Eine Stuermische Nacht
ich etwas ganz Ähnliches heute Vormittag besprochen. Natürlich könnten wir es einfach den Behörden melden, aber es missfällt mir, die Ratten laufen zu lassen.« Emilys finsterem Blick ausweichend fuhr er fort:
»Es ist uns vielleicht nicht möglich, Nolles in unserem Netz zu fangen, aber wenn wir Simon dingfest machen, hat er seinen Hintermann in London verloren, was ihm wehtun wird – ebenso wie der Verlust der Tunnel von Windmere .« Er betrachtete Barnaby.
»Aber um das zu erreichen, müssen wir ihn irgendwie hervorlocken – und du bist nun einmal das, was er haben will.«
Empört rief Emily:
»Das lässt sich leicht so dahinsagen – schließlich ist es ja nicht Ihr Leben, das auf dem Spiel steht.«
»Das ist natürlich wahr«, ergriff Luc das Wort, »aber Simon will nicht Lamb, sondern Barnaby – es ist besser, wir haben die Zügel in der Hand, als sie Simon zu überlassen.«
Emily ließ den Kopf hängen und erklärte leise:
»Ich will ja auch, dass sie bestraft werden, aber mehr noch will ich meinen Ehemann am Leben haben, als dass sie zur Rechenschaft gezogen werden. Es muss doch noch einen anderen Weg geben.«
Barnaby kam um ihren Stuhl herum und hockte sich auf die Lehne neben sie. Mit einem Finger hob er ihr Kinn an und schaute ihr tief in die Augen, dann sagte er:
»Ich werde alle Vorsichtsmaßnahmen treffen, die mir nur einfallen – vergiss nicht, wir sind im Vorteil. Wir wissen, wer mich umbringen will, und wir wissen, warum Simon mich loswerden will.«
Sie bezog nicht viel Trost aus seinen Worten und fragte:
»Gibt es denn nichts, was ich sagen kann, um dich umzustimmen?«
Sein Herz zog sich zusammen, weil er ihr Kummer bereitete, aber er schüttelte den Kopf.
»Es sei denn, du hast eine bessere Idee.«
Die hatte sie nicht, und obwohl sie genau zuhörte, während sie diskutierten, wie sie am besten Barnabys Sicherheit gewährleisten konnten, war sie nicht beruhigt. Das Einzige, womit sie einverstanden war, war, dass sie so rasch wie möglich die Tunnel inspizieren würden, um herauszufinden, ob die Schmuggler sie auch wirklich benutzten.
»Am besten kommt man durch die alte Scheune in die Tunnel«, teilte sie ihnen mit.
»So vermeiden wir es, Peckham oder einem der anderen Dienstboten zu begegnen, die sich dann nur wundern, warum wir mit einem Mal Interesse an dem alten Weinkeller zeigen. Wenn die Nolles-Bande den Tunnel benutzt, dann wird das Schmuggelgut an der Stelle lagern, die den leichtesten Zu- und Ausgang hat – das ist die alte Scheune. Am Ende wurde der Tunnel geweitet und, soweit ich mich erinnere, gibt es auch eine Art Höhle dort – perfekt, um größere Warenmengen unterzubringen.« Sie reckte das Kinn und blickte Barnaby finster an, dann fuhr sie fort:
»Es gibt keinen Grund, dass wir alle in den Tunnel hinabsteigen. Es liegt auf der Hand, dass ich gehen muss, aber ich möchte nur eine weitere Person mitnehmen … und du wirst es nicht sein. Lamb oder Luc können mitkommen.«
Barnaby hätte widersprochen, aber das Glitzern in ihren Augen verriet ihm, dass sie von ihrer Position nicht abweichen würde. Jedes weitere Wort wäre verschwendet.
»Na gut. Wen willst du mitnehmen?«
Ohne zu zögern, antwortete sie:
»Lamb.«
Luc wirkte enttäuscht, aber ihre Entscheidung war vernünftig. Wenn er in einen Tunnel ging und die Möglichkeit bestand, dass er dort einem Schmuggler begegnete, hätte er auch lieber Lamb an seiner Seite als einen Mann, der erst vor Kurzem das Krankenlager verlassen hatte.
»Wann?«, fragte Barnaby, nicht glücklich darüber, dass seine Frau Kopf und Kragen riskierte, während er in Sicherheit wartete.
»Jetzt«, sagte sie, stand auf und schüttelte die Röcke ihres indigoblauen Reitkostüms aus. »Es ist mitten am Tag, und kein Schmuggler wird dort sein. Simon ist im Dorf und Peckham im Haus. Unsere Pferde sind gesattelt und bereit. Lamb und ich sollten in weniger als einer Stunde wieder hier sein.«
Barnaby blickte Lamb an.
»Bring sie mir gesund und munter wieder.«
Lamb nickte.
Zuzusehen, wie Emily und Lamb aus dem Zimmer gingen, war das Schwierigste und Schmerzlichste, was Barnaby je gezwungen gewesen war zu tun. Jeder Instinkt in ihm verlangte, dass er sie aufhielt, der Wunsch, sie zu beschützen, war beinahe überwältigend. Er bekämpfte den wilden Drang, sie zurückzurufen – es wäre ohnehin vergebens. So, wie er nicht davon abzubringen war, sich als Köder anzubieten, so entschlossen würde auch Emily ihre Aufgabe
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