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Eine Stuermische Nacht

Eine Stuermische Nacht

Titel: Eine Stuermische Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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eine Laterne und Zündzeug hervor.
    Als das Licht brannte und nach einer kurzen Auseinandersetzung, wer zuerst gehen durfte, stieg Lamb die kurze hölzerne Leiter hinab. Emily raffte die Röcke ihres Reitkostüms und folgte ihm.
    Lamb hielt die Laterne in die Höhe und starrte auf die Schmuggelware, die ringsum an den Wänden der großen Höhlen gestapelt und aufgehäuft war, in der sie standen. Lamb pfiff anerkennend. Zusammen gingen sie an den Reihen entlang: Kisten und Säcke, Fässer mit Brandy und Gin, Bündel mit Tabak, Ballen mit Samt und Seide, Spitze und Garne und noch vieles mehr.
    »Gütiger Himmel!«, hauchte Emily fast ehrfürchtig, »das hier ist nicht einfach nur von einer Fahrt. Es ist ein ganzes Lagerhaus mit Schmuggelware – sie können jederzeit alles liefern, ganz nach Bedarf.«
    »Stimmt«, sagte Lamb, »wir haben gefunden, wonach wir gesucht haben. Jetzt müssen wir gehen.«
    Obwohl der Drang stark war, sich weiter umzusehen, widersprach Emily nicht; sie zeigte ihm nur noch die Stelle, wo der Tunnel enger wurde und weiter zum Haus führte. Binnen Minuten hatten sie das Lager verlassen, die Laterne gelöscht und, sobald sie abgekühlt war, wieder unter dem Heu im Trog versteckt. Sie schlossen die Falltür und bedeckten sie mit Stroh. Sorgsam darauf achtend, keine Spuren zu hinterlassen, die verraten hätten, dass jemand hier gewesen war, verließen sie die Scheune und hasteten zu ihren Pferden.
    Emily lief in das Zimmer, in dem Barnaby und Luc warteten, warf sich Barnaby mit vor Aufregung geröteten Wangen und leuchtenden Augen in die Arme und rief:
    »Wir hatten recht! Wir haben Berge von Schmuggelwaren gefunden. Dort unten ist genug gelagert, um London ein halbes Jahr lang zu versorgen.«
    Emily an sich drückend, als wolle er sie nie wieder loslassen, schaute Barnaby zu Lamb, der hinter ihr den Raum betreten hatte. Lächelnd nickte Lamb.
    »Sie benutzen den Tunnel nicht nur, um geschmuggelte Waren vorübergehend zu verstecken, sie verwenden ihn als Lagerhaus. Sie können wochenlang ohne Nachschub auskommen und ihre Abnehmer dennoch mit allem versorgen.« Sein Lächeln verblasste.
    »Es überrascht mich nicht, dass Simon sich deinen Tod wünscht – da steckt ein verdammtes Vermögen darin. Das hier ist kein kleines Schmuggelunternehmen von ein paar verzweifelten Fischern, es ist etwas richtig Großes, für das es sich zu töten lohnt.«
    Die Erwähnung von Simons Plänen zerstörte Emilys Hochgefühl. Obwohl er sie in seinen Armen hielt, sicher und geborgen, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Sie zwang sich, seine tröstliche Nähe zu verlassen, und unternahm einen letzten Versuch, Barnaby umzustimmen.
    »Das Lager Leutnant Deering zu zeigen wäre ein herber Verlust für die Schmuggler«, erklärte sie. »Sie würden nicht nur das Lager selbst, sondern auch die Waren dort verlieren. Simon hätte keinen Grund mehr, einen neuerlichen Versuch zu unternehmen, dich zu töten.«
    Barnaby schüttelte den Kopf.
    »Mir reicht es nicht, einfach nur Simon den Grund zu nehmen, meinen Tod zu wollen: Ich will, dass er und die Nolles-Bande vernichtet werden. Ja, das Versteck und die Waren zu verlieren wäre ein schwerer Schlag, aber es würde sie nicht zwingen, aufzuhören. Die Waren wären in den Händen der Behörden, aber alle, die mit dem Schmuggel zu tun hatten, blieben unbehelligt.« Als Emily ansetzte, ihm zu widersprechen, warnte er sie:
    »Vergiss nicht, alles, was wir Deering geben würden, wären das Lager und die Güter – wir haben Verdachtsmomente genug, aber keinen Beweis für Nolles’ und Simons Beteiligung. Wir können Deering mitteilen, was wir vermuten, aber ohne hieb- und stichfeste Beweise kann er ihnen nichts anhaben. Ich wette, innerhalb weniger Monate, vielleicht sogar Wochen wäre Nolles mit Simons Hilfe wieder im Geschäft. Vielleicht nicht in dem Ausmaß wie jetzt, wenigstens nicht gleich sofort, aber mit der Zeit wären sie wieder da, wo sie heute sind. Deering kann nur ein Versteck ausschalten und ihnen einen finanziellen Verlust zufügen, aber mehr nicht. Die Bande, die Verbindungen, die Wege und die bestochenen Zollbeamten bleiben ihnen.« Mit einem grimmigen Lächeln fügte er hinzu:
    »Ich bin sicher, dass Simon klug genug ist, ein neues Versteck zu finden, wo er die Unmengen Waren sicher lagern kann, die er in regelmäßigen Abständen von Frankreich nach London schafft. Es ist vielleicht nicht so bequem, aber ich bin sicher, es gibt es.« Er runzelte die Stirn, als

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