Eine Tiefe Am Himmel
gegen sie und schlang die Arme um sie. Das leise Zischen von Scherkaners Weinen gesellte sich dem Wind zu, und das waren die einzigen Geräusche im Zimmer. Nach einer Weile hob Schmid eine ihrer Hinterhände und bedeutete Hrunkner sacht, er möge gehen.
Unnerbei antwortete mit einem Kopfnicken. Der dicke Teppich war mit Spielzeug übersät – Scherkaners und dem der Kinder –, doch er achtete darauf, wo er hintrat, und brachte es fertig, lautlos hinauszugehen.
Die Dämmerung wurde rasch zur Nacht, eine Folge sowohl des sich zusammenbrauenden Unwetters als auch der sinkenden Sonne. Unnerbei sah nicht viel vom Wetter, da der Befehlsstand des Hauses nur winzige, zugewachsene Fenster hatte. Schmid erschien dort fast eine halbe Stunde nach Unnerbei. Sie erwiderte die Ehrenbezeigung ihrer Untergebenen, dann glitt sie auf das Sitzgitter neben Hrunkner. Er machte fragende Handbewegungen. Sie zuckte die Achseln. »Scherk kommt schon zurecht, Feldwebel. Er ist oben bei seinen Jungakademikern und tut, was er kann. Wie steht’s also?«
Unnerbei schob ihr einen Stapel Vernehmungsprotokolle über den Tisch zu. »Hauptmann Niederer und seine Leute sind noch da, wenn Sie selbst mit ihnen reden wollen, aber wir alle…« – das ganze Personal, das vom Landeskommando gekommen war -»glauben, dass er sauber ist. Die Kinder sind einfach zu schlau.« Die Kinder hatten wirksame Sicherheitsvorkehrungen düpiert. Natürlich hatten sie lange mit diesen Vorkehrungen gelebt, sie kannten die Gewohnheiten der Sicherheitsleute, waren mit ihnen befreundet. Und bisher war eine äußere Bedrohung nur Gegenstand von Theorien und gelegentlichen Gerüchten gewesen. Das alles kam den Kupplingen zupass, als sie beschlossen, auszubüxen… Doch diese Sicherheitsgruppe war eine Schöpfung von General Viktoria Schmids eigenem Stab. Es waren kluge Leute, loyale Leute; es hatte sie ebenso hart wie Scherkaner Unterberg getroffen.
Schmid schob die Protokolle zu ihm zurück. »Gut. Bringen Sie Daram und seine Gruppe wieder in den Turnus. Halten Sie sie beschäftigt. Was gibt’s Neues bei den Suchberichten?« Sie winkte die anderen Leute des Stabs heran und begann selbst angespannt zu arbeiten.
Der Befehlsstand des Hauses besaß gute Karten und einen richtigen Lagetisch. Mit der Mikrowellenverbindung konnte er das Befehlszentrum beim Landeskommando doublieren. Leider hatte er keine speziellen Vorkehrungen für die Kommunikation nach Weißenberg hinein. Es würde etliche Stunden dauern, bis das Problem behoben war. Es gab einen ständigen Strom von Läufern, die kamen und gingen. Viele waren frisch vom Landeskommando und nicht in das Debakel des Tages verwickelt. Das war gut, denn ihre Anwesenheit milderte den Ausdruck schicksalsergebener Verzweiflung, den einige zeigten. Es gab Spuren. Es gab Fortschritte… sowohl ermutigende als auch bedrohliche.
Der Chef der Operationen zur Abwehr der Sinnesgleichen erschien eine Stunde später. Rachner Thrakt war sehr neu in seiner Dienststellung, ein junger Kupp und ein Einwanderer aus Basville. Es war seltsam, jemanden mit dieser Kombination auf solch einem Posten zu sehen. Er wirkte ziemlich klug, aber eher ein Büchertyp als ein Kämpfer. Vielleicht war das gut so; sie brauchten weiß Gott Leute, die die Sinnesgleichen wirklich verstanden. Wie konnten traditionelle Werte so entarten? Im Großen Krieg waren die Sinnesgleichen eine kleine Sekte innerhalb des Basser-Reichs gewesen und hatten insgeheim den Einklang unterstützt. Doch Viktoria Schmid glaubte, sie würden die nächste große Bedrohung sein – vielleicht folgte sie aber auch nur ihrem allgemeinen Misstrauen gegenüber Traditionalisten.
Thrakt legte sein Regencape auf das Mantelregal und schnallte die Seitentaschen ab, die er trug. Er stellte die Dokumente vor seiner Chefin hin. »Die Sinnesgleichen stecken bis zu den Schultern in dieser Sache drin, General.«
»Wieso wundert mich das nicht?«, sagte Schmid. Unnerbei wusste, wie erschöpft sie sein musste, doch sie wirkte frisch, fast die gewohnte Viktoria Schmid. Fast. Sie war so ruhig, so höflich wie bei jeder Stabsbesprechung. Ihre Fragen waren klug wie immer. Doch Unnerbei sah den Unterschied, den Anflug einer Ablenkung. Es wirkte nicht, als mache sie sich Sorgen, sondern eher, als sei die Generalin mit ihren Gedanken irgendwo anders. »Trotzdem war es heute Morgen nicht besonders wahrscheinlich, dass die Sinnesgleichen darin verwickelt sind. Was hat sich verändert, Rachner?«
»Zwei Verhöre
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