Eine Tiefe Am Himmel
nicht bereit war, direkt zu helfen, so hatte er doch ein paar richtig schlaue Kupp hier oben. »Ich möchte, dass du mit ein paar von meinen Theoretikern sprichst. Und dass du dich mit unseren Experten für Rechenmaschinen triffst. Mir scheint, einige von deinen lästigsten Problemen wären zu lösen, wenn du nur schnelle Methoden zum Lösen von Differenzialgleichungen hättest.«
Unterberg streckte sich auf dem Sitzgitter hinter seinem Schreibtisch. Plötzlich wirkte er fragend. »Hrunk… das Gesellschaftliche beiseite, haben wir heute mehr erreicht, als mit einem Dutzend Telefongesprächen. Ich weiß, dass dir das Institut gefallen würde.
Nicht, dass du hineinpassen würdest! Wir haben eine Menge Techniker, aber unsere Theoretiker glauben, sie könnten sie herumkommandieren. Du bist der Typ, der die Denker herumkommandieren und ihre Ideen benutzen kann, um deine ingenieurtechnischen Ziele zu erreichen.«
Hrunkner lächelte schwach. »Ich dachte, die Erfindung müsse die Mutter der Notwendigkeit sein?«
»Hm. Größtenteils ist sie es. Darum brauchen wir Leute wie dich, die die Teile passend machen können. Du wirst heute Nachmittag sehen, was ich meine. Das sind Leute, aus denen du bestimmt gern Nutzen ziehen wirst, und umgekehrt… Ich wünschte nur, du wärst viel früher gekommen.«
Unnerbei setzte zu einer schwachen Entschuldigung an, hielt inne. Er konnte sich einfach nicht länger verstellen. Außerdem war es mit Scherkaner so viel leichter als gegenüber der Generalin. »Du weißt, warum ich nicht früher gekommen bin, Scherk. Eigentlich wäre ich jetzt nicht hier, wenn mir General Schmid nicht eindeutige Befehle gegeben hätte. Ich würde ihr durch die Hölle folgen, das weißt du. Doch sie verlangt mehr. Sie verlangt, dass ich eure Perversionen akzeptiere. Ich… Ihr beide habt solch wunderbare Kinder, Scherk. Wie konntet ihr ihnen so etwas antun?«
Er erwartete, dass Unterberg die Frage mit einem Lachen abtun oder vielleicht mit der eisigen Feindseligkeit reagieren würde, die Schmid bei jeder Andeutung solcher Kritik zeigte. Stattdessen saß er einen Augenblick lang schweigend da und spielte mit einem alten Kinderpuzzle. Die kleinen Holzstücke klickten in der Stille des Arbeitszimmers hin und her. »Du gibst zu, dass die Kinder gesund und glücklich sind?«
»Ja, Brent allerdings wirkt ein bisschen… langsam.«
»Du glaubst nicht, dass ich sie als Versuchstiere betrachte?«
Unnerbei dachte an Viktoria junior und ihr Puppenhaus-Labyrinth. Nun ja, in ihrem Alter hatte er Kanker mit einem Vergrößerungsglas geröstet. »Hm, du experimentierst mit allem, Scherk; so bist du nun einmal. Ich glaube, du liebst deine Kinder so sehr wie jeder gute Vater. Und darum kann ich mir erst recht nicht vorstellen, wie du sie zur Unzeit auf die Welt bringen konntest. Was, wenn auch nur eins geistig behindert wäre? Ich habe bemerkt, dass keins der Kinder davon gesprochen hat, sie hätten gleichaltrige Spielgefährten. Du findest keine, die keine Monster wären, nicht wahr?«
An Scherkaners Ausdruck sah er, dass die Frage ins Schwarze getroffen hatte. »Scherk. Deine armen Kinder werden ihr ganzes Leben in einer Gesellschaft verbringen, die sie als ein Verbrechen wider die Natur betrachtet.«
»Wir arbeiten daran, Hrunkner. Jirlib hat dir von der ›Kinderstunde der Wissenschaft‹ erzählt, nicht wahr?«
»Ich habe mich gefragt, was das alles soll. Er und Brent sind also wirklich in einem Radioprogramm? Die beiden könnten fast als Rechtzeit-Geborene gelten, doch früher oder später wird es jemand erraten und…«
»Natürlich. Wenn nicht – Viktoria junior möchte gern in der Sendung mitmachen. Ich will, dass die Zuhörer es schließlich verstehen. Das Programm wird alle Arten von wissenschaftlichen Themen behandeln, doch es wird eine ständige Schiene über Biologie geben und darüber, wie das Dunkel uns dazu gebracht hat, unser Leben auf bestimmte Weise zu verbringen. Mit dem Aufschwung der Technik sind alle sozialen Gründe unbedeutend, die es für streng festgelegte Geburtszeiten gibt.«
»Du wirst die Kirche des Dunkels niemals überzeugen.«
»Das ist wohl wahr. Ich hoffe, die Millionen unvoreingenommenen Menschen wie Hrunkner Unnerbei zu überzeugen.«
Unnerbei wusste nicht, was er sagen sollte. Das Argument Unterbergs war so brüchig. Verstand er das denn nicht? Alle anständigen Gesellschaften stimmten über grundlegende Fragen überein, Dinge, die das gesunde Überleben ihres Volkes
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