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Eine Tiefe Am Himmel

Eine Tiefe Am Himmel

Titel: Eine Tiefe Am Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
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Händen zu bestehen, der Körper kaum größer als ihr Kopf. »Sie glauben gar nicht, welches Interesse diese Debatte ausgelöst hat. Wir übertragen bis zur Ostküste und auch auf Kurzwelle. Ich sage Ihnen ohne Übertreibung, wir haben Zuhörer von überall!«
    Ich sage Ihnen ohne Übertreibung… Außer Sicht der Direktorin bewegte Gokna ihre Mundteile im Rhythmus der Worte. Viki wahrte einen sittsamen Ausdruck und tat so, als sähe sie nichts.
    Papa neigte kurz den Kopf vor der Direktorin. »Es freut mich, dass ich so populär bin, Madame.«
    »Ja, wirklich! Manche von unseren Sponsoren bringen sich gegenseitig um, um Werbezeit in dieser Sendung zu bekommen. Bringen sich einfach um!« Sie lächelte den Kindern zu. »Ich habe dafür gesorgt, dass ihr vom Kontrollraum aus zusehen könnt.«
    Sie wussten alle, wo das war, folgten ihr aber gehorsam und hörten ihrem endlosen Wortschwall zu. Keins von ihnen wusste, was Madame Subtrime wirklich von ihnen hielt. Jirlib behauptete, sie sei nicht dumm, unter all dem Gerede lauere eine kalte Registrierkasse. »Sie weiß auf den Zehntelpfennig genau, wie viel sie für die alten Kupps verdienen kann, indem sie das Publikum in Rage bringt.« Das mochte sein, aber Viki mochte sie trotzdem und verzieh ihr sogar das schrille und dumme Gerede. Gar zu viele Leute waren in ihrem Glauben so festgefahren, dass nichts sie davon abbringen konnte.
    »Diesmal ist Didi am Schaltpult. Ihr kennt sie.« Madame Subtrime blieb am Eingang zum Kontrollraum stehen. Jetzt erst schien sie die Babies zu bemerken, die aus Scherkaner Unterbergs Fell hervorlugten. »Meine Güte, Sie haben wirklich alle Alter, was?
    Ich… Werden sie bei Ihren Kindern sicher sein? Ich weiß nicht, wer sonst sich um sie kümmern könnte.«
    »Geht schon klar, Madame. Ich habe vor, Rhapsa und Klein Hrunk der Vertreterin der Kirche vorzustellen.«
    Madame Subtrime erstarrte. Eine ganze Sekunde lang waren all die zappeligen Beine und Hände gleichzeitig reglos. Es war das erste Mal, dass Viki sie wirklich, wirklich perplex sah. Dann entspannte sich ihr Körper zu einem langsamen, breiten Lächeln. »Dr. Unterberg! Hat Ihnen jemals wer gesagt, dass Sie ein Genie sind?«
    Papa grinste zurück. »Noch nie mit so gutem Grund… Jirlib, sorg dafür, dass alle in dem Raum bei Didi bleiben. Wenn ich möchte, dass ihr herauskommt, werde ich es euch wissen lassen.«
    Die Kupplinge stiegen in den Kontrollraum hinauf. Didire Ultmot lümmelte wie üblich auf ihrem Sitzgitter vor den Reglern. Eine dicke Glaswand trennte den Raum vom Aufnahmeraum. Sie war schalldicht, und es war auch verdammt schwer, durch sie hindurch zu schauen. Die Kinder drängten sich nahe ans Glas. Jemand saß schon im Aufnahmeraum.
    Didire winkte ihnen zu. »Das da draußen ist die Vertreterin der Kirche. Die Kupp ist eine Stunde zu früh gekommen.« Didi war dieselbe wie immer, mit einem Anflug von Ungeduld. Sie war eine sehr gut aussehende Einundzwanzigjährige. Didi war nicht so schlau wie manche von Papas Studenten, aber helle. Sie war die Cheftechnikerin von Radio Weißenberg. Mit vierzehn war sie als Technikerin zur Hauptsendezeit in Einsatz gewesen, und von Elektrotechnik verstand sie ungefähr ebenso viel wie Jirlib. Tatsächlich wollte sie Elektroingenieur werden. Das alles hatten sie erfahren, als Jirlib und Brent ihr zum ersten Mal begegnet waren, seinerzeit, als sie mit dem Programm anfingen. Viki erinnerte sich, wie sonderbar sich Jirlib verhalten hatte, als er ihnen von diesem Treffen erzählte: Er war von dieser Didire ganz hingerissen. Sie war damals neunzehn, und Jirlib war zwölf… aber groß für sein Alter. Sie hatte zwei Sendungen gebraucht, um zu merken, dass Jirlib ein Unzeitling war. Sie hatte die Überraschung als eine absichtliche persönliche Beleidigung aufgefasst. Der arme Jirlib lief ein paar Tage wie mit gebrochenen Beinen herum. Er kam darüber hinweg – immerhin würde es in der Zukunft schlimmere Zurückweisungen geben.
    Didire kam auch mehr oder weniger darüber hinweg. Solange Jirlib Abstand hielt, verhielt sie sich höflich. Und manchmal, wenn sie sich vergaß, war Didi lustiger als jede Person aus der gegenwärtigen Generation, die Viki kannte. Wenn sie nicht auf Sendung waren, ließ sie Viki und Gokna neben ihrem Gitter sitzen und zusehen, wie sie die Dutzende von Reglern hin und her schob. Didire war sehr stolz auf ihr Reglerpult. Wirklich, abgesehen davon, dass der Rahmen aus Möbelholz war und nicht von blankem Metall, sah

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