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Eine Sündige Nacht

Titel: Eine Sündige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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ständige Zusammenarbeit in der auf Hochtouren laufenden Gin, hätten sie keinen Grund, so viel Zeit miteinander zu bringen. Seit dem Abend an der Schaukel waren sie sich nicht mehr nähergekommen, aber bei jeder Begegnung zeigte sich, wie sehr sie nacheinander verlangten. Granger hustete hinter vorgehaltener Hand, um ihre Aufmerksamkeit zu erhalten. »Ich nehme an, dass wir so weit sind.« Er saß an einem kleinen Tisch, auf dem ein brauner Briefumschlag lag.
    Laura Jane und Rink saßen auf einem kleinen Sofa, das von jeher in Familienbesitz war. Liebevoll hatten sie ihre Finger umeinander geschlungen. Auf ihrer linken Seite saß Caroline auf einem Stuhl mit wippender Rückenlehne. Mrs. Haney war ebenfalls eingeladen und saß rechts und ein klein wenig hinter ihnen.
    Granger zog eine Brille mit Metallgestell aus seiner Brusttasche und rückte sie auf seiner fleischigen Nase zurecht. Vorsichtig öffnete er den Umschlag und entnahm ihm ein Dokument mit vielen Seiten, das er mit seiner Hand glättete. Er fing an, es vorzulesen.
    Roscoe war nie ein Menschenfreund gewesen. Er hatte um jeden Cent, den seine Frau Marlena für wohltätige Zwecke verwendete, ein großes Gewese gemacht. Wenn er zu Lebzeiten Geld gespendet hatte, geschah das nie in einer Anwandlung von Großzügigkeit, sondern ausschließlich, um einen Steuervorteil daraus zu erwirtschaften. Trotzdem hatte er in seinem letzten Willen der Kirche, deren ungläubiges Mitglied er gewesen war, eine Summe hinterlassen, wie auch anderen wohltätigen Einrichtungen der Gemeinde.

    Granger machte eine Pause, schenkte sich ein Glas Wasser aus der Karaffe ein, die Mrs. Haney für ihn auf dem Tisch bereitgestellt hatte, und nahm einen Schluck. Seine Stimme ließ beim Lesen keine Gefühlsregung erkennen, aber seine Zurückhaltung war deutlich erkennbar. Während er die einzelnen Punkte des Testaments methodisch vortrug, wurde der schreckliche Grund für seine Zurückhaltung deutlich. Als er fertig war, faltete er die Blätter und schob sie in den Umschlag zurück. Er setzte seine Brille ab und ließ sie wieder in die Brusttasche gleiten.
    Die anderen im Raum verharrten regungslos. Sogar Laura Jane, die die Bedeutung nicht gänzlich abschätzen konnte, verstand, wie unfair das Testament ihres Vaters war.
    »Er hat Rink überhaupt nichts hinterlassen«, sprach sie Granger an, aber ihre Augen wanderten durch den Raum und verharrten schließlich auf ihrem Bruder, dessen Gesicht wie in Stein gemeißelt wirkte.
    »Dieser alte Mistkerl«, murmelte Mrs. Haney leise vor sich hin. Sie würde das Geld ablehnen, das er ihr »für all die Jahre hingebungsvollen Dienstes an Laura Jane« zugedacht hatte.
    Langsam stand Caroline auf und ging zögernd einen Schritt auf das Sofa zu. »Rink, es tut mir …«
    Sein Kopf schoss hoch, seine goldenen Augen loderten, sodass sie nicht weitersprechen konnte. Rink sprang mit der sinnlichen Eleganz eines Panthers vom Sofa auf und hatte auch denselben tödlichen Blick schwerlich zurückgehaltener Gewalt an sich. Wortlos verließ er das Zimmer. Caroline sah ihm traurig hinterher. Laura Jane drehte nervös ihr Taschentuch zwischen ihren Fingern.
    Granger ging Rink hinterher und holte ihn in der Halle ein.

    »Rink, es tut mir leid.« Er griff nach Rinks Ärmel und hinderte ihn daran, aus dem Haus zu stürmen. »Ich hasse es, dass gerade ich euch dieses Testament vorlesen musste. Ich hatte Roscoe gebeten, es sich noch mal zu überlegen.«
    »Das hätten Sie besser wissen müssen, dann hätten Sie sich Ihren Atem sparen können«, sagte Rink verbittert.
    »Ich habe damals versucht, deine Mutter davon zu überzeugen, ihm nicht das Haus und den Grundbesitz zu überschreiben. Lange vor ihrem Tod hat sie es aber doch getan, sodass alles nach ihrem Ableben in Roscoes Besitz fiel. Damals hielt ich das für keine gute Idee. Jetzt, natürlich …«
    »Zum ersten Mal in der Geschichte des Hauses gehört The Retreat keinem Winston mehr. Jetzt ist eine Dawson die Herrin.« Sein Ton war abschätzig, als er ihren Namen aussprach.
    »Wenn du glaubst, dass Caroline irgendetwas mit Roscoes Entscheidung zu tun hat, dann irrst du dich.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja«, sagte der Anwalt nachdrücklich. »Sie wusste genauso wenig davon wie von dem Stipendium.«
    Rinks Kopf fuhr herum. »Woher wissen Sie davon?«
    »Ich weiß es«, antwortete Granger und senkte seine Stimme. »So wie ich von allem wusste, was er im Geheimen für sie tat. Zuerst verstand ich es nicht. Ich hätte

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