Eine stuermische Braut
in die Stadt geritten, wo das Gerücht die Runde gemacht hat, dass jemand es gewagt hat, ein Pferd aus deinem Stall zu stehlen. Der Zufall schien doch zu groß zu sein. Natürlich wissen wir, dass diese Leute sich einfach nehmen, was sie wollen, Pferde oder andere Sachen, je nach Lust und Laune. Die Menschen in der Stadt haben uns in diese Richtung geschickt.«
Demon deutete auf den Rappen, den der Stallbursche herbeiführte.
»Der arme Kerl hat dieses hier zurückgelassen, als er unseres genommen hat.«
Logan, Deverell und Charles untersuchten das Pferd. Alle drei nickten.
»Das hier hat er in Bedford geritten«, sagte Deverell.
»Dann war er also nicht in dieser Richtung unterwegs«, sagte Charles, »weil er vor uns geflohen ist oder weil er dachte, dass er uns in Bedford tot zurückgelassen hat, sondern aus einem anderen Grund.«
»Vermutlich um den Brief, den er uns abgenommen hat, jemand anders auszuliefern.« Deverell beäugte die Leiche. »Er trägt ihn doch nicht mehr bei sich, oder?«
»In der Innentasche seines Mantels«, sagte Linnet, »dort hat er ihn jedenfalls hingesteckt.«
Deverell tastete den Mantel des Mannes ab, schlug ihn dann weit genug auf, um hineinzufassen, ohne den Dolch zu berühren, und betastete anschließend die anderen Taschen des Mannes.
»Oder anderswo. Jedenfalls ist er fort.«
Logan zog die Stirn kraus.
»Ich denke, wir dürfen annehmen, dass derjenige, dem er den Brief ausgeliefert hat, ihm dafür zum Dank den Dolch geschenkt hat. Wer auch immer es getan haben mag.«
»Wir haben ihn eine Zeit lang gejagt.« Demon zuckte die Schultern. »Er könnte aus demselben Grund getötet worden sein, aus dem Larkins und vermutlich auch Ferrar geopfert worden sind ... weil sie irgendwann aufgegriffen worden wären.«
»Und befragt.« Charles nickte. »Das ergibt Sinn.«
Linnet schaute Logan an.
»Erkennst du ihn wieder?«
Logan sah sich den Mann genauer an.
»Er sieht irgendwie vertraut aus. Könnte sein, dass er mir mal in Bombay über den Weg gelaufen ist. Fünf Monate lang sind wir dort gewesen. Könnte aber auch sein, dass er ein Freund von Ferrar ist. Falls es sich so verhält, hätten Gareth und Del die größere Chance, ihn einzuordnen.«
Demon nickte entschlossen.
»Dann ist es wohl das Beste, wenn wir seine Leiche nach Elveden schaffen. Da drüben könnt ihr euch waschen, eure Wunden notdürftig versorgen und euch den Ruß aus dem Gesicht entfernen, während ich mich schon mal um die Pferde kümmere. Dann können wir zusammen losreiten.«
Es war helllichter Vormittag, als die fünf vor einem ausgedehnten jakobitischen Herrenhaus ankamen, das in dem weitläufigen Park versteckt lag. Sie waren vorausgeritten und hatten es dem Wagen mit der Leiche überlassen, ihnen so schnell wie möglich zu folgen. Demon hatte erwähnt, dass es Tage zuvor heftigen Schneefall gegeben hatte; der jüngste Frost hatte den Schnee, der in einzelnen Flecken noch unter den Bäumen lag, harsch werden lassen.
Linnet betrachtete das verzweigte Haus mit den vielen Giebeln und den nachträglich angebauten Flügeln und konnte dessen Alter förmlich spüren. Es schien eine Aura der Dauerhaftigkeit, des langjährigen Friedens zu verströmen. Dank des dämmrigen Lichts an diesem Tag waren drinnen die Lampen angezündet; durch die zahlreichen gerahmten Fenster schien es innerlich vor Wärme und Willkommen zu glühen.
Es war, als würden Wärme und Willkommen herausstolpern, um sie zu begrüßen. Phoebe und Penny waren bereits eingetroffen und mussten an irgendeinem der Fenster gesessen haben, denn sie liefen jetzt ins Freie, um ihre Ehemänner zu umarmen. Dem verbliebenen Ruß im Gesicht und den Blutspuren schenkten sie keine Beachtung, um Sekunden später bei kleinen Kratzern und Schnittwunden Ach und Weh zu schreien, bevor sie Linnet und anschließend Logan in die Arme schlossen.
Eine schlanke, aber doch statuenhafte blonde Frau, die heiter und selbstsicher wirkte, war den beiden Ladys nach draußen gefolgt. Es erwies sich, dass es sich um Minerva handelte, die Duchess des großen Wolverstone.
Als sie vorgestellt wurde, wollte Linnet eigentlich knicksen, aber Minerva verhinderte es, drückte Linnet stattdessen die Hände und lächelte warmherzig.
»Willkommen in Elveden, Linnet... wir geben hier nichts auf Förmlichkeiten, nennen Sie mich also einfach Minerva. Die anderen Ladys werden erfreut sein, Sie kennenzulernen. Und bitte zögern Sie nicht zu fragen, falls es irgendetwas gibt, womit ich
Weitere Kostenlose Bücher