Eine stuermische Braut
Herzens und konzentrierte sich.
Prüfte.
»Sie haben nicht die passenden Schwielen, um als Matrose gearbeitet zu haben«, brachte sie mühsam mit gerade so viel Atem hervor, dass sie einigermaßen unbeteiligt klang. Sie ließ seine Hände los und widerstand dem Drang, mit den Fingerspitzen über seine Schwielen zu fahren.
Zu ihrer Erleichterung blickte er auf seine Hände, als sie aufschaute.
»Obwohl ich durchaus Schwielen habe.«
»Ja. Aber nicht vom Segeln.«
Logan nickte.
»Irgendetwas anderes, was sich wiederholt. Zügel?« Er schaute sie an. »Vielleicht war ich Kutscher?«
»Oder Reiter.« Sie dachte an den Säbel in der Schublade.
Linnet wollte gerade aufstehen und den Säbel holen, als er den Kopf in die Hände sinken ließ, einen Moment lang die Finger festkrallte und reglos verharrte, bevor er anfing, sich die Schläfen zu massieren. Linnet zögerte und warf Muriel einen Blick zu.
Muriel schüttelte besorgt den Kopf.
Als Linnet wieder auf Logan schaute und bemerkte, dass er sich das Gesicht rieb, dann den Nacken, musste sie zustimmen. Es mochte sein, dass er körperlich stark war; aber seelisch wirkte er erschöpft. Zu viel Druck auf einmal würde auch nicht unbedingt hilfreich sein.
Sie drehte sich zu Will.
»Und welchen Weg hast du vorhin bei deinem Ritt genommen?«
Nach dem Dinner folgte Logan den Kindern ins Wohnzimmer und machte sich mit ihnen vor dem Kamin breit, wo er ihnen ein Kartenspiel aus seiner Kindheit beibrachte, an das er sich erinnerte.
Das Spiel nahm die Kinder rasch gefangen. Sie kreischten auf, lachten und jauchzten triumphierend, wenn sie Karten tauschten und sich gegenseitig übers Ohr hauten.
Es handelte sich um ein Spiel, das er beherrschte, ohne nachdenken zu müssen. Lange Winterabende hatte er damit verbracht, es mit seiner Mutter und seinem Onkel zu spielen; jetzt verschaffte es ihm Zeit und die nötige geistige Freiheit, alles an sich vorüberziehen zu lassen, was ihm wieder eingefallen war. Seine Kindheit; Erinnerungen, die er am Tisch nicht mitgeteilt hatte.
Inzwischen hatte er begriffen, warum er sich hier so zu Hause fühlte, inmitten der Wärme und der Freude eines Hauses voller Kinder. Eines großen, bequemen und ruhigen Hauses von unaufdringlicher Eleganz und einem lebhaften Familiensinn, der beinahe mit Händen zu greifen war. Dies alles war das Gegenteil seiner eigenen Kindheit - der Zeit eines einsamen Kindes, das der uneheliche Sohn eines entfernten Earls war und von der ganzen Familie ziemlich entfremdet mit seiner unverheirateten Mutter von der Pension seines Earls lebte. Sein Onkel war sein einziger Anker gewesen, das einzige Mitglied der englischen Familie seiner Mutter, das nicht alle Verbindungen abgebrochen hatte.
Lächelnd beobachtete er die Kinder beim Spiel, half Gilly bei der Auswahl ihrer Karten und gestand sich innerlich ein, dass er sich hier auf Mon Cœur nicht deshalb so wunderbar aufgehoben fühlte, weil es wie bei ihm zu Hause war, sondern weil in diesem großen Haus der Traum von einem Heim verkapselt und verborgen lag, den er in seiner Kindheit immer geträumt hatte.
Hier fand er alles, was er immer gewollt hatte - und sogar noch besser, als er es als Kind oder als erwachsener Mann jemals zu erträumen in der Lage gewesen war. Mon Cœur hatte alles, wirklich alles, was eine verlorene Seele sich jemals wünschen konnte: viele Kinder, erwachsene Frauen beider Generationen, Mutter und Großmutter, die für die Fürsorge notwendig waren, für jene alles umschließende weibliche Geborgenheit. Sogar ältere Männer gab es hier, die für den notwendigen männlichen Einfluss sorgten; Edgar und John hatten sich dem Haushalt am Tisch angeschlossen und waren ihnen dann in das Wohnzimmer gefolgt. Die zwei saßen in Armsesseln in der Ecke nahe dem Kamin, wo eindeutig ihr Platz war, und plauderten in aller Ruhe über dies und das. Männergespräche; Will und Brandon und manchmal sogar Chester hielten inne, lauschten und mischten sich hin und wieder ein.
Logan entspannte sich innerlich und genoss den Anblick, der sich ihm bot. Er war in Versuchung, Will, Brandon, Chester, Jen und Gilly zu sagen, wie glücklich sie sich schätzen konnten, sich hier aufhalten zu dürfen. Aber das würden sie gar nicht verstehen - denn sie wären nicht in der Lage, die Dinge mit seinen Augen zu betrachten, durch Augen, die die Welt immer - bis zu diesem Moment - wie von außen betrachtet hatten.
Es lag in der menschlichen Natur, das, was man besaß, erst dann
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