Eine sueße Verfuehrung
war sie ohnehin wieder zu Hause.
Im vornehmen Bal Harbour angekommen, fuhr Brittany durch das breite Eingangstor hindurch und dann die Auffahrt zu der wuchtigen Villa ihrer Eltern hoch. Sie parkte neben Parkers Cabrio und ging zögernd auf das Haus zu. Im leeren Foyer mit seiner breiten Treppe und den schweren Marmorsäulen begegnete sie Lisette Wilson, der Haushälterin der Familie.
„Oh, Miss Brittany. Ich bin so froh, dass Sie da sind“, sagte Lisette mit einem kleinen Lächeln und tätschelte ihr die Hand.
„Wie könnte ich das Sonntagsdinner verpassen?“, erwiderte sie trocken. „Wo sind denn alle?“
„Draußen auf der Terrasse. Ich frage mich, wann der Sturm über uns hereinbrechen wird … In ein paar Minuten ist das Dinner fertig.“
„Dann gehe ich besser schnell zu den anderen. Ich bin spät dran, und Mutter wird nicht sehr zufrieden mit mir sein.“
„In letzter Zeit ist sie doch mit der ganzen Welt unzufrieden“, bemerkte Lisette betrübt.
„Entschuldige, Lisette. Ich weiß nicht, was wir ohne dich täten.“
„Ich bin seit vielen Jahren hier, diese Familie ist mein Leben“, sagte die alte Dame achselzuckend und wandte sich ab.
Brittany zog energisch die Schultern zurück. Seit ihr Vater gestorben war, war das Alkoholproblem ihrer Mutter schlimmer geworden. Sie wappnete sich für den Anblick, den Bonita heute bieten würde.
Die ganze Familie stand auf der Veranda, von der aus man einen großartigen Blick auf den riesigen Swimmingpool und das dahinterliegende Meer hatte. In einiger Entfernung konnte man bereits die dunklen Wolken sehen, die sich am Horizont zusammenbrauten.
Brittany wechselte zuallererst einen Blick mit Brooke. Sie hatte sekundenlang das Gefühl, dass ihrer Schwester irgendetwas zu schaffen machte, aber dann verwarf sie den Gedanken wieder.
Brooke unterhielt sich gerade mit Parker und seiner Verlobten Linda. Stephen, nach Parker der Zweitälteste der Brüder, stand an der Bar und schenkte sich einen Drink ein. Brittany begrüßten alle mit einem Nicken und beugte sich dann über den Sessel, in dem ihre Mutter saß. Sie gab ihr einen leichten Kuss auf die gerötete Wange und tätschelte ihren Arm. Sofort bemerkte sie das fast leere Whiskyglas, das Bonita in der Hand hielt.
„Du kommst spät, Brittany. Ich hatte gedacht, du könntest wenigstens dieses eine Mal pünktlich sein. Aber jetzt, wo dein Vater nicht mehr hier ist, willst du wahrscheinlich gar nicht mehr nach Hause kommen“, bemerkte ihre Mutter verächtlich. Sie sprach nuschelnd, und unter ihren Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab. Ihr Zustand hatte sich seit der Testamentseröffnung, bei der sie erfahren hatte, dass ihr Mann ein Kind mit einer anderen Frau hatte, sichtlich verschlimmert.
„Jetzt bin ich ja da, Mutter“, sagte Brittany ruhig, ohne auf die Stichelei einzugehen. „Hi, Brooke“, begrüßte sie ihre Schwester und wandte sich dann an Parker und Linda. „Schön, euch zu sehen. Linda, ich muss sagen, du bist das Beste, was meinem Bruder passieren konnte.“
„Ganz meine Meinung“, lachte Parker und schenkte seiner Verlobten einen liebevollen Blick.
„Und du bist das Beste in meinem Leben“, entgegnete diese lächelnd.
Brittany konnte sich das zwar nur schwer vorstellen, verbiss sich aber eine spöttische Bemerkung über ihren Bruder. Sie wollte Linda nicht vor den Kopf stoßen. „Es sieht ziemlich stürmisch aus“, sagte sie stattdessen und blickte auf das Meer hinaus.
„Heute Abend wird es losgehen“, sagte Parker grimmig. „Sie glauben nicht, dass es ein ausgewachsener Hurrikan wird, aber wir können uns trotzdem auf eine Menge Regen und Wind gefasst machen. Ich hoffe, wir sind nicht mehr hier, wenn es so weit ist. Es ist schon an einem normalen Tag schwer, durch den Verkehr zu kommen.“
„Ich werde ohnehin früher gehen“, warf Brittany ein. „Ich will mich vergewissern, dass im Restaurant alles in Ordnung ist.“
„Gute Idee“, stimmte Parker zu. „Wir sollten alle früher gehen.“ Dabei sah er wieder Linda an, und es schien, als hätte seine Entscheidung nur wenig mit dem Unwetter zu tun. Die Wärme in seinem Blick überraschte Brittany. Ihr sonst so kühler Bruder war tatsächlich verliebt, und er machte nicht einmal einen Hehl daraus.
„Wie ich höre, hattest du am Freitag einige Berühmtheiten im Restaurant“, wandte er sich ihr wieder ihr. „Gratuliere.“
„Danke. Ein Lob aus deinem Mund – da wird mir ganz warm ums Herz.“
„Höre ich etwa eine
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