Eine Tankstelle fuer die Seele
du, wie schwer es erst ist, das Leben loszulassen, wenn dir das mit dem Ring schon nicht gelingt.« Sofort erinnerte ich mich an ein Einführungsseminar in buddhistischer Meditation, in dem der Lehrer uns erklärte, dass das Sitzkissen auf Tibetisch in etwa heiße: »Der Platz, um sich daran zu gewöhnen«. »An was?«, fragte ein Teilnehmer spontan. »Ans Sterben«, sagte der Lehrer ganz ruhig. Ja, so lernte ich meinen Ring loszulassen, in der Hoffnung, einen kleinen Schritt in Sachen Loslassen getan zu haben.
Eine andere alte Weise, die ich als junges Mädchen kennengelernt hatte, gab mir den Spruch mit auf den Weg, dass alles seine Zeit hat: das Nehmen – das Halten – und das Lassen. Sie sagte damals, ich sollte jetzt besonders ans Nehmen und Halten denken, denn dann wird das Lassen einmal leichter. Dieser Rat half mir sehr, als ich über den Tod eines Freundes trauerte und ihn in meinen Gedanken nicht loslassen wollte. Ich erinnerte mich eine Weile sehr intensiv daran, dass es eine Zeit des Nehmens und Haltens gegeben hatte, die intensiv und sehr reich war. So konnte ich mich leichter damit abfinden, dass jetzt das Lassen seinen Platz forderte und mit gleicher Intensität stattfinden musste.
Wenn Sie dieses Muster bearbeiten möchten, denken Sie darüber nach, wie viel Zeit Sie mit Gedanken und Gefühlen des Festhaltens verbracht haben. Gibt es ein Erlebnis, das besonders präsent ist? Gibt es etwas, was Sie gewinnen, wenn Sie loslassen? Freiheit, Seelenruhe, Lebensfreude?
Hilfreiche Archetypen
Zum Beispiel der Delfin, das Meer, der Rucksack, der Stern, der / die Alte Weise, der Engel, die Stille, Bach-Blüte Nr. 8 und 16.
Muster
»Ich fühle mich so oft als Opfer und habe
deshalb Angst vor Konflikten«
Gefühle der absoluten Hilflosigkeit tauchen sehr oft während der Musikreisen meiner Klienten auf. Manchmal ist es eine schwere Krankheit, manchmal ein Beziehungsproblem oder ein Konflikt in der Arbeit, wodurch dieses Gefühl aktiviert wird.
Die erste Visualisierungsreise führte eine Klientin, die seit Langem unter diesem Muster litt, in ihrer Vorstellung direkt in ihr Kinderzimmer. Ihre Mutter hatte sie immer wieder dort eingeschlossen und oft stundenlang nicht mehr mit ihr gesprochen. Dieses Gefühl der absoluten Hilflosigkeit und Machtlosigkeit erlebte sie allein durch das innere Bild des Kinderzimmers in einer solchen Heftigkeit, dass es eine Weile brauchte, bis sie sich beruhigen konnte. Im anschließenden Gespräch erzählte sie mir, wie sie mit allen Mitteln versucht hatte, die Mutter wieder zum Sprechen zu bewegen. Sie hatte sie umschmeichelt, war trotzig, hatte geweint, trotzdem war die Mutter – zumindest in ihrer Erinnerung – meist hart geblieben. In ihrer Partnerschaft erlebte sie nun ein ähnliches Verhalten. Auch ihr Mann »strafte« sie mit Sprachlosigkeit, und sie fühlte sich sofort wieder als Opfer. In diesem Fall aktivierte der Partner das alte Muster und damit die gleichen hilflosen Gefühle wie damals. Schon das Bewusstwerden des Musters setzte bei ihr eine Entwicklung in Gang, die immer mehr aus der Opferhaltung herausführte. Hilfreich waren dabei vor allem die inneren Bilder, die die Erinnerung an das verlassene kleine Kind zwar nicht vergessen, aber doch verblassen ließen. Eine große Hilfe war auch die Beschäftigung mit dem inneren Kind, dem sie nun viel Liebe und Aufmerksamkeit zukommen ließ.
Ein ähnliches Ohnmachtsgefühl führte eine andere Klientin zu mir, die blass und müde vor mir saß, weil sie ein Problem zu lösen hatte, das bei ihr ein Ohnmachtsgefühl auslöste, das sich inzwischen schon in körperlichen Symptomen zeigte. Eine Frau, der sie in gutem Glauben Geld geliehen hatte, wollte dies nicht zurückzahlen und drohte ihr auch noch, sollte sie das Geld per Anwalt einfordern. Obwohl sie im Recht war, hätte sie auf das Geld verzichtet, wenn sie es nicht für die Abzahlung eigener Wohnungsraten gebraucht hätte.
Sie fühlte sich hilflos und wie sie sagte, »wie so oft als Opfer«. Immer mehr war sie aus Schwäche heraus bereit gewesen nachzugeben, der anderen sogar bei der Suche nach einer anderen Bleibe oder bei einem geeigneten Job behilflich zu sein, nur um ihren Frieden zu haben. Dieses Verhalten kannte sie aus ihrem Leben zur Genüge. Lieber sagte sie Ja, auch wenn sie Nein sagen wollte. Je schwächer sie sich fühlte, umso häufiger sagte sie Ja, weil es sie scheinbar weniger Kraft kostete, als sich auseinanderzusetzen und Widerstand zu
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