Eine stuermische Braut

Titel: Eine stuermische Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens

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Auge, angeborenen Witz und Verstand und eine flinke Zunge, die ihm half, alle Hindernisse zu überwinden. »Ich kann mich an alles erinnern. Bis auf das letzte Jahr. Als ich wieder nach Hause zurückgekehrt bin, bin ich ...«
    Plötzlich war sein Gedächtnis leer. Er runzelte die Stirn. Versuchte es mit aller Kraft, aber er konnte nichts mehr sehen, nicht weiter vorwärtsdringen; es war, als hätte er eine schwarze Steinmauer erreicht.
    »Mehr fällt mir nicht ein.«
    Linnet wechselte einen raschen Blick mit Muriel.
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Der Nebel wird sich lichten, wenn Sie ihm die Zeit gönnen.« Sie betrachtete den Dolch in seinen großen Händen. »Wer hat Ihnen den Dolch gegeben?«
    Logan senkte den Blick und drehte die Waffe zwischen den Fingern hin und her.
    »Mein Vater.« Er hielt kurz inne. »Seit Jahrhunderten schon befindet sich das Stück im Familienbesitz.«
    »Also ein Erbstück«, sagte Muriel.
    Logan hatte den Blick immer noch auf der Waffe, als er langsam nickte.
    »Ihre Mutter, Ihr Vater«, erkundigte sich Linnet sanft, »sind sie noch am Leben?«
    Logan hob den Kopf und schaute ihr in die Augen.
    »Ob sie zu Hause sitzen und auf meine Rückkehr warten?« Als sie nickte, starrte er sie an und verzog das Gesicht. »Ich denke nicht ... fühle nicht, dass sie noch da sind ...« Nach einem kurzen Moment schüttelte er den Kopf. »Ich kann nicht ganz sicher sein. Als ich die Schule in Hexham beendet habe, waren sie beide noch am Leben.«
    Linnet widerstand dem Impuls, ihm zu raten, die Sache auf sich beruhen zu lassen und seinem Geist nach der plötzlichen Erinnerungsflut ein wenig Ruhe zu gönnen.
    »Jetzt wo Sie angefangen haben, sich zu erinnern, wird der Rest sich ganz bestimmt auch einstellen.«
    »Ja, in der Tat.« Muriel nickte knapp. »So geht es meistens, stoßweise und dann und wann.«
    Die Kinder waren lobenswert stumm geblieben, hatten gelauscht und zugeschaut. Aber jetzt konnte Brandon sich nicht länger zurückhalten.
    »Auf was für einem Boot sind Sie gesegelt, als Sie bei Ihrem Onkel waren?«
    Die Frage riss Logan aus seiner Versunkenheit. Linnet dankte Brandon stumm, als Logan sich eindeutig zurückerinnern und die Frage beantworten konnte.
    Das war das Signal für die anderen, ebenfalls ihre Neugier loszuwerden und ihn mit Fragen zu Haustieren zu bombardieren - wie viele und ob es Geschwister gab -, nein, keine, und nach Einzelheiten über Glenluce und über schottische Sitten und Gebräuche.
    Die Ablenkung verschaffte Linnet die Gelegenheit, ihren Blick auf Logan im Lichte dessen, was er berichtet hatte, zu verfeinern. Die Hexham Grammar School kannte man selbst auf Guernsey. Das, was die Winchester Grammar School für Südengland bedeutete, war Hexham im Norden. Die Jungen, die die Schule besuchten, gehörten alle dem Adel an - und der überwiegende Teil den oberen Rängen - also der Aristokratie und sogar dem Hochadel. Viele Adelshäuser in den Grenzregionen schickten ihre Söhne nach Hexham.
    Logans tief in ihm verwurzelte Manieren, seine gebieterische Art und sein Beschützerinstinkt gegenüber jenen, die er für schwächer hielt, im Zusammenhang mit dem Besuch solch einer Schule - all das zeigte das Bild eines Gentlemans, der Linnet ebenbürtig war -, im Schoß einer guten Familie geboren, zumindest im Landadel, und erzogen auf dem Lande in der Nähe des Meeres.
    Die Fragen der Kinder fanden ein Ende. Logan verfiel in Schweigen. Wieder zeigten sich Falten zwischen seinen schwarzen Brauen.
    Schließlich ließ er den Dolch, den er immer noch in den Fingern gehalten hatte, auf den Tisch fallen. Er schloss die Hände über ihm, schaute Linnet an und schüttelte den Kopf.
    »Ich kann mich an nichts weiter erinnern«, gestand er schmallippig ein. Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Was habe ich anschließend getan? Was ist aus mir geworden?«
    Sie ließ den Blick auf seinen Händen ruhen, streckte ihre dann impulsiv aus und ergriff seine.
    Wieder traf ihn die Erinnerung, diesmal einer anderen Art.
    Und auch Linnet traf heftig wie ein Blitz die Erinnerung an das, was sie in der vergangenen Nacht empfunden hatte, sodass sie ihre Hände beinahe zurückgerissen hätte.
    Hitze, eine mächtige, sinnliche Hitze, breitete sich in ihr aus ... sie biss die Zähne zusammen und hielt den Blick eisern auf seine Finger und seine Handflächen gerichtet und schenkte ihrem Gefühl keine weitere Beachtung mehr. Beachtete auch nicht das unvorhergesehene Bummbumm ihres