Eine stuermische Braut
Rippen.
Nach dem ersten Tritt hatte der alte Mann noch einmal scharf und hart nach Luft geschnappt; seither war er stumm.
Daniel richtete sich auf, rückte seinen Mantel zurecht und schnappte sich wieder die Zügel des Rotbraunen. In Bedford hatte er gar keinen Spaß gehabt; ein bisschen Gewalt war er sich also schuldig.
Er setzte wieder die Miene des gelangweilten Gentlemans auf, ging den Gang entlang und blieb einen Augenblick auf dem freien Platz genau hinter den Türen stehen. Der Rotbraune tänzelte hin und her und freute sich sichtlich auf einen langen Ritt. Daniel hob die Zügel und trottete aus dem Stall.
Sekunden später galoppierte er über die offene Heide.
Carruthers fluchte lautlos - er bekam einfach nicht genug Luft, um laut zu fluchen. Seine Rippen schmerzten, sein Kiefer pochte. Es gelang ihm, die Beine anzuziehen, die Stäbe der Stalltür zu ergreifen und sich hochzuziehen.
So schnell er konnte, schlurfte er in gebückter Haltung zum Eingang des Stalles und klammerte sich dabei an den Gittern der Boxen fest, um nicht wieder zu Boden zu stürzen. Als er den freien Platz am Ende des Ganges erreicht hatte, machte er einen tiefen, schmerzhaften Atemzug, ließ die letzte Box los und trieb sich vorwärts. Zwang seine Beine, sich zu bewegen.
Die Augen hatte er fest auf sein Ziel gerichtet, als er es seitlich zur offenen Tür schaffte. Er schnappte nach Luft, als er nach vorn sprang und das Seil ergriff, das von der Stallglocke herunterhing. Es schepperte, als er es gegen die Stalltür schlug. Schepperte wieder und entglitt dann seinem schwächer werdenden Griff, als er nach unten rutschte und auf dem Boden zusammenbrach.
Mit dem Ohr am Boden hörte er das Geräusch, auf das er gehofft hatte - das schwere Dröhnen fliegender Hufe. Lächeln konnte er nicht mehr, es sei denn innerlich.
Nur wenige Sekunden schien es zu dauern, bis Demon eintraf und sich neben ihn hockte. Die harten Hände seines Dienstherren halfen ihm sanft, sich an den Türrahmen zu lehnen.
Demon starrte Carruthers in die Augen, sah, dass der Schmerzen hatte, aber bei Bewusstsein war.
»Was zum Teufel ist geschehen?«
Weitere Pferde donnerten herbei; die Gruppe war Demon zurück zum Stall gefolgt.
Carruthers benetzte die Lippen.
»War in der Sattelkammer. Hörte ein Geräusch. Kam raus und sah einen Mistkerl, der gerade dabei war, The Gentleman zu satteln. Fragte ihn, was das soll ... sagte ihm, dass er verschwinden solle. Hab versucht, ihn aufzuhalten, als er The Gentleman rausgeführt hat. Er hat zugelangt, hat mich verprügelt. Hat mehrmals zugeschlagen.«
Demon betrachtete die Schwellungen, die sich unter Carruthers fleckiger Haut abzeichneten.
»Und als ich zu Boden ging, hat er mich getreten.«
»Was?« Demon starrte ihn an und fluchte. »Lass gut sein, ich hab’s verstanden. Bleib hier, erhol dich. Überlass mir den Dreckskerl.«
Demon erhob sich und zeigte auf Carruthers Lieutenant Jarvis.
»Pass auf ihn auf.« Demon ging bereits fort, schnappte
sich das Fernglas aus einem Halter an der Tür; normalerweise wurde es gebraucht, um die Pferde beim Training zu beobachten.
Draußen hielt er das Glas an die Augen und überflog die Heide in der Richtung, in die der Pferdedieb geflüchtet sein musste. Weil er an Demon und der Gruppe nicht vorbeigekommen war, musste er nach Bury geritten sein.
Die Heide sah zwar flach aus, steckte in Wahrheit aber voller sanfter Senken und Erhöhungen. Es war ein Meer aus Grün mit flachen, weit auseinanderliegenden Wellen. Ein Reiter könnte nah, aber doch zeitweilig verborgen sein, und dann wieder auftauchen, wenn er die nächste Erhöhung hinaufritt.
Während er The Gentleman ausmachte, der fröhlich in Richtung Osten über die Heide galoppierte, überdachte Demon stumm seine Möglichkeiten. Wie groß war die Chance, dass der Pferdedieb irgendetwas mit der Mission zu tun hatte, die er und seine Cousins unterstützten? Ferrar, den man für die Schwarze Kobra hielt, war gestern in Bury ermordet aufgefunden worden.
Demon rückte das Fernglas zurecht, um den Reiter schärfer in den Fokus zu nehmen. Wolverstone und Devil würden ihm das Fell gerben - zumindest mit Worten -, wenn er nicht zumindest versuchte, einen Blick in das Gesicht des Mannes zu werfen ...
Da. Pferd und Reiter hatten sich leicht gewendet, der Reiter drehte ihm jetzt das volle Profil zu. Einen Moment lang hatte Demon durch das Glas einen guten Blick auf den Mann. Und es gelang ihm sogar, einen Blick auf dessen Hände
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