Eine Sündige Nacht
sein schwarzes Haar ums Gesicht wehte. Fast immer saß ein Mädchen neben ihm, das ihren linken Arm um seine Schultern gelegt hatte. Immer dröhnte das Autoradio. Rink hupte und winkte jedem zu, den er kannte, einschließlich der Hilfssheriffs, die über seine schamlose Geschwindigkeitsüberschreitung hinwegsahen. Jeder kannte Rink Lancaster, Footballheld, Kapitän des Basketballteams, Leichtathletikstar, Erbe von The Retreat und der größten Entkörnungsanlage der umliegenden fünf Verwaltungsbezirke.
Ihre Gedanken hatten sich an jenem Tag während der Arbeit bei Woolworth nur um ihn gedreht. Jetzt wollte sie schnell nach Hause, um ins Bett zu krabbeln und weiter an ihn zu denken und an das, was er zu ihr gesagt hatte. Natürlich würde er sich wahrscheinlich gar nicht an sie erinnern -
»Hi, Caroline.« Das Auto, das sich von hinten genähert hatte, fuhr jetzt langsam neben ihr her. Ungläubig starrte sie in Rinks lächelndes Gesicht, als er sich über den Beifahrersitz beugte und die Wagentür aufstieß. »Steig ein. Ich fahr dich nach Hause.«
Sie sah die Straße auf und ab, als ob sie etwas Verbotenes getan hätte. »Ich weiß nicht, ob ich wirklich einsteigen soll.«
Er lachte. »Warum nicht?«
Weil Jungs wie Rink Lancaster keine Mädchen wie Caroline Dawson in der Gegend herumfuhren, deshalb. Aber das sagte sie nicht. Sie sagte gar nichts. Ihr Herz, das ihr bis zum Hals schlug, ließ keinen Platz für Worte.
»Na, komm schon. Steig ein«, forderte er sie mit einem unwiderstehlichen Lächeln auf. Sie glitt auf den Ledersitz und zog die Tür hinter sich zu. Der Autositz hüllte sie in Luxus, und sie konnte sich gerade noch beherrschen, nicht mit den Händen über den Bezug zu streicheln, um dessen Weichheit zu spüren. Die Anzeigen und Apparaturen am Armaturenbrett leuchteten in vielen Farben.
»Magst du Schokoladen-Milchshakes?«
Sie hatte erst einen gehabt. Einmal, an einem Tag, nachdem Mama Geld für ihre Waschdienste bekommen hatte, waren sie in einen Imbiss gegangen und hatten sich einen geteilt, als ganz besondere Leckerei. »Ja.«
»Ich war gerade noch kurz im Dairy Mart. Nimm dir einen.« Er neigte seinen Kopf zur Seite, um damit auf einen
Pappbecher zu deuten, der in der Konsole zwischen den Sitzen stand. Er hatte einen Deckel, und der Trinkhalm steckte in einem Loch in der Mitte des Deckels.
»Danke«, sagte sie schüchtern, nahm den Becher und fing an, am Trinkhalm zu saugen. Der Milchshake war kalt und cremig und lecker, und sie lächelte vor Vergnügen. Er lächelte zurück.
Das Radio spielte nicht sehr laut, und das Stoffverdeck war hochgefahren. Er wollte nicht, dass irgendjemand sie beide zusammen sah. Sie verstand das, und es machte ihr nichts aus. Er war gekommen, um sie mitzunehmen, und er hatte ihr einen Schokoladen-Milchshake mitgebracht. Das war wirklich genug.
»Wie war die Arbeit?«
»Ich habe einen Satz Teller verkauft.«
»Ja?«
»Sie waren ziemlich hässlich. Ich glaube nicht, dass ich gerne davon essen würde.«
Er lachte. »Dann planst du also nicht, den Rest deines Lebens Teller zu verkaufen?«
»Nein.«
»Was möchtest du denn machen?«
Aufs College gehen, dachte sie mit der Verzweiflung, die den hoffnungslos Hoffnungsvollen anhaftet. »Ich weiß nicht. Ich mag Mathe. Ich war zwei Jahre nacheinander auf der Bestenliste.«
Sie wollte ihn unbedingt mit etwas beeindrucken, ihm etwas erzählen, woran er sich erinnern würde, weil sie wusste, sie würde diesen Abend nie vergessen, solange sie lebte. Sie, Caroline Dawson, fuhr durch die Gegend mit Rink Lancaster! Warum machte er das? Er hätte jede andere dazu einladen
können, ältere, erfahrenere Mädchen als sie es war. Mädchen mit hübschen Kleidern, die zu Klubtreffen gingen, Mädchen mit Müttern, die in Festausschüssen saßen und lange Autos fuhren, Mädchen, die sich niemals dazu herablassen würden, mit Caroline Dawson zu sprechen.
»Mathe, echt? Vielleicht hätte ich deine Hilfe auf dem College brauchen können. Ich hab’s nur so eben gerade durch die Mathekurse geschafft.«
»Warst du gerne auf dem College?« »Ja, klar. Es war super. Aber ich bin auch froh, dass es vorbei ist.«
»Hast du deinen Abschluss gemacht?«
»Vor sechs Wochen.«
»Und in was?«
»In Landwirtschaft und Ingenieurswissenschaften. Ich fand, ich wusste schon genug über Landwirtschaft, also habe ich Ingenieurswissenschaften als Hauptfach genommen.«
»Das wird sicherlich nützlich sein bei der Arbeit in der
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