Eine Sündige Nacht
wie Rink es tat.
Trotzdem - er konnte doch nichts dafür, dass er sie liebte, oder? Die Liebe gehörte nicht gerade zu den Dingen, nach denen er gesucht hatte. Er hatte nicht erwartet, in seinem Leben überhaupt einen anderen Menschen zu lieben. Aber genau das tat er, und er vermisste Laura Jane in jeder Minute, die sie nicht bei ihm war. Sie stand ganz dicht neben ihm, als er jetzt Sattelseife in das Leder rieb. Jedes Mal, wenn sein Ellbogen bei seinen sägeartigen Bewegungen nach hinten schwang, berührte er beinahe ihre Brust.
Er ging mit Elan an seine Aufgabe heran und versuchte, nicht darüber nachzudenken, wie sich ihre Brüste wohl unter seinen schwieligen Händen anfühlen würden oder wie weich die Haut an ihrer Kehle unter seinen Lippen wäre.
Laura Jane, die ein wenig enttäuscht darüber war, dass Steve nicht weiter darüber gesprochen hatte, wie schön sie war, streichelte das Fohlen noch einmal und folgte ihm dann.
»Tut dir dein Bein weh?«
Ohne hochzusehen, antwortete er: »Nein. Warum?«
»Weil du die Stirn runzelst, genau so, wie du es manchmal tust, wenn du Schmerzen im Bein hast.«
»Ich strenge mich hierbei bloß an, mehr nicht.«
Sie kam näher. »Ich werd dir dabei helfen, Steve. Lass mich dir helfen.«
Er ging einen Schritt zur Seite und gab vor, einen Lappen holen zu müssen. Sein Herz schlug wie verrückt. Sie war so süß, so süß. Aber die Gefühle, die sie in ihm weckte, waren alles andere als süß. Er kam sich vor wie ein sabbernder Wilder in der Nähe einer Jungfrau, die den Göttern geopfert werden sollte. »Nein, du brauchst nicht zu helfen. Ich bin in einer Minute fertig.«
»Du traust mir das nicht zu, richtig? Jeder denkt, ich bin zu nichts zu gebrauchen.«
Er hob ruckartig den Kopf und senkte seine Hand, mit der er den Polierlappen hielt. »Natürlich traue ich dir das zu.«
Er erkannte den Schmerz, der sich in ihren wunderschönen dunklen Augen zeigte. Sie schüttelte den Kopf, sodass ihr weiches braunes Haar über ihre Schultern flog. »Alle glauben, ich bin dumm und zu nichts zu gebrauchen.«
»Laura Jane«, stöhnte er kläglich und legte seine Hände auf ihre Schultern. »Ich glaube das überhaupt nicht.«
»Warum darf ich dir dann nicht helfen?«
»Weil man bei dieser Arbeit schmutzig wird und ich nicht möchte, dass du dich besudelst.«
Mit einem kindlichen Bedürfnis, ihm zu vertrauen, sah sie zu ihm hoch. »Ist das der einzige Grund? Wirklich?«
»Wirklich.«
Er ließ sie nicht los, wie es sich gehört hätte, sondern behielt
seine Hände auf ihren Schultern. Sie schaute zu ihm hoch, und ihr Gesicht strahlte in dem weichen bernsteinfarbenen Licht der Stallbeleuchtung. Sie sah wie ein Engel aus, wenn da nicht dieses Feuer wäre, das in ihren Augen loderte. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er dieses Feuer mit sexuellem Verlangen in Verbindung gebracht.
»Ich weiß, dass ich nicht klug bin, aber einige Dinge kann ich ganz gut.«
»Natürlich!« Oh Gott! Ihre Lippen waren weich und feucht und rosa, während sie die Worte formten. Er wollte sie küssen. Was würde er alles dafür geben, sie an sich zu reißen, ihren wunderschönen, anmutigen Körper an seinem schweren, verwundeten und deformierten Körper zu fühlen. Das wäre Balsam für seine Seele.
»Ich bemerke Dinge. Ich weiß zum Beispiel, dass Rink nicht glücklich ist. Er lacht und versucht, so zu tun als ob, aber seine Augen sind traurig. Caroline und er mögen sich nicht. Ist dir das aufgefallen?«
»Ja.«
»Ich frage mich, warum.« Ihr Gesicht legte sich vor lauter Konzentrieren in Falten. »Oder vielleicht mögen sie sich sogar sehr gerne, versuchen aber alle anderen davon zu überzeugen, dass sie sich nicht mögen.«
Steve lächelte über ihre Empfindungsgabe. Dieselben Rückschlüsse hatte er nach dem Brunch gezogen, den er mit ihnen am Morgen zu sich genommen hatte. Sie waren beide bereit - entweder für den Kampf oder für die Liebe. Wobei er Letzteres für wahrscheinlicher hielt. Er tätschelte Laura Janes Kinn. »Damit könntest du richtig liegen.«
Sie lächelte ihn an und kam näher. »Du glaubst, ich bin clever? Und hübsch?«
Seine dunklen Augen wanderten über ihr Gesicht. »Du bist wunderschön.«
»Ich finde dich auch schön.« Sie hob ihre Finger, die so fein waren wie reines Porzellan, zu seinem Gesicht und fuhr mit ihnen sein hartes Jochbein nach, dann ließ sie sie zu seinem Kinn heruntergleiten.
Er fühlte ihre Berührung nicht nur auf seiner Haut.
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