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Eine Sündige Nacht

Titel: Eine Sündige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Einfaltspinsel sein.«
    Caroline empfand seine Wortwahl als zutiefst beleidigend, aber sie hielt sich zurück. Nur wenige ließen sich jemals auf einen Streit mit Roscoe ein, schon gar nicht wegen seiner Ausdrucksweise. »Soll ich ihnen sagen, dass sie jetzt zu dir können?«
    »Ja, ja«, sagte er und wedelte kraftlos mit seiner dünnen rechten Hand. »Lass es uns hinter uns bringen.«
    »Da wartet noch jemand, Roscoe.«
    Ihr ruhiger Tonfall ließ seine Augen zu ihr zurückschießen. Er starrte sie durchdringend an, auf eine Art forschend, die sie unerklärlicherweise nervös machte. »Rink? Ist Rink gekommen?«
    Sie nickte. »Er kam sofort, nachdem Granger ihn angerufen hatte.«
    »Gut, gut. Ich möchte meinen Sohn sehen, ihm ein paar Dinge sagen, bevor es zu Ende geht.«
    Carolines Herz pochte vor Freude. Es war höchste Zeit, dass diese beiden starrköpfigen Männer ihre Differenzen beilegten. Sie eilte zur Tür und bemerkte den kalten, berechnenden Ausdruck in Roscoes Augen nicht, mit dem er ihr hinterhersah.
    Laura Jane kam als Erste ins Zimmer. Sie rannte zum Bett, warf ihre Arme um den Hals ihres Vaters und drückte ihn kräftig.
    »Ich vermisse dich zu Hause, Daddy«, sagte sie. »Wir haben ein neues Stutfohlen. Es ist wunderschön.«
    »Ja, das ist toll, Laura Jane«, antwortete er und schob sie sanft von sich weg. Caroline sah ihm dabei zu und wünschte,
er würde bloß ein einziges Mal Laura Janes spontane Art, ihm ihre Zuneigung zu zeigen, erwidern. »Wie ich sehe, haben Sie die Rosenbüsche geplündert«, brummte er missgestimmt und sah die Haushälterin stirnrunzelnd an.
    Mrs. Haney war es seit vielen Jahren gewohnt, von ihm schikaniert zu werden. Daher war sie dadurch auch jetzt nicht im Mindesten eingeschüchtert. »Ja. Das ist aber nur die Hälfte davon. Die anderen stehen auf dem Esstisch.«
    Roscoe bewunderte ihren Mumm. Seit über dreißig Jahren führten sie schon miteinander einen kalten Krieg, und er betrachtete sie als würdigen Gegner. »Zur Hölle mit den Blumen. Haben Sie mir was zu essen mitgebracht?«
    »Sie wissen ganz genau, dass Sie nur das Krankenhausessen zu sich nehmen sollen.«
    »Was zum Teufel sollte das jetzt noch ausmachen?«, donnerte er. »Hä? Erklärt mir das!«
    Eine nach der anderen bedachte er die Frauen mit unheilvollen Blicken und drehte dann den Kopf, um Rink anzusehen, der wiederum ihn nicht aus den Augen gelassen hatte. Einen nicht enden wollenden Moment lang sahen sich die beiden Männer in die Augen. Keiner rührte sich. Schließlich fing Roscoes Brust an, sich mit einem tiefen, rumpelnden Lachen zu heben und zu senken. »Bist du immer noch wütend auf mich, Rink?«
    »Das habe ich schon vor langer Zeit hinter mir gelassen, Sir.«
    »Ist das der Grund für deine Rückkehr? Um Frieden mit deinem alten Herrn zu schließen, bevor er stirbt? Oder wegen der Testamentseröffnung?«
    »Ich brauche nichts von deinem verdammten Erbe.«
    Mrs. Haney trat mit diplomatischen Absichten vor. Sie
hatte schon befürchtet, dass das Wiedersehen nicht gerade friedlich verlaufen würde. »Ich fahre Laura Jane jetzt nach Hause. Laura Jane, gib deinem Vater einen Kuss, dann gehen wir.«
    Das Mädchen erledigte pflichtbewusst, was ihm gesagt wurde.
    Roscoe schenkte ihrem Abschied kaum Beachtung. Sein Blick bohrte sich immer noch in die Augen seines Sohnes. Caroline blieb mit zwei Generationen Lancaster-Männern zurück, die sehr viel mehr trennte als das Alter.
    »Du bist zu einem gut aussehenden Mann gereift, Rink«, sagte sein Vater sachlich. »Aber auch zu einem harten und gemeinen. Die Gemeinheit sieht man nicht auf diesen Zeitungsfotos, auf denen du immer lächelst, aber ich habe immer schon angenommen, sie wäre in dir.«
    »Ich hatte einen guten Lehrer.«
    Dasselbe Lachen, ein furchtbares Geräusch, füllte wieder das Zimmer. »Und ob du den hattest, mein Sohn, und ob. Das ist die einzige Art, wie man weiterkommt in der Welt. Sei gemein zu jedem, dann kann dir keiner was.« Mit ungeduldiger Geste sagte er: »Setzt euch beide hin.«
    »Ich stehe lieber«, erwiderte Rink. Caroline nahm auf einem Stuhl Platz. Noch nie zuvor hatte sie Roscoe so zynisch erlebt. Kein Wunder, dass Rink gezwungen war, sein Zuhause zu verlassen. Sie wusste, dass die Feindschaft zwischen ihnen erbittert war, aber das hier hatte sie nicht vermutet.
    »Aus den Zeitungsartikeln entnehme ich, dass diese Fluggesellschaft, die du da gegründet hast, dich langsam reich macht.«
    »Mein Geschäftspartner und ich

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