdeck und machte sich auf den Rundgang. Eine Gewohnheit, wenn sie unterwegs war. Sie schlenderte gemächlich über Deck und wechselte ein paar Bemerkungen mit der Crew, an der sie vorbeikam. Logan war auf dem Vorschiff stehen geblieben, wie sie festgestellt hatte. Mit der Hüfte an die Reling gelehnt und die Arme über der kraftvollen Brust verschränkt, blickte er hinunter auf die Wellen.
    Sie streckte das Gesicht der Brise entgegen und schloss kurz die Augen, genoss wie immer die unaussprechliche Erregung, auf See zu sein, über die Wellen zu flitzen ... genoss den Wind, der an ihrem Haar zerrte, den salzigen Geschmack des Meeres, der ihr in die Seele zu sinken schien. Sie war ein Kind der See und der Schiffe, des Windes und der Wellen. Sie liebte das vertraute Schwanken des Decks unter ihren Füßen, das Knarzen und Knacken der Spiere und Segel. Liebte die schiere Leichtigkeit, unter dem weiten, offenen Himmel dahinzurasen.
    Linnet schlug die Augen auf und fuhr fort mit ihrer Bestandsaufnahme, wie sie es immer tat. Sie hatte sich Logans Warnung zu Herzen genommen und Befehle erteilt, die sie seit Ende des Krieges nicht mehr erteilt hatte. Es mochte sein, dass die Flagge der Königlichen Marine über ihrem Kopf flatterte und allen anderen auf den Wellen mitteilte, dass jedes

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