Eine Stuermische Nacht
nahm mit Schadenfreude die Verwirrung und die Bestürzung zur Kenntnis, die sich bei seinen Worten auf Jefferys Miene widerspiegelte. Ainsworths Züge verrieten hingegen nichts.
»Gütiger Himmel«, entfuhr es Jeffery verzweifelt.
»Was sollen wir nur tun? Wenn sie heute Morgen aufgebrochen sind, haben wir keine Chance mehr, sie einzuholen.«
»Und ich würde es selbst dann nicht versuchen, wenn sie erst vor ein paar Minuten gefahren wären«, stellte Ainsworth fest. »Es sei denn, du willst, dass dein Bruder eine Kugel ins Herz bekommt und wir eine Entführung am helllichten Tag auf offener Straße versuchen.«
Nicht länger an Ainsworth und Jeffery interessiert, nachdem er Geld bekommen hatte, und von dem Wunsch getrieben, so rasch wie möglich nach The Birches zu gelangen, sagte Kelsey:
»Ich denke, ich gehe dann jetzt besser.«
»Halt«, verlangte Ainsworth. »Sie haben sich das hier verdient.« Er warf Jeffery eine weitere Münze zu, aber absichtlich zu kurz, sodass er sie nicht fangen konnte. Die Münze fiel auf den Steinboden und rollte ein Stück weiter. Kelsey bückte sich, um sie aufzuheben, und Ainsworth bewegte sich mit der Geschwindigkeit einer Schlange, nahm sich mit einem Griff einen schweren Holzscheit vom Stapel neben dem Herd und schlug ihn Kelsey mit voller Wucht auf den Hinterkopf.
Lautlos sackte Kelsey mit dem Gesicht nach unten zusammen. Ainsworth ignorierte Jefferys entsetztes nach Luft Schnappen, stieß den am Boden Liegenden mit dem Fuß an und drehte ihn auf den Rücken. Kelsey atmete noch, und Ainsworth beugte sich über ihn und hieb eiskalt und systematisch weiter mit dem Knüppel auf ihn ein. Erst als Kelsey tot war, richtete er sich wieder auf und warf den Holzscheit ins Feuer.
Jeffery warf einen Blick auf die blutige Masse, die früher einmal Kelseys Gesicht gewesen war, und sein Magen rebellierte. Er rannte aus der Küche und schaffte es knapp vor die Tür, ehe die Übelkeit siegte. Als er sicher war, dass sein Magen vollständig entleert war, kehrte er nach innen zurück. Er wischte sich den Mund ab und sagte, ohne in die Richtung von Kelseys Leiche zu sehen, mit bebender Stimme:
»War das nötig?«
»Ja«, antwortete Ainsworth, der noch nicht einmal schwerer atmete nach der Anstrengung des Mordes.
»Ich wollte nicht riskieren, dass er zu deiner Cousine und deiner Großtante rennt und weitererzählt, was wir hier tun.« Er stieß den Leichnam mit der Stiefelspitze an und sagte boshaft:
»Ich überlasse es dir, die Leiche loszuwerden.«
Jeffery öffnete den Mund zum Protest, aber der Ausdruck auf Ainsworths Gesicht hielt ihn davon ab, irgendetwas zu sagen. Er schluckte die Galle herunter und ging zu dem leblosen Körper, fasste ihn zaghaft am Arm und begann ihn aus der Küche zu zerren. Kelsey war kein großer Mann gewesen, aber jetzt war er schwer, sodass mehrere Minuten vergingen, ehe Jeffery ihn aus dem Haus geschafft und unter ein paar Büschen hinter dem Stall versteckt hatte.
Immer noch blass und erschüttert kam er in die Küche zurück und fand Ainsworth auf einem der wackeligen Stühle, wo er saß und seelenruhig aus einem Glas Wein trank, den sie mitgebracht hatten.
Jeffery holte sich auch ein Glas, goss sich aus der Flasche ein und leerte es in einem Zug.
»Was sollen wir jetzt tun? Alles ist verloren.«
Ainsworth warf ihm einen verächtlichen Blick zu.
»Nein, ist es nicht.« Seine Augen wurden dunkel vor Wut. »Sie wird nicht die Braut sein, die ich wollte, aber ich fürchte, jetzt werde ich mich mit deiner Cousine Emily begnügen müssen.«
Jeffery starrte ihn mit offenem Mund an.
»Du bist übergeschnappt, wenn du denkst, du könntest Emily zu irgendetwas zwingen.«
»Sie wird den Ruin fürchten«, beschied ihm Ainsworth achtlos, »so wie jede andere Frau auch.«
Jeffery schaute ihn zweifelnd an.
»Das mag schon sein, aber sie wird eine unerträgliche Ehefrau sein.«
Ainsworth blickte ihn an, und Jeffery wurde kalt angesichts dessen, was er in den Augen des anderen las.
»Sie muss nur so lange am Leben bleiben«, erklärte Ainsworth leise, »dass ich mein Vermögen bekomme. Danach …« Er nahm einen Schluck Wein und lächelte, »danach, fürchte ich, wird meine junge Frau einem tödlichen Unfall zum Opfer fallen.«
Jeffery senkte den Blick. Er war, sagte er sich, kein schlechter Mensch, und wenn nicht die unseligen Verluste an den Spieltischen wären, die meisten an Ainsworth, würde er sich nicht in dieser Lage befinden. Er war wirklich bereit
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